Frei nach Hans Reinlein.
Festigung der Deutschen Einheit.
I. Der deutsche Kaiser Wilhelm I.
a) Seine Friedensarbeit.
In der nun folgenden Friedenszeit haben Kaiser Wilhelm und seine treuen Diener an dem weiteren Ausbau des Reiches gearbeitet und auf manchen Gebieten die Einheit hergestellt.
Die Wehreinheit.
„Uns aber und unseren Nachfolgern in der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allezeit Mehrer des Reiches zu sein, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in den Werken des Friedens.“ So schloß die erste Ansprache des neuen Kaisers an das deutsche Volk 1871. Der Erhaltung des Friedens diente der Dreibund, ein Vertrag, der mit Österreich und Italien zum Schutz gegen russische oder französische Angriffe geschlossen wurde. Aber Deutschland mußte auch imstande sein, sich selbst zu schützen. Die großen Erfolge, die das deutsche Heer erkämpft hatte, konnten nur durch eine starke Wehrkraft gegen neidische Feinde gesichert werden. Darum sorgte der Kaiser unablässig für die Vermehrung und Verbesserung des Heeres und der Flotte. Im Kriege kann Deutschland heute weit über 4 Millionen Soldaten aufstellen. Die ganze Landmacht ist in 27 Armeekorps eingeteilt. Wer zum Dienst tauglich ist, bleibt 2 Jahre (bei der Kavallerie, reitenden Artillerie und Marine 3 Jahre) bei der Fahne, 5 (bzw. 4) Jahre in der Reserve, und 5 Jahre in der Landwehr 1. Aufgebots. Bis zum 39. Lebensjahre gehört er der Landwehr 2. Aufgebots und bis zum 45. Lebensjahre dem Landsturm an. Auch die Flotte wurde vergrößert, nicht nur zum Schutz der heimatlichen Küste, sondern auch, um Deutschlands Ehre in fremden Meeren zu sichern. Denn immer mehr suchte der Deutsche auf dem Weltmarkte Absatzgebiete für die Erzeugnisse seines Fleißes. Wilhelmshaven und Kiel wurden die beiden stark befestigten Häfen für die Flotte. Eine bessere Verbindung zwischen der Nord- und Ostseeflotte sollte ein Kanal herstellen, zu dem unter Kaiser Wilhelm der Grundstein gelegt wurde.
Die Rechtseinheit.
Dem ganzen Reiche wurde ein einheitliches Strafgesetzbuch gegeben.Mit der Ausarbeitung des Bürgerlichen Gesetzbuchs wurde begonnen. Es ist unter Kaiser Wilhelm II. in Kraft getreten. Eine einheitliche Gerichtsverfassung wurde geschaffen. Darnach gibt es Amts- ,Land- und Oberlandesgerichte. Der höchste Gerichtshof ist das Reichsgericht in Leipzig.
Die Wirtschaftseinheit.
Für das ganze Reich wurden einheitliche Münzen, Maße und Gewichte eingeführt. Das Post- und Telegraphenwesen leitete der Generalpostmeister Stephan. Er gründete den Weltpostverein, zu dem alle Staaten der Welt mit geordnetem Postwesen gehören. Nun kann man Briefe und Pakete nach allen Teilen der Erde senden. Bismarcks Plan, alle Eisenbahnen durch das Reich ankaufen zulassen, scheiterte zwar, doch gelang die Verstaatlichung in Preußen, Bayern und anderen Bundesstaaten.
Sorge für die Arbeiter.
