Dezember 2021. Seit nunmehr über 107 Jahren befinden wir uns in diesem unsäglichen uns aufgezwungenen Krieg. In dieser langen Zeit hat sich die Art der Kriegsführung extrem geändert. Inzwischen findet der Kampf nicht mehr mit Soldaten in Gräben mit Granaten und Gewehren statt, sondern über mediale psychologische Kriegsführung. Es liegt in der Natur der Dinge, daß viele Menschen gerade im Krieg die Weihnachtszeit nicht im Kreise ihrer Lieben verbringen können. Ein Blick auf die aktuellen Zustände im deutschen Bundesgebiet zeigt auf dramatische Weise, daß sich das auch heute nicht geändert hat.
Und doch versuchen wir, genau wie unsere Ahnen, trotz widrigster Umstände, diese Zeit so besinnlich und würdevoll wie möglich zu verbringen.
Werfen wir also nun einen Blick auf Ereignisse, welche sich 1914 in Bazura in einem württembergischen Regiment an der Ostfront zutrugen:
Weihnachten an der Ostfront
Quelle: die Württemberger im Weltkrieg von General Otto von Moser, 2. Auflage aus dem Jahre 1928. Seite 320
In den elenden Polenhütten an der Bzura wurde manch stimmungsvolle Weihnachtsfeier abgehalten, die jedem Teilnehmer unvergeßlich fürs ganze Leben sein wird. Einige Tage nach Weihnachten, als die Batterie das erste mal wieder einen Ruhetag hatte, ließ der Führer der 6. Batterie den Abteilungskommandeur bitten. Die Tür zu einer Scheune wurde aufgeschoben, da war die ganze Batterie um einen brennenden Lichterbaum versammelt, in der Mitte stand der wie ein Vater von allen geliebte Hauptmann Lobenhoffer. Wie schön klangen fern von der Heimat inmitten guter Kameraden die guten deutschen Weihnachtslieder und die Worte des Divisionspfarrers, dem Hauptmann Lobenhoffer im Namen der Batterie dankte. Dann kam die Fröhlichkeit zu ihrem Recht. Aus der Feldküche wurde Grog verschenkt und die bergeweise aufgetürmten Liebesgaben wurden verteilt ohne Unterschied an Offizier und Mann, an arm und reich. Wer mehr hatte wie die andern, gab gern ab oder suchte durch Tauschgeschäfte nützliche Gegenstände zu bekommen. Alle hofften, am nächsten Weihnachtsfest wieder zu Hause zusein, und niemand rechnete mit der Möglichkeit, daß es für den Hauptmann und für manchen lieben Kameraden das letzte Weihnachtsfest sein sollte, das sie hier auf Erden feierten.
In größter Not hielten unsere Ahnen zusammen und warfen sich der Tyrannei mutig entgegen. Sie gaben alles, nicht zuletzt ihr Leben, um ihrem Vaterland und ihren Nachkommen eine gerechte und friedliche Welt zu hinterlassen.
Inzwischen sind viele Weihnachtsfeste ins Land gegangen und die Erinnerung an die Heldentaten und die Opfer unserer Ahnen verblassen immer mehr. Doch gerade in den letzten beiden Jahren nehmen diese Erinnerungen wieder klarere Konturen an. Vielen der Nachfahren dieser Deutschen ist bewußt geworden, daß dieser unsägliche Krieg noch immer tobt und Tag für Tag seine Opfer fordert.
Es ist an uns, diesem Schrecken, dieser Ungerechtigkeit und dieser Not endlich ein Ende zu bereiten. Ganz im Geiste unserer Ahnen wollen wir auch die Feiertage nutzen, um Kraft zu tanken und uns der Altvorderen zu erinnern. Mögen ihre Leistungen Ansporn und Quell der Kraft für uns sein, um ihren Weg weiter zu gehen. Einen Weg, an dessen Ende uns Frieden und Freiheit, nicht nur für die Deutschen, sondern für die ganze Welt erwartet.
Euch allen ein frohes und besinnliches Fest.