Rudolf und Ludwig.
Ludwig II. hatte aus seiner (dritten) Ehe mit Mathilde von Habsburg zwei Söhne hinterlassen: Rudolf (geb. 4. Oktober 1274), der „Stammler” genannt, und Ludwig (geb. 1282), nachmals „der Bayer” genannt. Da Ludwig bei dem Tode des Vaters erst zwölf Jahre zählte, so übernahm Rudolf der Stammler die Regierung in der Rheinpfalz und in Oberbayern nebst der Vormundschaft über den noch unmündigen Ludwig. Vergeblich waren die Einreden der Mutter, welche nicht nur auf Vormundschaft, sondern auch auf Mitregierung Anspruch machte: sie mußte sich mit einem kleinen Landstriche in Oberbayern (worin die Städte Ingolstadt, Neuburg und Höchstadt a. d. Donau lagen) begnügen und wohnte abwechselnd zu Neuburg und Ingolstadt.
Bekämpfung der Alleinherrschaft durch Habsburg.
Da ihr unmündiger Sohn Ludwig noch der Erziehung bedurfte, so brachte sie ihn zu ihrem Bruder, dem nachmaligen deutschen König Albrecht (1298-1308), wo er mit dessen Söhnen Friedrich und Leopold, seinen nachmaligen Gegnern, zum Jüngling heranreifte. Der junge Herzog Rudolf vermutete in der Person des Otto Krondorfer, der unter Ludwig dem Strengen aus dem niedersten Stande bis zur Würde des ersten geheimen Rathes emporgestiegen, den Haupturheber des zwischen ihm und seiner Mutter Mathilde eingetretenen Zerwürfnisses und ließ ihn daher, ohne der Sache auf den Grund zu gehen, im Schloß zu Dachau hinrichten (1294).
Als er aber merkte, daß die Bekämpfung seiner Alleinregierung von den Habsburgern ausgehe, faßte er gegen diese heftige Abneigung und verlobte sich (19. Mai 1294) mit Mathilde, der dritten Tochter des Königs Adolf von Nassau. Die Vermählung erfolgte zu Nürnberg (2. Sept. 1294). Im Frühjahre 1295 ward Herzog Rudolf von dem Bischofe und den Bürgern Augsburgs befehdet, weil er nicht darauf einging, die Festungswerke zu Kaltenberg und Friedberg, die Ludwig der Strenge errichtet, zu beseitigen. Die herzogliche Veste Kaltenberg wurde durch die Augsburger, das augsburgische Mergentau (bei Friedberg) durch die Bayern zerstört.
Ein Vertrag zu Lechfeld (4. Oktober 1295) sollte der Fehde ein Ende machen, aber der Bischof und die Bürger Augsburgs bündeten sich (15. Juni 1296) aufs neue und verbrannten (1297) das Schloß Päl, welches Rudolfs Parteigängern, den Brüdern Engelschalk und Konrad von Wildenrode, gehörte. Rudolf, dem Stephan I. von Niederbayern zu Hilfe kam, schloss nach mehrfachen Verwüstungen, die er auf dem Gebiete seiner Gegner angerichtet, zu München (8. Mai 1297) einen vorteilhaften Frieden. Auch legte er, von den Augsburgern unterstützt, die blutige Fehde bei, die ob der Einäscherung Päls zwischen den Rittern von Wildenrode und Haldenberg einerseits und den Edlen von Rohrbeck anderseits entstanden war *).
Rudolf ließ es sich angelegen sein, seinen Schwiegervater, den König Adolf, in der Behauptung seiner Würde zu unterstützen; allein Albrecht von Habsburg, der diese Würde anstrebte, brachte es bei einer Zusammenkunft der deutschen Fürsten in Prag (Juni 1297) dahin, daß diese über die Entsetzung Adolfs und die Erhebung Albrechts von Habsburg schlüssig wurden. Als deshalb im Frühjahre 1298 zwischen Adolf von Nassau und Albrecht von Österreich ein Krieg ausbrach, zog Rudolf von Oberbayern und mit ihm die niederbayerischen Herzöge Otto und Stephan (ihr Bruder Ludwig war gegen Ende des Jahres 1296 bereits gestorben) durch Schwaben nach dem Rhein, um Adolfs Macht zu verstärken.