Trotz bitterer Erfahrungen schaute das Antlitz des greisen Kaisers nach wie vor mild und freundlich auf sein Volk herab, dessen Wohl ihm beständig am Herzen lag. Ganz besonders aber waren es die ärmeren Volksklassen, denen sich von jetzt an feine wahrhaft väterliche Fürsorge zuwandte. Dies spricht sich besonders in der Botschaft von 1881 aus, in der er seine Wünsche für die Wohlfahrt der arbeitenden Volksklassen dem Reichstage ans Herz legte. Darin heißt es u. a.:
„Wir würden mit um so größerer Befriedigung auf alle Erfolge, mit denen Gott Unsere Regierung sichtlich gesegnet hat, zurückblicken, wenn es Uns gelänge, dereinst das Bewußtsein mitzunehmen, dem Vaterlande neue und dauernde Bürgschaften seines inneren Friedens und den Hilfsbedürftigen größere Sicherheit und Ergiebigkeit des Beistandes, auf den sie Anspruch haben, zu hinterlassen. In Unseren darauf gerichteten Bestrebungen sind Wir der Zustimmung aller verbündeten Regierungen gewiß und vertrauen auf die Unterstützung des Reichstages ohne Unterschied der Parteistellung. In diesem Sinne wird zunächst der von den verbündeten Regierungen in der vorigen Session vorgelegte Entwurf eines Gesetzes über die Versicherung der Arbeiter gegen Betriebsunfälle mit Rücksicht auf die im Reichstage stattgehabten Verhandlungen über denselben einer Umarbeitung unterzogen, um die erneute Beratung desselben vorzubereiten. Ergänzend wird ihm eine Vorlage zur Seite treten, welche sich eine gleichmäßige Organisation des gewerblichen Krankenkassenwesens zur Aufgabe stellt. Aber auch diejenigen, welche durch Alter oder Invalidität erwerbsunfähig werden, haben der Gesamtheit gegenüber einen begründeten Anspruch auf ein höheres Maß staatlicher Fürsorge, als ihnen bisher hat zuteil werden können.“ Und diese wohlwollenden Worte sind nicht ohne Erfolg geblieben; denn sie waren die Veranlassung, daß für den deutschen Arbeiterstand eine Versicherung gegen Unfälle und eine Kasse zur Unterstützung in Krankheitsfällen geschaffen wurde. Die Einrichtung einer Alters- und Invalidenversicherung hat zwar Kaiser Wilhelm I. nicht mehr erlebt. Aber dem in seinem Geiste wirkenden Enkel, Kaiser Wilhelm II., ist es gelungen, auch dieses Gesetz zustande zu bringen.
Kolonien.
Schon vor 200 Jahren hatte der Große Kurfürst eine Kolonie an der Westküste Afrikas angelegt. Da sie jedoch nichts einbrachte, verkaufte sie sein sparsamer Enkel, Friedrich Wilhelm I., an die Holländer (1720.) Was jener große Ahn geplant hatte, das kam endlich unter Wilhelm I. zustande: es wurden überseeische Kolonien gegründet. Der Anfang damit wurde 1884 gemacht, indem ein Landstrich an der Westküste Afrikas, der sich im Besitze des Bremer Kaufmanns Lüderitz befand, unter deutschen Schutz gestellt wurde. Bald darauf folgte die Besetzung Kameruns, der Bismarckinseln, des Kaiser-Wilhelm-Landes und der Marschallinseln. Auch die Erwerbungen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft in Ostafrika erhielten einen kaiserlichen Schutzbrief.
b) Persönlichkeit und Tod.
Person, Leutseligkeit und Frömmigkeit.
Kaiser Wilhelm war von hoher, edler Gestalt. Wer das Glück hatte, ihn zu sehen, mußte staunen über die straffe, soldatische Haltung des Heldengreises. Mit einem echt königlichen, majestätischen Wesen vereinigte er die größte Milde und Leutseligkeit. Anderen Freude zu machen, war seine Lust, und auch für Kinder hatte er oft ein freundliches Wort. Wenn er in Ems im Bade war und spazieren ging, streckten ihm die Emser Büblein nicht selten zutraulich die Rechte entgegen, die er dann mit freundlichem Lächeln herzlich schüttelte. Der Kaiser hatte ein kindlich frommes Herz. Ihn hatte das Glück nicht übermütig, der Ruhm nicht stolz gemacht.So schrieb er nach der Schlacht bei Sedan an die Kaiserin: „Ich beuge mich vor Gott, der allein mich, mein Heer und meine Verbündeten ausersehen hat, das Geschehene zu vollbringen, und uns zu Werkzeugen seines Willens gemacht hat. Nur in diesem Sinne vermag ich das Werk aufzufassen, um in Demut Gottes Führung und seine Gnade zu preisen.“ Sein Wahlspruch war: „Gott mit uns!“
Wohnung.
