Österreichische Besatzung.
Das rücksichtslose Auftreten der Kaiserlichen erfüllte das treu an seinem Fürstenhause hängende Bayernvolk mit tiefem Groll. Dieses erging in offene Empörung über, als man bayerische Untertanen in die österreichische Armee einzustellen begann. Die kurfürstlichen Kinder nach Österreich wegzuführen erzürnte nicht minder.
Die niederbayerischen Bauern sammelten sich um Xaver Meindl und Sebastian Plinganser: die Oberländer wollten das von den Österreichern besetzte München befreien. In der Weihnacht 1705 sollte der Plan zur Ausführung kommen. Die Österreicher, die von dem Vorhaben durch Verrat Kenntnis erhielten, schlugen den Ansturm mit Übermacht ab und drängten die Bauern nach Sendling zurück. Mehr als 2.000 wackere Landsleute besiegelten dort ihre Bayerntreue mit ihrem Blute.
Bei diesem Kampfe soll nach der Sage der riesenstarke Schmied von Kochel die Löwenfahne unter Wundern der Tapferkeit verteidigt haben, bis er selbst als der letzte fiel. Ein Wandgemälde an der Sendlinger Kirche und ein Denkmal auf dem Friedhofe halten die Erinnerung an den Todeskampf der tapferen Bauern wach. Die niederbayerischen Kämpfer erlitten bei Aidenbach eine entscheidende Niederlage. Unterdessen wurde der Kampf auch außerhalb Bayerns mit Erbitterung fortgeführt. Ludwig XIV. geriet gegenüber der Übermacht und dem Ansturme kriegsgewandter Gegner in schwere Bedrängnis. Als aber der habsburgische Bewerber um den spanischen Königsthron die österreichischen Lande erbte und 1711 als Karl VI. die Kaiserkrone erhielt, da schlug die Stimmung zugunsten Frankreichs um. Denn man wollte nicht, dass wieder zwei große Reiche in einer Hand vereinigt wären.
Und so erreichte Ludwig XIV. in den Friedensschlüssen zu Utrecht (1713) und Rastatt (1714), dass Philipp V. Spanien und dessen außereuropäische Besitzungen behielt. Nur die Nebenländer (Belgien, Holland, Neapel und Sardinien) fielen an Österreich. England wusste sich die Herrschaft über weite nordamerikanische Gebiete zu sichern und erhielt außerdem das wichtige Gibraltar. Jetzt erst konnte Max Emanuel nach Bayern zurückkehren, wo er trotz des schweren Unglücks, das er durch seine Teilnahme am spanischen Erbfolgekriege über das Land heraufbeschworen hatte, mit lodernder Begeisterung empfangen wurde. Als Helden, mit dem Degen in der Faust die Schanzen von Belgrad stürmend, stellt ihn das auf dem Promenadenplatz in München errichtete Denkmal dar.
Quelle: Bayerisches Realienbuch. Bearbeitet von Dr. Hans Reinlein, Oberlehrer in München Realienbuch Nr. 63, 171. bis 180 Gesamt-Auflage. Bielefeld und Leipzig 1915, Seite 84.