Nach ihrer Ankunft wagte Adolf die Schlacht bei Gölheim (2. Juli 1298), die ihm das Leben kostete. Auf die Nachricht von dem Tode Adolfs zogen sich die bayerischen Herzöge mit ihren Kriegsleuten nach Heidelberg zurück und blieben daselbst bis zum 28. Juli, den Tag, wo nach mehrmaligen Verhandlungen Albrechts Wahl zum deutschen König zu Stande kam. Unter den Wählern Albrechts war auch Herzog Rudolf von Oberbayern, denn seine Mutter Mathilde hatte ihn wenige Tage vor der Wahl mit Albrecht auszusöhnen gewusst. Rudolf hatte bei dieser Gelegenheit versprechen müssen, seine Mutter und seinen Bruder an der Regierung Bayerns teilnehmen zu lassen. Er tat es, aber ungern, und es blieb ein Groll gegen beide in seinem Herzen zurück.
Streit um Rhein-Zölle.
Im dritten Jahre der Regierung Albrechts (1298-1308) erhob sich ein Streit wegen der Rhein-Zölle, bezüglich deren König Albrecht behauptete, daß sie zum Reichsgute gehörig und ganz widerrechtlich unter seinen schwachen Vorgängern von den rheinischen Fürsten errungen worden seien. Dagegen erhoben nicht bloß die drei geistlichen Kurfürsten, sondern auch Rudolf von Oberbayern in seiner Eigenschaft als Pfalzgraf bei Rhein Einsprache. Das unvermutete Eintreffen einer Bulle des Papstes Bonifazius VIII., welche die Wahl Albrechts als irregulär missbilligte und eine Untersuchung verlangte, gab den bedrohten Rheinfürsten eine willkommene Gelegenheit, ihren Gegner zu ängstigen, und sie ließen ihm die Weisung zukommen, sich vor dem Pfalzgrafen-Gerichte wegen der wider ihn erhobenen Anschuldigungen, namentlich wegen der eigenhändigen Ermordung seines Vorgängers Adolf zu verantworten.
Statt sich vor das bezeichnete Gericht zu stellen, zog Albrecht gegen Herzog Rudolf von Oberbayern ins Feld und nahm ihm einen Teil der Rheinpfalz weg. Rudolf verlor in diesem Kampfe, in welchen sämtliche Herzöge Bayerns für Albrecht Partei nahmen, die Stadt Wisloch in der Rheinpfalz, die Stadt Schongau am Lech und die Burg Schwabeck; das Schloß Donauwörth wurde vom Grund aus zerstört. So viel Unglück auf ein Mal machte auf Rudolf einen schmerzlichen, ja niederschlagenden Eindruck. Da er seine Mutter für die Hauptursache dieser Unfälle hielt, so beschloss er, selbe durch einen Gewaltstreich ihres bisherigen Einflusses zu berauben.
Im Jahre 1301, zu einer Zeit, wo König Albrecht am Rhein mit der Belagerung der Mainz’schen Stadt Bingen vollauf beschäftigt war, ließ er seine Mutter, seinen Bruder und den Rathgeber beider, den Ritter Konrad von Öttlinger (so genannt von der Burg Öttling an der Donau bei Pföring) auf dem Schloße Schiltberg aufheben und gefangen nach München führen unter dem nichtigen Vorwande, daß zwischen seiner Mutter Mathilde und dem Ritter von Öttlinger eine ungeziemende Vertraulichkeit bestehe. Nach längerer Haft ließ sich die Herzogin-Witwe herbei, gegen Zusicherung eines standesmäßigen Jahresgehaltes den Regierungsgeschäften zu entsagen, begab sich aber, als sie in Freiheit gesetzt war, nach Nördlingen zu ihrem Bruder Albrecht, dem sie mit tiefer Wehmuth die von ihrem Sohne erlittene Mißhandlung klagte.
