Ein Preuße der Deutscher sein wollte.
Als ein Junge am 1. April 1815 in Schönhausen a.d. Elbe das Licht der Welt erblickte, konnte noch keiner ahnen, welch nachhaltigen Einfluß dieser Knabe auf die deutschen Lande haben würde.
Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen war ein außergewöhnlicher Preuße. Nach dem Absolvieren eines Studiums der Rechtswissenschaften und nach dem Militärdienst tat er sich zunächst als erfolgreicher Gutsverwalter hervor. Da ihn diese Tätigkeit nicht vollends ausfüllte, engagierte er sich neben einem Selbststudium in Philosophie, Kunst, Religion und Literatur, zunächst in der Kommunalpolitik und wurde 1845 Mitglied des Provinziallandtages der Provinz Pommern. Kurze Zeit später, 1847, wurde er Mitglied des vereinigten Landtages und bereits 1849 wurde er in die zweite Kammer des preußischen Landtages gewählt. Seit Beginn seiner politischen Laufbahn machte er durch seine klare politische Haltung und mit seinen Reden im Landtag auf sich aufmerksam. Auch dem König von Preußen fiel dies auf. Obwohl Otto von Bismarck keine Ausbildung oder Erfahrungen im Bereich der Diplomatie hatte, schickte ihn Friedrich Wilhelm IV. als preußischer Vertreter zum Bundestag nach Frankfurt und danach als Gesandten nach St. Petersburg. Wie sich herausstellte, waren dies für sein späteres Wirken, zur Vollendung der Deutschen Einheit, wertvolle Erfahrungen.
Durch sein diplomatisches Geschick, seine Standhaftigkeit und sein stark ausgeprägtes Pflichtgefühl war es nur eine Frage der Zeit bis Wilhelm I., nun König von Preußen, ihn zu höheren Ämtern berief. 1862 ernannte ihn Wilhelm I. zum Ministerpräsidenten von Preußen; zunächst mit dem Ziel, zusammen mit Kriegsminister Roon, die dringend benötigte Heeresreform in Preußen umzusetzen.
Seine Erfolge sorgten dafür, daß Otto von Bismarck-Schönhausen 1865 zunächst in den Grafenstand erhoben wurde.
Zwischen Wilhelm I. und Otto von Bismarck hatte sich ein besonderes Vertrauensverhältnis gebildet, das Bismarck in die Lage versetzte, den König bei schweren Entscheidungen zu unterstützen. Durch seine Klare Sicht auf die Dinge gelang es ihm immer das Wohl Preußens zu fördern und die Vereinigung der Deutschen Staaten voranzubringen.
Alle Krisen wurden gemeistert und die Früchte seines Strebens zeigten sich 1867 in der Gründung des Norddeutschen Bundes und schließlich, nach dem Deutsch-Französischen Krieg, in der Reichsgründung 1871 mit der umgangssprachlich bezeichneten Bismarckschen Reichsverfassung. Von nun an trug er den Titel: Fürst von Bismarck.
Nun folgte, zusätzlich zu seiner Funktion als Ministerpräsident von Preußen, die Berufung als Reichskanzler im neu gegründeten Völkerrechtssubjekt Deutsches Reich. Die Leistung Otto von Bismarcks, die verschiedenen Kulturen und Interessen aller deutschen Staaten in einem Gesamtstaat zu vereinen, in dem sich ein deutsches „Wir“ Gefühl ausbreitete, kann nicht genug gewürdigt werden. Einen Bayer und einen Preußen in einen gemeinsamen Staat zu integrieren, war lange Zeit unvorstellbar.
Die Amtszeit als Reichskanzler war geprägt vom Ausbau und der Perfektionierung des Staatsapparates sowie dem selbstbewußten Auftreten des Deutschen Reiches auf dem internationalen Parkett. Hervorzuheben ist hier vor allem die Sozialgesetzgebung, die bis heute Grundlage des Sozialstaates ist.
Otto von Bismarck war die Personifizierung des obersten Staatszwecks: „… zum Schutze des Bundesgebietes und des innerhalb desselben gültigen Rechtes, sowie zur Pflege der Wohlfahrt des Deutschen Volkes.“
Nach seiner Entlassung als Reichskanzler 1890 durch Wilhelm II. ging er als Herzog zu Lauenburg nach Friedrichsruh, wo er bis zu seinem Tode am 30. Juli 1898 ein weitestgehend zurückgezogenes Leben führte.
Um ihn und seine Leistungen zu ehren, wurde Otto von Bismarck in etwa 400 Städten zum Ehrenbürger ernannt und im ganzen Bundesgebiet verteilt entstanden Bismarcktürme. Heute, an seinem 210. Geburtstag, lassen wir ihm zu Ehren große Fanale erhellen. Dies ist eine Geste der Dankbarkeit und Bewunderung vor seinem Lebenswerk, aber auch das Versprechen, daß wir Deutsche sein Erbe sehen und gewillt sind, dieses anzunehmen.