Dieses durch das „Wolffsche Bureau“ veröffentlichte Telegramm schreckte wie ein Blitz aus heiterem Himmel in der Frühe des 14. Januar 1904 die Gemüter in Deutschland höchst unbehaglich aus ihrer kolonialen Gleichgültigkeit auf. „Wie ist das möglich? Wo liegen die Ursachen zu dieser so unerwartet kommenden Empörung?“ Das war in der Heimat die allgemeine Frage bei diesen so unerwartet kommenden Nachrichten. Verständlich waren sie nur dem Kenner der geschichtlichen Entwicklung der eingeborenen Bewohner Südwestafrikas.
„Nach hier eingetroffenen Telegrammen haben die Hereros durch Einschließung Okahandja und durch die Zerstörung der Eisenbahnbrücken bei Osona, etwa drei Kilometer südöstlich von Okahandja, sowie durch Unterbrechung der Telegraphenverbindungen mit Windhuk die Feindseligkeiten eröffnet (…) Wegen der durch den Ernst der Lage sofort gebotenen Maßnahmen schweben zwischen den beteiligten Ressorts Verhandlungen.“
Historischer Hintergrund:
Ursprünglich wurde Südwestafrika (das heutige Namibia) von Buschmännern und Bergdamaras bewohnt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfolgte von Nordosten her, über den Okawangofluß, die Einwanderung der Hereros. Kurz darauf erfolgte von Süden her, über den Oranje, in mehreren Zügen die Einwanderung der Hottentottenstämme. „Hottentotten“ ist eine zeitgenössische Bezeichnung für das Volk der Nama. Holländische Siedler gaben ihnen, ihrer eigentümlichen Sprache wegen, den Namen „Hottentotten“ (Stotterer). Anfang des 19. Jahrhunderts folgten die Afrikaner-, Bersabaer- und Witboi-Hottentotten. Den kriegerischen Stämmen der Einwanderer gelang es schnell die ursprünglichen Bewohner des Landes zu unterjochen und teilweise auszurotten. Zwischen den Hereros und den „Hottentotten“ kam es zu jahrzehntelangen Kriegen. Anfangs waren die Hereros im Vorteil, als aber Ende der 1860er Jahre Hendrik Witbooi die Führung übernahm, konnten die „Hottentotten“ das Gleichgewicht einigermaßen wieder herstellen.
Der Burenkrieg 1899-1902:
Zu Beginn des Jahres 1904 leben nicht mehr als 4500 Weiße (mehr als die Hälfte von ihnen waren Deutsche) in Deutsch-Südwestafrika, einem Land, das 1½-mal so groß wie das Deutsche Reich ist. 1897 vernichtete eine große Rinderpest nahezu den gesamten Viehbestand der Einheimischen. Dadurch ging den Hereros ihre wirtschaftliche Grundlage vorübergehend verloren. Da die weißen Siedler ihre Viehherden rechtzeitig impften, waren deren Verluste an Vieh wesentlich geringer. Die Hereros, als erfahrene Viehzüchter, hatten jedoch die überlebenden Tiere geschickt im Land verteilt und so erholten sich die Viehbestände später relativ schnell. Zwischenzeitlich verkauften einige Kapitäne der Hereros im Norden der Kolonie große Landflächen an Händler und Spekulanten. Dadurch war der Konflikt vorprogrammiert, da die Hereros die verkauften Flächen auch weiterhin für ihre großen Viehherden als Weideland nutzten. Die Siedler schossen daraufhin auf die Rinder der Hereros und immer öfter kam es sogar zu Schießereien zwischen den Hereros und den Einwanderern. Gouverneur Leutwein berichtete dem Kolonialamt in Berlin von den Sorgen und Problemen, aber nichts tat sich. Noch einmal wanden sich „Herero-Großleute“ an den deutschen Gouverneur, mit der Bitte, ein großes Hereroreservat von Otjituepa bis Omitava zu bilden.
