1361-1363. Oberbayern und Tirol unter Mainhard.
Nach dem Tode Ludwigs V. entstanden wegen der Nachfolge seines Sohnes Mainhard (1361-1363), eines bereits achtzehnjährigen Prinzen, große Streitigkeiten, an denen nicht nur alle bayerischen Fürsten, sondern auch der Herzog Rudolf IV. von Österreich, Mainhards Schwager, und Kaiser Karl IV. Antheil nahmen. Mainhard, ein in der Regierungskunst ganz unerfahrener Jüngling, überließ sich und die Regierung seiner Länder einer herrschsüchtigen Partei, welche Friedrich, den Sohn des Herzogs Stephan II. von Niederbayern-Landshut, an ihre Spitze stellte und vorgab, daß sie im Auftrag des verstorbenen Herzogs Ludwig V. handle. Als Stephan II. von Niederbayern den Plan dieser Partei durchschaute, welcher darauf hinausging, den jungen Mainhard die Zügel der Regierung ganz zu entreißen und für sich zu behalten, rückte er mit seinen Kriegsleuten in Oberbayern ein, brachte den flüchtigen Herzog Mainhard mit Hilfe der Bewohner Vohburgs in seine Gewalt und bewirkte vor einem in München zusammengetretenen Landtag den Beschluß, die Regierungshandlungen des Herzogs Mainhard nur dann anzuerkennen, wenn die Partei, die ihn bisher umlagert, seinen Theil an denselben habe (5. Mai 1362). Nachdem Mainhard unmittelbar darauf seine Freiheit wieder erlangt hatte, weilte er einige Zeit in München, erhielt von dort aus den Befehl, Ingolstadt zu erweitern und zu befestigen, und folgte gegen das Ende des Monats Oktober 1362 einer von den tirolischen Landständen an ihn ergangenen Einladung, ihr Land zu besuchen. Dort starb er an einem kalten Trunke, den er – vom Tanze erhitzt – zu sich genommen hatte, am 13. Januar 1363 auf dem Schloße Tirol, ungefähr zwanzig Jahre alt, ohne Kinder. Sein Leichnam wurde zu Meran *) bestattet.
Nach dem Ableben Mainhards führte seine Mutter Margaretha die Regierung Tirols drei Tage (14.-16. Januar 1363), am 4. Tage (17. Januar) ernannte sie eine Regierungs-Commission aus neun Räthen, an deren Spitze der Gebirgshauptmann Ulrich Matsch stand. Plötzlich traf der Herzog Rudolf IV. von Österreich, vermutlich von seiner Schwester Margaretha, des Herzogs Mainhard Witwe, und von deren Schwiegermutter, Margaretha Maultasche, herbeigerufen, in Botzen ein und überredete letztere, daß sie, ihrem vormals (1359) gegebenen Versprechen getreu, ihn und seine zwei noch lebenden Brüder Leopold III. und Albrecht III., in einer (zu Botzen am 26. Februar 1363 gegebenen) Urkunde als Erben Tirols einsetzte. Damit erklärte sich die Bevölkerung Tirols einverstanden, und Stephan II. von Niederbayern-Landshut, der erst Mitte Februars 1363 von einem Besuche des pfälzischen Kurfürsten Rupert I. aus Heidelberg zurückkehrte, sah sich so auf die Übernahme Oberbayerns beschränkt, dessen Stände ihm (am 26. Februar 1363) zu Freysing huldigten. Um kein Mittel, Tirol an sich zu bringen, unversucht zu lassen, trat er bei Kaiser Karl IV. zu Nürnberg klagend wieder seine Schwägerin Margaretha und die österreichischen Herzöge auf, fand aber kein geneigtes Gehör, weil der österreichische Herzog Rudolf IV. eine Tochter Kaiser Karls IV., Katherina, zur Frau hatte. Im Unmute griff nun Stephan zu Schwerte und besiegte die österreichischen Herzöge innerhalb sieben Jahren fünf mal (1363, 1364, 1365, 1368 und 1369), aber nie mit besonderem Erfolg. Im Siebten Jahre (29.September 1369) vermittelten im Auftrage Karls IV. der rheinische Kurfürst Rupert I. und der Erzbischof Piligrim von Salzburg zu Schärding den Frieden.
Die österreichischen Herzöge erhielten Tirol, der Herzog Stephan II. von Niederbayern-Landshut erhielt nur die der Margaretha Maultasche als Wittibgut verschriebenen Herrschaften Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, die (seit 1356) an die österreichischen Herzöge verpfändete Festung Schärding, Buch und Weißenhorn in Schwaben **) und die Verheißung einer Summe von 116.000 Goldgulden, die aber nie bezahlt wurden.
Margaretha Maultasche, welche schon im Jahre 1363 (Urkunde gez. zu Botzen am 19. September 1363, zu Meran am 1. Oktober desselben Jahres bestätigt) die Regierung Tirols an dem Herzog Rudolf IV. von Österreich abgetreten und seit dieser Zeit in Wien gelebt hatte, starb dort am 3. Oktober 1363 und wurde im Kloster zum heiligen Kreuz beigesetzt. Ihre Schwiegertochter Margaretha war gegen vier Jahre früher (14. Januar 1366) zu Brünn gestorben. Diese hatte sich im Laufe des Tiroler-Erbfolgestreites (26. Februar 1364) dem Bruder Kaiser Karls IV., dem Markgrafen Johann Heinrich von Mähren, demselben, mit dem ihre Schwiegermutter Margaretha schon vor zweiundzwanzig Jahren in putativer Ehe gelebt hatte, antrauen lassen, damit dem Hause Habsburg in der Behauptung Tirols und Unterstützung des Kaisers nicht entgehe.
*) Nach Arnpeckh zu Stamms.
**) Buch und Weißenhorn in Schwaben gehört zum Rücklasse des Grafen Berchtold von Reyssen, dessen Erbtochter Anna 1343 mit Friedrich, dem Sohne Herzogs Stephan II. von Niederbayern-Landshut, verehelicht war.
Quelle: Lehrbuch der bayerischen Geschichte für Gymnasien und zum Selbstunterricht bearbeitet von Kr. By. Sattler München, 1868. J. Lindauer`sche Buchhandlung, Seite 158-160.