Wenn der Kaiser in Berlin weilte, so bewohnt er nicht das prächtige, Königliche Schloß, sondern sein einfaches Palais am Eingange „Unter den Linden”, dem Denkmale Friedrich des Großen gegenüber. Das erste Fenster links in der Front ist das „Historische Eckfenster“, nach dem die Besucher der Hauptstadt oft stundenlang hinüberschauten, um ihren geliebten Kaiser zu sehen, wenn er vom Arbeitstische aufstand und einmal ans Fenster trat, um sich zu erholen. So oft sich der Kaiser zeigte, brausten ihm Jubelrufe entgegen, und „manche Mutter hob ihr Kind auf, daß es sähe des alten Kaisers freundliches Gesicht“. Nicht selten sah man auch in der Menge Bittsteller, die sich hier dem Kaiser bemerklich zu machen suchten.
Einfachheit.
Der Kaiser Wilhelm war in allem sehr einfach. Als Schlafstätte diente ihm ein einfaches Feldbett, das er sogar auf seinen Reisen mit sich nahm. Das Bett bestand aus einem eisernen Gestelle, einer Matratze und einigen wollenen Decken. Von früh bis spät sah man ihn gewöhnlich in der Uniform seines Garderegiments, in der er auch auf seinen Wunsch beigesetzt worden ist. Von seinen täglich gebrauchten Kleidungsstücken konnte sich der Kaiser nur schwer trennen. So benutzte er z. B. auf seinen Spazierfahrten einen Mantel, der ihm schon mehr als 25 Jahre gedient hatte.
Im Felde.
Der Kaiser war Soldat mit Leib und Seele, und so oft seine Truppen ins Feld rückten, war er ihr Führer und teilte mit ihnen die Mühen und Gefahren des Krieges. An Schlachttagen folgte er meist zu Pferde dem Gange der Ereignisse, und mehr als einmal geriet er dabei in Lebensgefahr. Besonders rührend war seine Teilnahme für die Verwundeten. Sehr oft besuchte er die Lazarette, erkundigte sich genau bei den Kranken, ob es ihnen auch nicht an Pflege und Erquickung fehle, ging von Bett zu Bett und sprach in freundlichster Weise mit jedem einige Worte.
Pflichttreue.
Von früh bis spät war der Kaiser unausgesetzt tätig. Mit der größten Gewissenhaftigkeit erledigte er alle Regierungsgeschäfte, und nur wenige Stunden waren der Erholung gewidmet. Selbst im höchsten Alter gönnte er sich noch keine Ruhe. Einmal bat ihn sein Leibarzt recht dringend, des schlechten Wetters wegen doch der angesetzten Parade nicht beizuwohnen, da sonst das Schlimmste zu befürchten sei. „Dann sterbe ich wenigstens im Dienste“, sagte der Kaiser ruhig und ritt munter zum Tore hinaus.
Tod.
