Der letzte Friede von Augsburg (1555) hatte die Religionsunruhen in Deutschland nur äußerlich beschwichtigt. Überall ist leichter Versöhnung, als wo der Kampf um den Glauben, des inneren Lebens Heiligthum, die Gemüther entzweit.
Zwar suchten die deutschen Kaiser, Karl’s V. Bruder Ferdinand (1558-1564) und namentlich sein vortrefflicher Sohn Maximilian II. (1564-1576) den Religionsfrieden zu schützen und aufrecht zu erhalten. Aber schon unter Rudolf II. (1576-1612), der weniger um des Reiches Angelegenheiten bekümmert, mehr Sterndeuter als Kaiser war, zeigte sich bei verschiedenen Vorfällen unter Fürsten und Ständen, in Städten und Märkten unverholen der religiöse Haß, welcher die Deutschen einander immer mehr zu Fremdlingen und Feinden machte. Der Argwohn, der überall Gefahr für erworbene Rechte witterte, erzeugte eine fortwährende Spannung, übermäßiger Meinungseifer vergrößerte sie und immer gewaltiger wurde der Riß, der das deutsche Reich, gleichwie es in eine südliche und nördliche Hälfte zerfiel, nun in ein alt- und neugläubiges Land zerspaltete.
Ein öffentlicher Auftritt geschah zuerst in der Reichsstadt Donauwörth, wo sich der größte Theil der Bürgerschaft zu Luthers Lehre bekannte. Als der Abt des dortigen Klosters am Markustage nach uralter Sitte mit den Katholiken feierliche Prozession nach einer benachbarten Kirche hielt, wurden die Betenden auf dem Rückwege von protestantischen Mitbürgern angehalten, auseinander gejagt und mehrere sogar mißhandelt. Darüber entrüstet, erklärte Kaiser Rudolf die Stadt, die alle gütlichen Vorstellungen hartnäckig zurückwies, in die Reichsacht, und übertrug deren Vollzug dem Herzoge Maximilian von Bayern. Dieser ließ folgleich ein ansehnliches Heer gegen die widerspenstige Reichsstadt aufbieten, erzwang deren Übergabe, setzte einen neuen, größtentheils aus katholischen Mitgliedern bestehenden Magistrat ein, strafte die Schuldigen und gab den Katholiken ihre Rechte zurück. Die Stadt selbst zog er, nachdem sie ihm die hohen Kriegskosten nicht bezahlen konnte, an sich und so ward Donauwörth der Reichsfreiheit verlustig und für immer bayrisch.
Dieser Vorfall brachte unter den protestantischen Fürsten große Aufregung und Bestürzung hervor. Sie beschwerten sich laut, daß die Reichsacht verhängt und vollzogen worden wäre, ohne den Reichstag zu hören. In dem Schicksale von Donauwörth sahen sie den Fall ihrer eigenen Sache. Sie traten zusammen und schlossen, um in Gefahren vereinigt zu sein, eine Verbindung, die Union, deren Haupt der Kurfürst Friedrich IV. von Rheinpfalz war. Dem gegenüber gründeten nun die katholischen Fürsten Deutschlands, der bayerische Herzog Maximilian an der Spitze, gleichfalls einen Bund und nannte ihn die heilige Liga. So standen sich nun die beiden Religionsparteien in geschlossenen Bündnissen gegenüber und an der Spitze eines jeden – ein Wittelsbacher.
Wie wenn vor nahendem Gewittersturme dumpfe, drückende Stille über der Erde lagert, so düster und trübe sah es damals in Deutschland aus. In eines Jeden Brust lebte die Ahnung kommender Verhängnisse; jede Partei war zum Kampfe gerüstet; doch keine wollte den Angriff wagen; denn schwer war das Ende abzusehen und Niemand trug gerne die Schuld heraufbeschwornen Unglücks im Gewissen. Aber endlich entlud sich dieser Sturm und seine Blitze haben viele tausend Menschen erschlagen, Deutschland 30 Jahre lang zerfleischt und unsäglichen Jammer angerichtet.
Zum nächsten Anlaß des allgemeinen Ausbruchs diente ein Aufruhr zu Prag. Dort hatten nämlich die Böhmen, deren Ständen durch den von Kaiser Mathias gegebenen Majestätsbrief Religionsfreiheit und das Recht, Kirchen und Schulen zu errichten, zugesichert war, wegen vermeintlicher Verletzung dieser Rechte tumultuarisch Beschwerde erhoben und zuletzt einen förmlichen Aufstand erregt. Unter Anführung des Grafen von Thurn drangen sie in das kaiserliche Schloß, warfen zwei kaiserliche Räthe zum Fenster hinab und setzten eine neue Regierung ein. Es war am 23. Mai 1618, dem verhängnißvollen Tage, dem ersten von vielen tausenden, die eben so blutroth untergingen. Während sich die Bewegung über ganz Böhmen, über Schlesien und die Lausitz verbreitete, starb Kaiser Mathias, Rudolfs II. Bruder, kinderlos. Ihm folgte als deutscher Kaiser und Erbe von Österreich, Böhmen und Ungarn sein Vetter, der streng erzogene Ferdinand, Herzog von Steyermark. Den protestantischen Böhmen aber war er so verhaßt, daß sie ihm den Gehorsam verweigerten, und dem jungen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz die Krone anboten. Dieser nahm, unklug genug, vorzüglich auf Antrieb seiner ehrgeizigen Gemahlin und seines einflußreichen Hofpredigers die Wahl an und wurde auch in Prag zum König von Böhmen gekrönt.
In solcher Gefahr verband sich der neue Kaiser Ferdinand II. mit seinem Jugendfreunde, dem Herzoge Maximilian von Bayern und machte sich auch die Liga zum Bundesgenossen. Mit bedeutender Kriegsmacht rückte nun Max durch das gleichfalls empörte Österreich ob der Enns gegen die aufständischen Böhmen. In seinem Heere befand sich als Feldherr der niederländische Graf Tzerklas Tilly, der in dem 30-jährigen Kriege eine so hervorragende Rolle spielt. Unter mühsamen Kämpfen mit den herbstlichen Regenschauern, mit Kälte, Hunger und Sterblichkeit waren die Bayern bis in die Nähe von Prag vorgedrungen und hier durch kaiserliche Truppen verstärkt worden. Auf einer Anhöhe, dem s.g. weißen Berge hatten sich die Feinde (Böhmen, Ungarn, Mähren ec.) unter Anführung des Prinzen von Anhalt eiligst verschanzt. Am Mittag des 8. November 1620 griff Maximilian mit den Seinigen die starken Verschanzungen im Sturm an, und siegte nach mehrstündigem Kampfe. Die Gegner flohen; Prag öffnete die Thore; der neue Böhmenkönig flüchtete; in dem verhängnißvollen Kriege war die erste entscheidende Schlacht geschlagen und für die Protestanten verloren.
Eine Scene aus dieser Schlacht gab den Stoff zu vorliegendem Bilde. Maximilian zu Pferde (den Feldherrn Tilly an der Seite) kommandiert eben eine Reitertruppe nach der Seite hin, wo das Gefecht am hartnäckigsten geworden ist; vor und an den Verschanzungen der hitzigste Kampf; im entfernten Hintergrunde die Mauern von Prag.
Quelle: Geschichte von Bayern und der zum Königreiche Bayern gehörigen Provinzen, München 1854, Seite 120, (S. 67).