Als sich die Nachricht verbreitete, daß König Albrecht den zwischen Rudolf und seiner Mutter Mathilde geschlossenen Vertrag für ungültig erkläre, weil derselbe erzwungen sei, ergrimmte Rudolf dergestalt, daß er den noch immer gefangen gehaltenen Öttlinger ohne richterlichen Spruch im Gefängnisse enthaupten ließ.
Geteilte Herrschaft.
Aus Furcht vor Albrechts Rache stellte sich Rudolf zu Nördlingen vor dem König und erhielt Verzeihung auf die Bedingung hin, daß er seinem Bruder und der Mutter eine beschränkte Mitherrschaft zukommen lasse (1301). Der Anfang der gemeinsamen Regierung wurde damit gemacht, daß beide Herzöge (am 2. Januar 1302) zu Schnaittach eine Urkunde unterzeichneten, durch welche die Herren, Prälaten, Grafen, Freien, Dienstmannen, Ritter, rittermäßige Mannen auf dem Lande und in den Städten, Bürger und Bauleute den beiden Herzögen „eine gemeinsame Viehsteuer” (so genannt, weil sie nach dem Viehstande entrichtet wurde) bewilligten und dafür die Erlaubnis erhielten, sich miteinander zu einigen. Diese Urkunde bildet die Grundlage der nachherigen landständischen Verfassung in Bayern. Die Herzogin-Witwe schloss ihr Leben im Jahre 1304 und wurde an der Seite ihres Gemahls zu Fürstenfeld beigesetzt.
Die Kunde von ihrem Tode kam den beiden Söhnen in Böhmen zu, wo sie an der Seite ihres Oheims Albrecht gegen den Böhmenkönig Wenzel IV. kämpften, weil dieser nach dem Tode des Königs Andreas III. von Ungarn (14. Januar 1301) seinen Sohn Wenzel V. (26. August 1301) als König Ungarns hatte krönen lassen, während Albrecht seinen Sohn Rudolf († 1307) auf den ungarischen Thron erhoben wissen wollte. Die Böhmen leisteten in diesem Kampfe so tapfer Widerstand, daß Albrecht im Oktober 1304 unverrichteter Dinge abziehen musste.
In dem folgenden Jahre starb der Graf Gebhard von Hirschberg-Sulzbach, der letzte männliche Sprosse dieser altadeligen Familie. Seine Allodialgüter Hirschberg und Bärching fielen zufolge eines Vermächtnisses an das Bistum Eichstädt, seine übrigen Besitzungen (die Ämter Hilpoltstein, Hirschau, Werdenstein nächst Sulzbach, einige Besitzungen im Amte Hohenstein, das Oberamt Sulzbach mit Lauterhofen, Sulzbach, Rosenberg, Ammerthal, Breitenbrunn, Pfaffenhofen bei Kastl, die Ämter Hartenstein, Hemau, Altmannstein und Holstein) gingen gemäß einem zu Gaymersheim (19. Sept. 1305) erfolgten Schiedsspruche auf die oberbayerischen Herzöge Rudolf und Ludwig über, weil die Gemahlin des Erblassers, Sophia, eine Schwester Ludwigs des Strengen, des Vaters der beiden Herzöge Rudolf und Ludwig gewesen.
Seit dieser Zeit wurde der ganze Nordgau bis auf die Landgrafschaft Leuchtenberg von den Herzögen Bayerns wieder unmittelbar beherrscht, wie dieß zur Zeit des Agilolfingers Tassilo II. der Fall gewesen. Die niederbayerischen Herzöge Otto III. und Stephan I., welche zu dem Grafen Gebhard von Hirschberg im gleichen Verwandtschaftsverhältniße standen, wie die oberbayerischen Herzöge, erhoben auf einen Theil der Hirschberg’schen Hinterlassenschaft Anspruch, wurden aber auf dem Reichstage, der am 13. Dezember 1307 zu Nürnberg gehalten wurde, mit ihrer Forderung abgewiesen.