Mit der Losung „Ich kämpfe – tötet alle Deutschen!“ begann der Aufstand, erst zwei Tage später änderte Hererokapitän Samuel Maharero seinen Befehl um in: „… tötet keine Frauen, Kinder oder Missionare, keine Buren und Engländer.“ Bei den Plünderungen an deutschen Farmen und Siedlungen kam es zu brutalen Morden an rund 150 Deutschen, darunter auch 5 Frauen. Deutsche Soldaten wurden unter „viehischen Martern zu Tode gebracht,“ so beschreibt das Buch „Rust: Krieg und Frieden im Hereroland“ die Ermordung eines gefangenen deutschen Offiziers durch Hereros folgendermaßen: „… dann kamen die Ohren an die Reihe, und als sie diese abgeschnitten, stachen sie dem noch Lebenden die Augen aus …“Ebenfalls wurden durch die Hereros viele Angehörige des im Norden lebenden Damara-Volkes ermordet.
Anfangs versuchten die Schutztruppen vergeblich den Hereros Herr zu werden. Nur 766 deutsche Soldaten standen einigen tausend gut bewaffneten Kämpfern der Hereros entgegen. Die Hereros gingen sogar in die Offensive, schlossen zeitweise Okahandja und Windhuk ein, zerstörten die Eisenbahnbrücke bei Osana und brachten den Deutschen eine Niederlage nach der anderen bei. Von außerhalb des Schutzgebietes war für absehbare Zeit keine Hilfe zu erwarten. An Kriegsschiffen befand sich nur das Kanonenboot S.M.S. Habicht in erreichbarer Nähe. Bei einer Besatzungsstärke von 130 Mann und mangels Ausrüstung mit eigentlichen Landungsgeschützen konnte das Eingreifen des Schiffes jedoch keine entscheidende Wirkung haben.
Die aus Einheimischen bestehende Schutztruppe in Kamerun war zur Hilfeleistung nicht geeignet, vermochte aber wenigstens mit Waffen, Munition und sonstigen Vorräten auszuhelfen. In der Heimat bestand eine zur schnellen Unterstützung der Schutztruppe geeignete Formation nicht. Außerordentliche Verstärkungen mussten, ebenso wie der alljährliche Ersatz, erst durch ein Aufgebot von Freiwilligen aus der ganzen Armee zusammengestellt werden, was nicht ohne Zeitverlust und andere Nachteile geschehen konnte. Schneller verwendungsbereit waren die beiden Seebataillone, die aber nach Stärke und Organisation nicht ausreichend und nicht genügend geschult waren für überseeische Unternehmungen größeren Stils. So war die Kolonie zunächst für längere Zeit auf ihre eigenen militärischen Hilfsmittel angewiesen. Gouverneur Leutwein übertrug die militärische Führung Hauptmann Franke.
In Berlin schrillten die Alarmglocken und man stellte ein Marineexpeditionskorps zusammen. Insgesamt wurden 15.000 Soldaten nach Deutsch-Südwestafrika herangezogen, von denen aber kaum mehr als 3000 an militärischen Aktionen Vorort beteiligt waren.
Am 11. und 12. August 1904 kam es zur ,,Schlacht am Waterberg“, so die offizielle Geschichtsschreibung. Der Waterberg ist in Wirklichkeit ein 20 km breites und 50 km langes Plateau östlich von Otjiwarongo, erhebt sich rund 200 Meter aus der umgebenden Ebene und besteht aus porösem Sandstein. Die Umgebung besteht zudem aus unübersichtlichem Buschland. Am Waterberg gab es keine Schlacht! Es gab isolierte, viele Kilometer auseinander liegende Gefechte mit unterschiedlichem Erfolg. Bei Hamakari wäre eines dieser Gefechte fast in einer Katastrophe für die Schutztruppe geendet. Die Deutschen hatten am Waterberg-Plateau ca. 1600 Soldaten verteilt. Auf deutscher Seite kämpften einheimische „Witbois-Hottentotten“, „Bastards“ und auch andere Stammesangehörige befanden sich unter den Hilfstruppen. Nach eigenen Angaben waren die Verluste unter den Truppen „verhältnismäßig groß„, zeitweise waren ganze Abteilungen eingeschlossen. Die Artillerie blieb meistens im unwegsamen Gelände stecken, kam nur selten zum Einsatz und schoss manchmal sogar auf die eigenen Leute. An dieser Stelle eine kurze Erklärung zu den ,,Bastards“. Das Wort „Bastard“ wurde in Südwestafrika nicht in demselben Sinne gebraucht wie in Europa. Vielmehr versteht man hier unter dieser Bezeichnung ausschließlich einen Abkömmling der von Buren und Namafrauen stammenden Mischlinge. Da diese Abstammung bereits mehrere Menschenalter zurücklag, wurde der Name ,,Bastard“ zu einer vollgültigen Stammesbezeichnung, die damals in demselben Sinne gebraucht wurde wie etwa die Stammesnamen der „Hottentotten“.
