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Karl Theodor hatte bereits 35 Jahre in der Pfalz regiert und sich dort prächtige Wohnsitze geschaffen, als ihm Bayern als ein unverhofftes Erbe zufiel. Nur ungern entschloß er sich, seine bisherige Residenz Mannheim mit München zu tauschen.
Da er ohne erbberechtigte Nachkommen war, gewann ihn Kaiser Joseph II. leicht für seinen Plan, sämtliche Bayern unter einem Herrscherhause zu vereinigen. Ohne Widerstand besetzten die Österreicher Niederbayern und die Oberpfalz, denen später die übrigen Teile Kurbayerns folgen sollten. Der Einspruch der nächstberechtigten Vertreter der Linie Zweibrücken-Birkenfeld, die sich gegen die Schmälerung ihres zukünftigen Erbes verwahrten, blieb erfolglos.
Da war es Friedrich der Große, der kraftvoll und entschieden für die Erhaltung des bayerischen Staates eintrat, mit einem Heere in Böhmen einrückte und so den bayerischen Erbfolgekrieg (1778—1779) eröffnete. Dieser endete nach einigen unbedeutenden Gefechten mit dem Frieden zu Teschen (österreichisch Schlesien), durch den Bayern das Innviertel mit Braunau an Österreich verlor.
Auch mit dem Gedanken, Bayern gegen die österreichischen Niederlande zu vertauschen, hatte sich Karl Theodor getragen und ihn erst aufgegeben, als Friedrich der Große durch die Gründung des deutschen Fürstenbundes (1785) Joseph II. zur endgültigen Aufgabe seiner auf die Erwerbung Bayerns gerichteten Pläne zwang.
Die Entfremdung zwischen dem bayerischen Volke und seinem Fürsten hatte sich von Jahr zu Jahr verstärkt. Aber obwohl sich der Kurfürst dem altbayerischen Volksstamme wenig geneigt zeigte, wirkte er doch in vielen Beziehungen förderlich für das Aufblühen des geerbten Landes. Die Bestrebungen Maximilians III., den Wohlstand des Volkes zu heben, setzte er erfolgreich fort: Er ließ das Donaumoos teilweise entwässern, förderte den Kleebau sowie die Bienen- und Seidenzucht, sorgte für die Verbesserung der Verkehrswege und hob den Bergbau und das Salinenwesen durch kluge Maßnahmen. In München legte er den Englischen Garten an, wobei ihm besonders der Amerikaner Graf von Rumford wirksam zur Seite stand. Auch Kunst und Wissenschaft fanden in ihm einen eifrigen Förderer und Gönner.
Karl Theodor stirbt am 16. Februar 1799 in seiner Münchner Residenz. Sein Erbe wird Maximilian IV., der spätere König Maximilian I. Joseph.
Quelle: Bayerisches Realienbuch. Bearbeitet von Dr. Hans Reinlein, Oberlehrer in München Realienbuch Nr. 63, 171. Bis 180 Gesamt-Auflage. Bielefeld und Leipzig 1915, Seite 101-102.