So lange Kaiser Albrecht lebte, wagte es Herzog Rudolf von Oberbayern nicht, seinem Bruder Ludwig den Anteil an der Regierung zu verweigern, den er ihm durch den Vertrag zu Nördlingen (1301) zugestanden hatte. Als aber der Kaiser durch die Hand seines ruchlosen Vetters, des Herzogs Johann von Schwaben, am 1. Mai 1308 gefallen war, fasste Rudolf den Entschluss, die Regierung Bayerns wieder allein zu führen. Dabei kam ihm gelegen, daß nicht ein Habsburger, sondern Heinrich VII. von Luxemburg zum deutschen Könige gewählt wurde.
Teilung und Vereinigung.
Diesem Heinrich VII. (1308-1313) hing Rudolf ganz an, verlobte sogar seinen ältesten Sohn (Ludwig, † 1312) mit des Königs Tochter Maria und versprach einige Güter am Rhein als Heiratsgut. Obschon Rudolf den letzten Punkt geheim hielt, bekam sein Bruder Ludwig doch Kenntniß davon und wurde so aufgebracht, daß er eine Teilung der Länder begehrte. Diese erfolgte denn auch durch Schiedsrichter im Jahre 1310. München ward Rudolf zugesprochen, Ingolstadt und das Land links der Isar bekam Ludwig; die Pfalz am Rheine blieb beiden gemeinsam.
Aber wie sehr auch die Schiedsrichter bemüht gewesen waren, den beiden Herzögen gerecht zu werden, so zeigte sich doch Ludwig unzufrieden und griff, als Rudolf auf seine Vorschläge nicht einging, zum Schwerte. Zwei Jahre kämpften die Brüder gegen einander, bis Ludwigs Mittel so erschöpft waren, daß er mehrere Besitzungen an die Augsburger verpfänden mußte. Endlich ging er in sich und bot dem Bruder die Hand zur Versöhnung. Weil man aber einsah, daß eine beide Herzöge zugleich befriedigende Teilung schlechterdings unmöglich sei, hob man die früher gemachte Teilung ganz auf und schritt zur Wiederherstellung einer gemeinsamen Regierung.
Der hierauf bezügliche Vertrag wurde zu München am 21. Juni 1313 abgeschlossen und enthielt die Bestimmungen, „daß Rudolf das Kurfürstenamt allein verwalte, so lange er lebe, würde ihn Ludwig überleben, so solle dieser alle seine Länder und das Kurfürstenamt erben und alles dies haben bis an seinen Tod, und Rudolfs Kinder dürften keinen Teil daran suchen, so lange Ludwig lebe, und so umgekehrt. Erst wenn beide Brüder Tod wären, sollten ihre Söhne in die ungeteilte Regierung eintreten, jedoch so, daß der älteste Prinz das Kurfürstenamt allein verwalte; wollten sie aber nicht gemeinschaftlich regieren, so sollten sie ohne Rücksicht auf Alter das Land am Rheine und in Bayern teilen und hinsichtlich der Kurwürde dahin sich vergleichen, daß derjenige, welche sie durch Übereinkunft bekäme, die anderen entschädige.“
Schlacht bei Gammelsdorf.
