1255-1290. Heinrich XIII. in Niederbayern.
Ludwig der Strenge lebte mit seinem Bruder, dem Herzog Heinrich XIII. in Niederbayern eine Zeit lang in bester Eintracht. Heinrich wurde in einen Krieg verwickelt mit Ottokar, dem ländergierigen Könige von Böhmen, der, nachdem der letzte Herzog von Österreich, Friedrich der Streitbare gestorben war, dieses Land in Besitz genommen hatte und nun auch die benachbarten bayerischen Besitzungen Schärding und Neuburg am Inn an sich reißen wollte. Unter Mord und Verwüstung drangen die böhmischen Schaaren durch das Vilstal herauf und bedrohten Niederbayerns Hauptstadt, Landshut.
Während hier unter dem Sturmgeläute der Glocken das Volk zusammenlief und in der allgemeinen Not sich mutig um seinen Fürsten schaarte, brach Ludwig von der Rheinpfalz auf dem bedrängten Bruder zu helfen. Eintracht machte die Brüder stark und ihre vereinigte Macht lehrte dem Feinde das Fürchten. Eiligst trat dieser den Rückzug an. Doch die Bayern verfolgten den Fliehenden und ereilten ihn bei Mühldorf, wo auf der Innbrücke ein blutiges Gemetzel entstand. Es war am 24. August 1257. Im fürchterlichen Gedränge flüchteten die Böhmen über die Brücke, ihnen nach die mutigen Herzöge mit ihren Bayern. Unter solcher Last wichen die Pfeiler. Die Brücke stürzte ein und gegen 3.000 Böhmen ertranken in den Fluten des Inn. Was aus dem Fluße sich retten wollte, wurde von den Spießen der Bayern zurückgestoßen oder von ihren tödlichen Pfeilen getroffen. – Viele Böhmen hatten sich auch in einen nahegelegenen Turm geworfen. Sie fanden, nachdem man den Turm angezündet hatte, in den Flammen den Tod.
Diesen siegreichen Kampf hat das oben stehende Bild zum Gegenstande. – Auf der einbrechenden Innbrücke sehen wir den Böhmenfürsten mit den Seinigen in wilder Flucht, ihnen auf den Fersen die Bayern, voran die beiden Herzöge Ludwig der Strenge auf einem mutigen Schimmel, zu seiner Linken Heinrich von Niederbayern mit erhobenem Schwerte. Erschlagene Böhmen, über welche die nachdrängenden Bayern setzen, bedecken die Brücke. Andere sieht man rettungslos in den Wellen versinken. Hinter dieser Gruppe zeigt sich der von Feinden besetze, brennende Turm. Durch diese jämmerliche Niederlage gedemütigt, bat Ottokar um Frieden. Er gab willig die weggenommenen Besitzungen heraus und verzichtete auf dieselben für alle Zeiten. Die Bayern aber, des herrlichen Sieges erfreut, betraten fröhlich den Rückweg. Soviel vermag Eintracht auch über den mächtigen Feind zu vollbringen. – Doch leider blieb es nicht immer so.
Die bevorstehende Wahl eines deutschen Kaisers entzweite die herzoglichen Brüder und dieses Zerwürfniß brachte viel Unheil über die Länder Beider. Ludwig als Kurfürst gab seine Stimme dem tapfern Grafen Rudolf von Habsburg, den er für fähig hielt, den Wirren einer recht- und gesetzlosen Zeit, wie sie damals in Deutschland war, mit kräftigem Arme zu begegnen. – Rudolf wurde auch 1273 zu Aachen gekrönt. Doch Heinrich von Niederbayern nahm gegen ihn Partei, versöhnte sich dann auf Ludwigs Vermittlung mit dem Kaiser, entzweite sich wieder und schloß sich zuletzt sogar an seinen früheren Hauptfeind, den Böhmen Ottokar an, um diesem die kaiserliche Würde erkämpfen zu helfen. – Die Schlacht auf dem Marchfelde (1278), in welcher Ottokar und Heinrich gegen den Kaiser Rudolf kämpften, entschied für das habsburgische Haus. Ottokar wurde geschlagen, Heinrich wiederholt mit dem Kaiser ausgesöhnt und mit seinem Bruder verglichen. In Reue über die begangenen Fehler und Irrtümer starb dieser Herzog auf dem Schlosse zu Burghausen im Jahre 1290. Ein Jahr darauf schloß der vortreffliche Kaiser Rudolf die Augen und über Deutschland brachen nun durch den begonnenen Streit um die deutsche Krone zwischen Rudolfs Sohn Albrecht von Österreich und dem Grafen von Nassau neue Unruhen herein. – In diesem Kampfe errang der Nassauer Sieg und Thron.
Quelle: Geschichte von Bayern und der zum Königreiche Bayern gehörigen Provinzen Rheinpfalz, Franken u. Schwaben in 120 Bildern mit erklärendem Texte für Schule und Haus, Seite 69.