Eine Beschreibung aus 1884.
1. Lage, Größe und Grenzen.
Das Königreich Bayern, der zweitgrößte Staat des am 18. Januar 1871 neu aufgerichteten Deutschen Reiches, liegt in Süddeutschland und besteht aus zwei durch Württemberg, Baden und Hessen getrennten Teilen. Einem Größeren, östlichen und einem kleineren westlichen. Der östliche Teil, das Hauptland, hat 1270 Quadratmeilen, der westliche, die Pfalz, 108 Q. M. Flächeninhalt; der Gesamtflächenraum von Bayern beträgt demnach 1378 Quadratmeilen. Das Hauptland grenzt gegen Osten und Süden an Österreich (Böhmen, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg) und an den Bodensee, gegen Westen und Norden an Staaten des Deutschen Reiches (Württemberg, Baden, Hessen, Preußen, Sachsen-Weimar, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg-Gotha, Reuß jüngere Linie, Königreich Sachsen); die Pfalz grenzt östlich an Baden (Rhein), südlich an das Reichsland Elsaß-Lothringen, westlich an Preußen, nördlich an Hessen.
2. Gebirge.
1) Züge der Alpen, von Westen nach Osten streichend, etwa 6-10 Stunden breit und 70 Stunden lang, ganz im Süden Bayerns. Man unterscheidet
a) die Allgäuer Alpen zwischen Bodensee und Lech mit dem Hochvogel (2590m) und dem Grünten (1750m);
b) die bayerischen Alpen zwischen Lech und Inn mit dem höchsten deutschen Berge, der Zugspitze (2960m);
c) die Salzburger Alpen zwischen Inn und Salzach mit dem Watzmann (2715 m) und dem Untersberg (1975m);
2) der schwäbisch-fränkische Jura, eine Fortsetzung der rauhen Alp; er zieht sich von Ulm bis zur Altmühl nördlich von der Donau längs derselben hin, wendet sich dann nach Norden und erstreckt sich bis an den Main; ein Teil von ihm am rechten Altmühlufer heißt der Hahnenkamm; nordwestlich davon erhebt sich der alleinstehende Hesselberg (709m); der Norden des Jura wird „Fränkische Schweiz“ genannt; dort finden sich viele Tropfsteinhöhlen, unter denen die Gailenreuther Höhle die merkwürdigste ist;
3) der Steigerwald, ein Waldgebirge mit fruchtbaren Tälern, das sich zwischen dem Main und der Aisch gegen die Rednitz hinzieht;
4) das Fichtelgebirge mit dem Schneeberg (1060m) und dem Ochsenkopf (1020m), im Nordosten Bayerns; von ihm aus fließt die Saale nach Norden, die Eger nach Osten, die Naab nach Süden, der Main nach Westen;
5) der Böhmerwald, Bayerns Ostgrenze gegen Böhmen; er zieht sich vom Fichtelgebirge südöstlich gegen die Donau; seine höchsten Gipfel sind der Arber (1475m), der Rachel (1460m), der Lusen (1370m) und der Dreisesselberg (1315m);
6) der Bayerische Wald, der südwestliche Teil des Böhmerwaldes zwischen dem Regen und der Donau mit dem Dreitannenriegel (1225m);
7) der Frankenwald, der sich vom Fichtelgebirge nordwestlich hinzieht, mit dem Döbraberg (780m);
8) der Spessart, ein waldiges Hügelland im Nordwesten Bayerns, auf drei Seiten vom Main eingeschlossen, mit dem Geiersberg (615m);
9) die Rhön mit dem Kreuzberg (930m) nordöstlich vom Spessart.
Quelle: Geographie des Königreichs Bayern 1884, S. 3-8, von Friedr. Born. Fünfte Auflage.