Mittlerweile war dem Herzog Ludwig von den niederbayerischen Herzögen Stephan I. († 1310) und Otto III. († 1312) die Vormundschaft über deren minderjährige Söhne **) übertragen worden. Der niederbayerische Adel war gegen diese Pflegschaft und lud Friedrich den Schönen von Österreich ein, als Verwandten der niederbayerischen Prinzen von weiblicher Seite die Vormundschaft sich anzueignen. Ludwig griff zum Schwerte und trug bei Gammelsdorf unweit Moosburg über das Heer Friedrichs und des niederbayerischen Adels einen glänzenden Sieg davon (9. Nov. 1313). Die Bürger von Moosburg, Landshut, Ingolstadt und Straubing, die sich dem Heere Ludwigs angeschlossen, hatten dabei den Ausschlag gegeben. Deshalb überließ ihnen Ludwig reiche Beute und verlieh den Ingolstädtern den feuerspeienden Panther ins Wappen, den Landshutern aber statt der drei Pickelhauben drei Helme, weil sie es den Rittern gleich getan hatten.
Herzog Friedrich nahm kein zweites Treffen an, denn er wollte in dem kritischen Zeitpunkte, wo Kaiser Heinrich VII. von Luxemburg gestorben (24. August 1313) und Hoffnung auf seine Erhebung zum deutschen Könige gegeben war, seine Streitmacht keiner weiteren Schwächung aussetzen. So kam (durch die Vermittlung des Erzbischofs von Salzburg, des Bischofs von Regensburg und des abgesetzten Böhmenkönigs Heinrich) zu Salzburg (17. April 1314) ein Vergleich zu Stande, dem zufolge Friedrich der Schöne von Österreich und sein Bruder Leopold die niederbayerische Pflegschaft des Herzogs Ludwig anerkannte. Der Bund des niederbayerischen Adels ward aufgelöst, damit nicht von dieser Seite her neue Störungen verursacht würden. Bei dieser Gelegenheit besprachen Ludwig und Friedrich die kommende Wahl des deutschen Königs, und Ersterem lag damals der Gedanke an seine eigene Erhebung noch so ferne, daß er seinen Freund Friedrich zur Bewerbung aufforderte und ihm versprach, für seine Erhebung nach Tunlichkeit mitzuwirken.
Der Ruhm, den sich Ludwig durch den Sieg bei Gammelsdorf erworben, erfüllte ganz Deutschland mit solcher Bewunderung, daß die Mehrzahl der deutschen Kurfürsten, darunter auch der Böhmenkönig Johann von Luxemburg, den Herzog Ludwig von Oberbayern am 20. Oktober 1314 zu Frankfurt vor der Stadt rechts des Mains zum deutschen König wählte ***).
Das Ende Rudolfs.
Tags zuvor hatte Ludwigs Bruder Rudolf‚ mit der Minderzahl der Kurfürsten zu Sachsenhausen, einer Vorstadt Frankfurts, Friedrich den Schönen von Österreich gewählt. Die Frankfurter, welche beim Herannahen der Kurfürsten und ihrer Heere die Thore der Stadt geschlossen hatten‚ öffneten auf die Nachricht, daß Ludwig der rechtmäßig gewählte König sei, die Tore ihrer Stadt, und Ludwig ward nach alter Sitte in der St. Bartholomäuskirche auf den Altar gehoben und dem Volke als König gezeigt. Von da begab sich Ludwig nach Aachen und wurde, weil der gesetzmäßige Krönungsbischof, der Kurfürst von Köln, die Vornahme der Krönung verweigerte, mit seiner Gemahlin Beatrix (einer Tochter des Herzogs BoIeslaus von Maßovien) von dem Kurfürsten von Mainz am 26. November 1314 gekrönt.
Friedrich, dem die Frankfurter und Aachener die Aufnahme in ihre Mauern beharrlich verweigert hatten, war nach Bonn gezogen und hatte sich von seinem Freunde, dem Erzbischof von Köln, einen Tag früher krönen lassen. Zwischen Friedrich dem Schönen und Ludwig entbrannte nun eine langwierige Fehde, wobei Friedrich nicht bloß von seinem eigenen Bruder Leopold, sondern auch von Ludwigs Bruder, Rudolf, unterstützt wurde. Trotzdem wusste Ludwig die Oberhand zu behaupten und hielt unter allgemeinem Jubel des Volkes im April 1315 seinen Einzug in München.
