Preußen-Deutschland Teil 4.
Wissen ist eine Holschuld 22.
Kaiserreich, Adel und Tugenden.
Nicht nur das deutsche Kaiserreich selbst, sondern auch der Adel und seine Stellung im Kaiserreich werden von der modernen deutschen Geschichtsdarstellung häufig nur sehr verzerrt wiedergegeben. Zum Thema Kaiserreich und Adel offenbart uns das Buch „Preußen und die Wurzeln des Erfolgs“ heute Erstaunliches:
Seite 97.
Das bis 1914 kontinuierlich abnehmende Übergewicht des Adels in den Führungspositionen der preußischen Verwaltung erklärt sich in erster Linie aus der Bevölkerungsentwicklung. Der Adel nahm im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung zahlenmäßig ab. Seit der Zeit des Großen Kurfürsten hatte sich der Adel von einem „selbstständigen“ in einen staatlich eingebundenen politischen Stand umgebildet, und zwar mit einer untadeligen, staatstragenden Ethik, der sich der Adel in seiner Gesamtheit stets verpflichtet fühlte. Der Adel spielte auch weiterhin in der Beamtenschaft eine führende, in ihrer Bedeutung jedoch abnehmende Rolle. So gehörte im Jahre 1870 bereits die Hälfte der hohen Regierungsbeamten und ein Viertel der Generäle in der preußischen Armee zum Bürgertum.
Diese Entwicklung verstärkte sich in der Zeit bis 1914. Der Einfluß des Adels bestand nicht in seiner quantitativen Teilhabe, sondern in seiner verhaltensprägenden Lebensführung, welche die Befolgung ungeschriebener Regeln (Etikette) einschloß. Das „comme il faut“ (wie es sich gehört) bestimmte nicht der Kaiser, nicht ein höherer Beamter, mochte er adliger oder bürgerlicher Herkunft sein, sondern unausgesprochen „der Adel“ als Institution. Aufgrund der Ausbildung der Beamten und ihrer Dienstauffassung entstand zusätzlich der „Dienstadel“, ein in sich geschlossener, dem König und dem Staat verpflichteter Beamtenstand, der stolz auf seinen Stand war.
Er fühlte sich dem „gemeinen Wohl“ und der adligen Tradition verpflichtet, wonach der Staat über den konkurrierenden Interessen der bürgerlichen Gesellschaft zu stehen habe.
Zitat Ende.
Einen Eindruck der moralisch-sittlichen selbst auferlegten Anforderungen im militärischen Bereich erhalten wir von Friedrich August Ludwig von der Marwitz.
Seite 101. Friedrich August Ludwig von der Marwitz, Herr auf seinem Rittergut in Friedersorf im Oderland, schrieb Anfang des 19. Jahrhunderts:
„Es hat niemals eine Institution gegeben, in welcher das Rittertum ähnlicher wieder aufgelebt wäre als im Offiziersstand des großen preußischen Königs. Es war die Entsagung jedes persönlichen Vorteils, jedes Gewinnstrebens und jeder Bequemlichkeit – wenn ihm nur die Ehre blieb. Das Leben des Offiziers erfüllte sich in der Aufopferung für die Ehre, für seinen König, für sein Vaterland, für seine Kameraden, für die Ehre der preußischen Waffen. Im Herzen Pflichtgefühl und Treue, für den eigenen Leib jedoch keine Sorge.“
Zitat Ende.
Wie viele Deutsche sind heute noch bereit auf ihren persönlichen Vorteil zu verzichten? Wie viele sind heute stets und ständig bestrebt in irgendeiner Art und Weise Gewinn zu machen?
Ein Blick um uns herum zeigt, was aus einer Gesellschaft wird, wenn Worte wie Ehre, Treue, Wahrhaftigkeit und sich der Gemeinschaft verpflichtet fühlen, kaum noch Bedeutung haben. Es sind die berühmten und geachteten Tugenden unserer Urgroßväter, die uns verloren gegangen sind: Die deutschen Tugenden. Diese Tugenden aus dem Geist und den Herzen der Deutschen verschwinden zu lassen, war und ist das Ziel der Feinde der deutschen Völker. Die deutschen Tugenden Ehre, Treue, Wahrhaftigkeit und sich der Gemeinschaft verpflichtet fühlen haben es den deutschen Völkern ermöglicht, 1871 den ewigen Bund zu schließen um mit dem Deutschen Reich als Bundesstaat und Kaiserreich ein bis heute einmaliges und unerreichtes Erfolgsmodell zu errichten.
Es ist ein Erfolgsmodell, weil die allgemeine Wohlfahrt und nicht individuelle Profitgier den obersten Staatszweck bestimmt. Ein Erfolgsmodell, das, weil es so erfolgreich war, von den Mächten der Finsternis 1914 in einen bis heute andauernden Krieg getrieben wurde. Einen hundertjährigen Weltkrieg, der vom Großteil der Deutschen gar nicht mehr als Krieg gegen sie wahrgenommen wird. Es ist ein Krieg, den allein wir Deutschen nicht nur endlich beenden können, sondern auch beenden müssen.
Die Frage, die sich jeder stellen sollte ist, ob er ausreichend deutsche Tugenden besitzt, um diesen Krieg auch beenden zu wollen.