Am 9. März 1888 starb Kaiser Wilhelm im Alter von fast 91 Jahren. Noch wenige Tage vorher hatte er die Regierungsgeschäfte in gewohnter Weise erledigt. Selbst am Tage vor seinem Tode noch vollzog er mit zitternden Händen eine Unterschrift – die letzte in seinem Leben – die darum auch als teures Andenken aufbewahrt wird. Eine Erkältung warf ihn auf das Kranken- und Sterbebett. Langsam, wie ein verlöschendes Licht, schwanden seine Kräfte dahin. Ihm zur Seite saß die Kaiserin, seine Hand fest in der ihrigen haltend. Auch der Prinz Wilhelm und die übrigen Mitglieder der königlichen Familie, sowie Bismarck umstanden das Sterbebett. Nur der Kronprinz weilte fern in Italien, um daselbst Heilung von seinem schweren Halsleiden zu suchen. „Ach, könnte ich doch Fritz nur noch einmal in die Arme schließen!“seufzte der sterbende Vater. Unter Trostsprüchen des Hofpredigers nahte die Todesstunde. Als ihn seine Tochter Luise, Großherzogin von Baden, fragte:„Bist du müde, Vater?“ entgegnet er flüsternd: „Ich habe jetzt keine Zeit, müde zu sein!“ Gegen 8½ Uhr morgens nahm das Antlitz des Sterbenden einen überaus friedlichen Ausdruck an. Noch einmal öffnete der Kaiser die Augen und blickte mild auf die um ihn knieenden Lieben – und sanft ging seine Seele zur ewigen Ruhe ein. Acht Tage später wurde er, wie er gewünscht hatte, im Mausoleum zu Charlottenburg neben seiner von ihm so sehr geliebten Mutter beigesetzt. Was wir an ihm verloren, hat sein Sohn und Nachfolger so schön ausgesprochen, wenn er in seinem Aufruf an sein Volk sagt: „In ihm verlor Preußens Volk seinen ruhmgekrönten König, die deutsche Nation den Gründer ihrer Einigung, das wiedererstandene Reich seinen ersten Kaiser.“
c) Kaiserin Augusta, die Samariterin auf dem Throne.
Ihre Barmherzigkeit.
Kaiserin Augusta war wie eine echte Landesmutter stets darauf bedacht, Not und Elend zu mildern. In den schweren Kriegszeiten war ihre Fürsorge besonders den Verwundeten und Kranken gewidmet. „Sie möchte am liebsten“, sagte einmal der König von ihr, „jeden verwundeten Soldaten in ein Himmelbett gelegt haben.” Das von ihr begründete Augusta-Hospital wurde gerade 1870 fertig.
Der erste Kranke, der darin Aufnahme fand, war ein Lehrer aus Schlesien. Die Königin besuchte ihn täglich und brachte ihm jedesmal eine duftende Rose mit. Von Zeit zu Zeit ließ sie ihm auch sein Krankenzimmer mit Rosen ausschmücken. Nach Wochen erlag der Arme seinem Leiden, das er mit vieler Geduld getragen hatte. Bald war für die vielen Kranken und Verwundeten kein Raum mehr im Augusta-Hospital. Es mußten auf dem Tempelhofer Felde große Baracken-Lazarette erbaut werden. Trotz der grimmigsten Kälte besuchte sie diese sehr oft, ging von Bett zu Bett und erkundigte sich bei jedem, ob ihm nichts an seiner Pflege fehle. Für den von ihr begründeten „Vaterländischen Frauenverein“ nähte sie des Abends mit ihren Hofdamen Verbandzeug. Als die Kälte immer heftiger wurde, bat sie die Pflegerinnen in den Baracken, doch ja den Männern an Mut nicht nachzustehen. Sie selbst war im höchsten Grade anspruchslos. Wenn im Lazarett irgendwo Gottesdienst war, so setzte sie sich mitten unter die Soldaten. In der Küche nahm sie oft mit einem Holzschemel fürlieb. Stets kostete sie das für die Verwundeten gekochte Essen oder den Kaffee, lobte oder tadelte, je nachdem es not war.
Ihr Tod.
Die letzten Lebensjahre brachten der Kaiserin viel Kummer und Trübsal. Kurz nacheinander sah sie den Gatten und den einzigen Sohn abscheiden. Am 7. Januar 1890 starb Kaiserin Augusta. Im Mausoleum zu Charlottenburg hat sie an der Seite ihres hohen Gemahls ihre letzte Ruhestätte gefunden.
d) Bismarck und Moltke – zwei treue Diener des Königs.
Fürst Bismarck.
