Während des ganzen Dreißigjährigen Krieges und noch darüber hinaus regierte in Bayern Maximilian I., zuerst (1598-1623) als Herzog und dann als Kurfürst. Er gehörte zu den bedeutendsten Fürsten seiner Zeit. Trotz der unseligen Kämpfe, an denen er den lebhaftesten Anteil nahm, gelang es ihm, in seinem Lande manches unvergängliche Werk der Kunst und der Kultur zu fördern.
1. Ordnung der inneren Verhältnisse.
Zunächst sah er es als seine Hauptsorge an, die wirtschaftlichen Kräfte des Landes zu heben und die unter seinem Vater Wilhelm V., dem Frommen, stark angewachsene Staatsschuld zu mindern. In diesem Bestreben wandte er der Salzproduktion besondere Sorgfalt zu und ließ eine Solenleitung von Reichenhall nach Traunstein legen. Im sogenannten „Salzkrieg“ gegen den Salzburger Erzbischof, der den bayerischen Salzhandel zu schädigen suchte, wußte er seine Rechte kräftig zu wahren. Nach Ordnung der finanziellen Verhältnisse verwandte Maximilian einen Teil seiner reichen Einkünfte auf die Förderung der Kunst und Wissenschaft. So erbaute er die neue Residenz und legte den von Arkaden umgebenen Hofgarten an. Herrliche Kunstwerke, darunter das Grabdenkmal Ludwig des Bayern in der Frauenkirche, ließ er für die Gotteshäuser und zum Schmucke seiner Residenz herstellen. Auf dem Marienplatze in München erstand zum Andenken an den Sieg am Weißen Berge die prächtige „Mariensäule“. Auch Erziehung und Unterricht des Volkes lagen dem tatkräftigen Fürsten sehr am Herzen. Mit besonderer Gunst förderte er die Universität Ingolstadt. Aber auch Mittel- und Volksschulen, besonders die seiner Hauptstadt, erfreuten sich seiner Fürsorge und Pflege. Ein einheitliches Gesetzbuch, das „Bayerische Landrecht“, sollte die innere Verwaltung des Landes nach festen Normen regeln.
2. Vorbereitung auf die kommenden Kämpfe.
Sein Hauptaugenmerk aber richtete der Herzog auf die Heranbildung eines tüchtigen Heeres. Denn mit scharfem Blicke erkannte er, daß die religiösen und politischen Gegensätze im Deutschen Reiche auf schwere Kämpfe hindrängten und frühzeitig wollte er Veranstaltungen treffen, die dem Herzogtum Bayern und seinem Fürstenhause einen maßgebenden Einfluß in den bevorstehenden Entscheidungen sichern mußten. Er legte deshalb einen Kriegsschatz an, dem er reiche Mittel zuführte und zum Lehrer und Führer seiner Truppen erkor er sich einen wackeren und kriegskundigen Kämpen: den Niederländer Johann T’Serclaes von Tilly.
3. Maximilian im Dreißigjährigen Kriege.
So gewappnet, konnte sich Maximilian beim Ausbruche der schrecklichen Wirren, die den Hauptteil seiner langen Regierungszeit erfüllen sollten, dem Kaiser als der mächtigste und einflußreichste Bundesgenosse an die Seite stellen. Ihm hat es die katholische Sache in Deutschland im wesentlichen zu verdanken, daß sie dem Ansturme, der sie so schwer bedrohte, nicht erlag. Zum Danke für seine Hilfe und für die zahlreichen glänzenden Siege seines Heeres verlieh ihm der Kaiser im Jahre 1623 die Kurwürde und im Jahre 1628 wurde die Oberpfalz zu Bayern geschlagen.
4. Bayern nach dem Kriege.
Auch Bayerns Wohlstand ward durch die Schrecken des Krieges vernichtet worden und namentlich nach Tillys Tode (1632) hatte das Land unter wiederholten Einfällen der Schweden schwer gelitten; allein Maximilians Regierungskunst wußte manche blutende Wunde zu schließen; manches große Werk der Wohltätigkeit linderte die Not und das Elend, die im Gefolge des Krieges in Stadt und Land eingezogen waren. In München gründete der Kurfürst das Herzogs- und das Josephsspital und viele edle Stiftungen tragen noch heute seinen Namen.
5. Tod und Denkmal.
1651 entschlief der treffliche Fürst in seiner Lieblingsstadt Ingolstadt. König Ludwig I. ließ ihm auf dem Wittelsbacher Platz in München ein herrliches Denkmal errichten, das, von Thorwaldsen modelliert und von Stiglmayer in Erz gegossen, den Kurfürsten als Feldherrn in ritterlicher Rüstung zeigt und wohl das vollendetste Denkmal in Deutschland darstellt.
Quelle: Bayerisches Realienbuch, Bearbeitet von Dr. Hans Reinlein, Oberlehrer in München Realienbuch Nr. 63, 171. bis 180. Gesamtauflage. Bielefeld und Leipzig 1915, Seite 79-81.