Die Niederlage, welche die Österreicher zuerst (16. November 1315) in den Engpässen bei Morgarten durch die Schweizer, und dann (19. September 1316) am Neckar bei Eßlingen durch Ludwig den Bayern erlitten, beugten Rudolf vollends, so daß er sich entschloß, die Regierung Oberbayerns und der Rheinpfalz ganz niederzulegen. Er tat dies zu München am 26. Februar 1317, regte aber bald darauf die Gemüter neuerdings gegen seinen Bruder auf. Da er Ludwigs Rache fürchtete, ging er gegen das Ende des Jahres 1318 nach Österreich, wo er im August 1319 herrschaftslos starb 1).
1) Die in neuerer Zeit aufgestellte Behauptung, daß Rudolf in England gestorben sei, steht unbewiesen da.
*) Engelschalk von Wildenrode und sein Vetter Konrad von Haldenberg waren der Meinung, daß Päl von den Edlen von Rohrbeck verbrannt worden sei, und erstachen deshalb zu Augsburg den Weinhard von Rohrbeck; Konrad von Wildenrode, der Bruder Engelschalks von Wildenrode, war an diesem Morde nicht beteiligt.
**) Stephans I. Söhne waren Heinrich XIV. und Otto IV.; der Sohn Otto’s III. war Heinrich XV., der Ratternberger.
***). Auf Seite Ludwigs waren: Der Kurfürst Peter, Erzbischof von Mainz, Balduin, Erzbischof von Trier, Bruder des verstorbenen Kaisers Heinrich VII, die Markgrafen Heinrich und Waldemar von Brandenburg und König Johann von Böhmen-Luxemburg, dieser deshalb, weil er einsah, daß er selbst nicht durchgesetzt werden könne und für den Fall, daß ein Habsburger daran käme, für das Haus Böhmen-Luxemburg alles zu fürchten sei, besonders hinsichtlich Böhmens, worauf nicht bloß Heinrich von Kärnthen, sondern auch die Habsburger ein näheres Recht zu haben vorgaben. Auf Seite Friedrichs des Schönen stand der Kurfürst Heinrich von Birneberg, Erzbischof von Köln, und der Pfalzgraf Rudolf, welcher dem Münchener Vertrage von 1313 zufolge die pfalzbayerische Kurwürde bekleidete. Die beiden Stimmen von Kursachsen gaben keinen Ausschlag, da Herzog Johann von Sachsen-Lauenburg sich für Ludwig, Herzog Rudolf von Sachsen-Wittenberg sich für Friedrich den Schönen aussprach; die Stimme Heinrichs von Kärnthen, der sich für Friedrich entschied, kam nicht in Anschlag, da er längst sein Königreich Böhmen und damit das Kurrecht verloren hatte. Ludwig war demnach mit 4 gegen 2 Stimmen gewählt. Herzog Rudolf, der noch kurz vorher bei der Reichsstadt Augsburg für Österreich gegen seinen Bruder Ludwig geworben hatte, heuchelte nun Ergebung und zog sich darauf mit seiner Gemahlin Mathilde nach Wolfrathshausen zurück.
****). Vermutlich aus Furcht, die Rudolf vor Ludwig hegte, seit dieser auf dem Kornmarkte (jetzigen Marienplatze) in München zum Zwecke der Verschönerung trotz des Widerspruchs Rudolfs und mehrerer Bürger einige Häuser gewaltsam hatte abbrechen lassen.
Quelle: Sattler, Maximilian Vincenz, 1849-1894, „Lehrbuch der bayerischen Geschichte“ mit 50 Stamm- u. Regententafeln; statt e. neuen Aufl. d. Freudensprung’schen „Geschichte d. Königreiches Bayern“. München, 1868. J. Lindauer´sche Buchhandlung (Schöpping). (Seite 130 bis 138, Anhang 48). und 49).)