„Ein treuer, deutscher Diener Kaiser Wilhelms I.“ war der Fürst Bismarck. Als er am 1. April 1815 zu Schönhausen a. d. Elbe geboren wurde, hatte in Frankreich eben Napoleons Herrschaft der „hundert Tage“ begonnen, die in der Schlacht bei Belle Alliance wieder zusammenbrach. Der Wiener Kongreß war noch daran, die Verhältnisse in Europa zu ordnen. Er gab Deutschland weder den verdienten Länderzuwachs noch ein starkes Oberhaupt. Der ohnmächtige Frankfurter „Bundestag“ trat an die Spitze des vielgestaltigen deutschen Staatenbundes. So waren, als das Knäblein noch in der Wiege lag, schon die Ziele seines späteren Wirkens gegeben. Nach Vollendung seiner juristischen Studien verwaltete Bismarck zwei Güter seines Vaters in Pommern. In den Jahren 1848 und 1849 trat Bismarck zum ersten mal öffentlich hervor und lenkte durch seine unentwegte Königstreue, seinen Mut und seine schneidige Schlagfertigkeit im Reden die Augen der Freunde wie der Gegner auf sich. Der König schickte darum den rechten Mann, als er Bismarck zum Bundestagsgesandten in Frankfurt machte. Geschickt und tatkräftig wußte dieser in Frankfurt Preußens Stellung zu wahren. Von der Zeit an stand es bei ihm fest: Wenn aus Deutschland etwas werden sollte, so mußte Österreich, das für deutsche Größe kein Verständnis zeigte, aus Deutschland ausscheiden, und Preußen mußte an die Spitze treten. Als Gesandter in Petersburg gelang es ihm, den Kaiser von Rußland für Preußen freundlich zu stimmen, und als Gesandter in Paris lernte er Napoleon III. genau kennen. 1862 berief König Wilhelm I. Bismarck nach Berlin zurück und übertrug ihm die Leitung seines Ministeriums. Von nun an war er der erste Ratgeber des Königs, und sein Verdienst ist es hauptsächlich, daß Preußen die erste Macht Deutschlands geworden ist. (1866.) Ihm haben wir es ferner zu danken, daß (1871) Deutschland sich einte und in Wilhelm seinen ersten Kaiser erhielt. Er hat dann als Reichskanzler die Geschicke Deutschlands bis 1890 gelenkt. In diesem Jahre wurde er von Kaiser Wilhelm II. aus seinem Amte entlassen, und seitdem lebte er bis zu seinem Tode auf seiner Besitzung in Friedrichsruh, hochverehrt vom deutschen Volke. Er starb 1898, 83 Jahre alt.
Graf Moltke.
Er wurde im Jahre 1800 in Parchim in Mecklenburg geboren. Er trat zuerst als Offizier in die dänische Armee ein, verließ diese aber nach drei Jahren wieder und wurde preußischer Offizier. Durch Fleiß und Tüchtigkeit gelangte er nach und nach auf den höchsten militärischen Posten: er wurde Chef (Vorsteher) des Generalstabes. In dieser Stellung hat er die Kriegspläne für die Feldzüge von1866 und 1870 ausgearbeitet und darin soviel Geschick bewiesen, daß er für den größten „Schlachtendenker”der ganzen Welt galt. Als nach der Schlacht bei Sedan sein Neffe ihm mit Entzücken zurief: „Aber Onkel, das hast du wirklich gut gemacht“, entgegnete er in seiner bescheidenen Weise: „Ja, es war ziemlich gut abgepaßt.“ An Siegen und an Ehren reich, kehrte er mit seinem Kaiser nach Deutschland zurück. Dieser ernannte ihn zum Generalfeldmarschall und überhäufte ihn mit Ehren und Geschenken. Trotz aller Ehren aber blieb Moltke ein sehr bescheidener Mann. Von seinen Taten hörte er nicht gern reden. Er selbst sprach auch wenig, weshalb man ihn wohl den „großen Schweiger” genannt hat. Im Winter wohnte er in Berlin, im Sommer auf seinem Gute Kreisau bei Schweidnitz. In seinem Park sah man ihn oft, einfach wie einen Gärtner gekleidet, mit der Baumsäge und Baumschere Zweige absägen und Bäume beschneiden. 1891 entschlief er – sanft und ohne jede Krankheit – in Berlin. Sein Begräbnis war fürstlich. Selbst der Kaiser folgte seinem Sarge bis zum Bahnhofe. Die Leiche wurde in Kreisau beigesetzt.
Quelle: Bayerisches Realienbuch. Hans Reinlein. Seiten 123-142.