Ausflug nach Brückenau.
Bad Brückenau. Nachdem der letzte Ausflug des ewigen Bundes in Bayern anlässlich eines Gedenkgottesdienstes zum Andenken an König Ludwig II. an den malerischen Würmsee führte, folgte man dieses Mal den Spuren seines Großvaters König Ludwig I. in das herrliche Unterfranken.
Historische Parkanlage mit Heilquellen.
Ziel unseres diesmaligen Ausflugs war das historische Staatsbad in Bad Brückenau. Das für seine Heilquellen berühmte und vom Kunstsinn König Ludwigs I. geprägte Heilbad bietet eine ideale Umgebung, um einzutauchen in die gute alte Zeit.
In vollendeter Harmonie arrangiert sich die elegante Parkanlage mit den barocken Gebäuden zu einem erhabenen Ensemble, in deren Mitte ganze fünf lebensspendende Wasserquellen bereitstehen. Die König Ludwig I. Quelle, die Sinnberger Quelle, die Wernarzer Quelle, die Bad Brückenauer Vitalquelle und zu guter Letzt die Lola-Montez-Quelle. Ironischerweise war letztgenannte die einzige Quelle, die einen faden Beigeschmack hinterließ.
Im Norden des Areals überragt der Fürstenhof nahezu monumental die Parkanlage. Am südlichen Anstieg gegenüber des Fürstenhofes und mit ihm auf gleicher Höhe befindet sich das 1819 erbaute, einstige Gästehaus „Bellevue“ (schöne Aussicht). Heute findet sich dort ein Wirtshaus, und natürlich nicht irgendein Wirtshaus, sondern, wie sollte es in Bayern auch anders sein, ein vorzüglich dirigiertes, italienisches Restaurant, mit herrlicher Küche und strapazierfähiger Freundlichkeit.
Bewegte Geschichte.
Doch das Staatsbad in Bad Brückenau hat nicht nur ein klassisches Ambiente mit außergewöhnlichen Wasserquellen und guter Küche zu bieten, sondern auch eine spannende Historie.
Die Badeanlage entstand ab Mitte des 18. Jahrhunderts nachdem 1747 eine Wasserquelle, die heutige „Ludwig I. Quelle“, wiederentdeckt wird. Zu dieser Zeit gehörte Brückenau noch zu Fulda und der Fuldaer Fürstabt begann die Erschließung des Areals. Die ersten Kurgebäude werden ab 1749 errichtet. Der weitere Ausbau verzögert sich jedoch auf Grund des 7-jährigen Krieges von 1756-1763. Erst 1779 folgt das erste Badehaus. Während den französischen Revolutionskriegen wird das Bad dann immer wieder geplündert und verwüstet.
Brückenau wird bayerisch.
Erst 1816 fällt Brückenau im Rahmen der Neuordnung Europas durch den Wiener Congress dem Königreich Bayern zu. Nun beginnt die Blütezeit der Anlage. König Ludwig I. nämlich, damals noch Kronprinz, entdeckt seine Liebe zum Brückenauer Kurbad. Von 1818 bis 1862 verbringt der Sohn des ersten bayerischen Königs, Maximilian I. Josef, zahlreiche, ausgedehnte Aufenthalte in der Kuranlage. So manchen Sommer über wurde das Königreich Bayern aus dem Brückenauer Fürstenhof heraus regiert. Ludwig I. machte das Bad in Brückenau zu einem Kleinod bayerischer Staatsbäder, welches immer wieder Ausflugsziel herausragender Persönlichkeiten ist.
Hoher Besuch.
Im Jahr 1830 beispielsweise besuchte Charlotte von Preußen den Bayernkönig in seiner Anlage. Sie war seit 1817 mit dem russischen Zaren verheiratet und unter dem Namen Alexandra Fjodorowna Kaiserin von Russland.
1898 nutzte Kaiserin Elisabeth von Österreich (aus dem Hause Wittelsbach) das erholsame Ambiente der Anlage zur Sommerkur. Das es ihre letzten Tage sein werden, ahnte zu diesem Zeitpunkt natürlich noch niemand. Die nächste Station ihrer Reise wird sie nicht überleben. Am 10. September des selben Jahres wird Kaiserin Sissi, wie sie heute noch liebevoll genannt wird, in Genf von einem italienischen Anarchisten mit einer Feile angegriffen. Sie stirbt wenige Stunden später an den Folgen der heimtückisch zugefügten Verletzung. Ihre selbst verfassten Gedichte werden 60 Jahre lang vom bayerischen Königshaus verschlossen aufbewahrt, bis man sie am 3. Juli 1951 dem Bundespräsidenten der Schweiz übergibt. So hatte es die unvergessliche Kaiserin in ihrem Testament verfügt.
Der „Ellwanger Kreis“ in Brückenau.
Aber auch einem finstren Kapitel deutscher Geschichte musste das Staatsbad eine Bühne bieten. Im 1901 nachträglich erbauten Parkhotel trafen sich am 13. April 1948 etwa 60 zwielichtige Gestalten, um über das Schicksal der besetzten deutschen Lande zu beraten. Die Politiker des sog. Ellwanger Kreises und andere einflussreiche Herren waren angereist, um im Auftrag und unter Aufsicht der Besatzer mit Konrad Adenauer über die künftige Ausgestaltung deutscher Gebiete zu befinden. Es war das einzige Mal, daß der Ellwanger Kreis außerhalb Ellwangens, einer Württemberger Kleinstadt nahe der bayerischen Grenze, tagte, und es war auch das einzige Mal, daß Konrad Adenauer daran teilnahm.
Insgesamt dürfte es wohl das bedeutendste Treffen dieser Art gewesen sein. Vertreter der Sozialdemokraten blieben außen vor, waren sie doch entschieden gegen eine Zerstückelung Deutschlands eingetreten. Was bei diesem „Ausflug“ besprochen wurde, erfuhren in Teilen aber auch sie. Im sozialdemokratischen Pressedienst stand eine Woche später zu lesen: „Die Besprechungen wurden um den von dem »Ellwanger Kreis» aus erarbeiteten Verfassungsentwurf geführt. Dieser Entwurf sieht vor, dass Deutschland ein Bundesstaat mit der Bezeichnung «Bundesrepublik Deutschland» sein soll.“ Die Bezeichnung «Deutsches Reich» erschien den Herren nicht mehr angemessen. Warum wohl?
Protokolliert wurde dieses Treffen natürlich nicht. Geht ja auch niemanden etwas an. Wie viele Sitzungen von Konrad Adenauer „un-protokolliert“ geblieben sind, wird einst Gegenstand der Forschung werden. Aus Bad Brückenau kehrte der Macher der Bundesrepublik jedoch gestärkt nach Hause. Ob es am Heilwasser der bayerischen Quellen lag? Wer weiß das schon. Adenauer wurde schlußendlich, nachdem er am 23. Mai 1949 das sog. „Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland“ verkündete am 15. September 1949 mit der ersten Kanzlerschaft dieser Republik belohnt.
Doch auch eine solche Episode vermag es nicht, den würdevollen Glanz des Staatsbades in Bad Brückenau zu schmälern. Viel zu charakterstark ist der Ausdruck, den König Ludwig I. diesem Ort verlieh. Und wenn im Parkhotel dereinst die Proklamation des Königreichs seinen Beschluß findet, dann wird auch dieses unrühmliche Kapitel ein gerechtes Urteil erfahren.
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