Nach Schätzungen des Vorort anwesenden Hauptmann Bayer waren 3000 – 5000 Hereros in der Umgebung des Waterberg-Plateaus versammelt. Sie verloren ihre Kämpfer mehr durch Krankheiten und Gefangennahme, weniger im Kampf mit der Schutztruppe selbst. Die Kämpfe zogen sich über zwei Tage hin, teilweise gingen die Hereros sogar zu Gegenangriffen über. Nach mehreren Gefechten unbesiegt, brachen sie auf und zogen mit ihren Familien (nach realistischen Schätzungen 12.000 – 30.000 Menschen) und Vieherden nach allen Seiten ab. Die kaiserlichen Truppen waren nicht in der Lage sie aufzuhalten, geschweige denn sie zu verfolgen, da der größte Teil der Soldaten ihre Pferde verloren hatten, erschöpft oder erkrankt war.
Viele deutsche Soldaten litten in jenen Tagen an Typhus und Cholera. Der vorgesehene Einschließungsring war längst nicht geschlossen, zudem wurden die Absichten der Deutschen von den Hereros schon frühzeitig durchschaut. Da die Briten den Hereros Asyl, unter der Bedingung, dass sie die Kämpfe nicht in ihre Kolonien tragen würden, zugesagt hatten, wollte die Mehrheit der am Waterberg versammelten Hereros ins 300 – 400 km entfernte britische Betschuanaland (heutiges Botswana) und so zogen sie, mitten in der Trockenzeit, in Etappen und in Gruppen getrennt nach Süden und Südosten. Nur 20 Tote wurden später in den verlassen Stellungen am Waterberg von den Deutschen gefunden.
General von Trotha, Generalleutnant und Oberbefehlshaber der deutschen Truppen in Südwestafrika 1904, sah am 12. August von einer Verfolgung der Hereros vorerst ab, vielmehr hoffte er ,,…daß der Feind, wenn er nicht allzu scharf gedrängt würde, sich vielleicht am Omuramba-u-Omatoko wieder setzen und es dann möglich sein würde, ihn bald von neuem zu fassen.“ Am 13. August schicke von Trotha einzelne Abteilungen Kundschafter aus, der General „hatte verboten, Frauen und Kinder zu töten, allen Männern jedoch, die bewaffnet der Truppe in die Hände fielen, hatten ihre letzte Stunde geschlagen.“ Die, auf deutscher Seite, unter Leutnant von Berneck kämpfenden „Witbois-Hottentotten“ spürten lediglich eine kleine Gruppe versprengter Hereros auf und es kam zu einem kurzen Feuergefecht.
Am 14. August so Trotha „stiegen ernste Zweifel auf, ob es überhaupt gelingen würde, mit den aufs äußerste erschöpften Pferden in dieser Gegend ohne Wasser und Weide den in rastloser Eile fliehenden Gegner noch einzuholen…Der mit Sicherheit drohende Verlust an Mannschaften und Vieh stand in keinem Verhältnis zu dem an sich wenig wahrscheinlichen, völlig ungewissen Erfolg.“
Am 16. August marschierte Major von Estorff in südliche Richtung, nach kurzem Kampf erbeutete er „300 Stück Rinder und 600 Stück Kleinvieh. An den Wasserstellen lag zahlreiches verendetes Vieh und wie Gefangene aussagten, hatten die Hereros trotz eifrigsten Grabens daselbst kein Wasser finden können. Auch die deutsche Abteilung fand keines und mußte daher noch am selben Tage nach Omatupa zurückmarschieren.„
So endeten die Kämpfe am Waterberg. Der Verlauf der Kämpfe war ein ganz anderer, als er von der obersten deutschen Führung beabsichtigt worden war. General Trotha schrieb in seinem Bericht: „Der unseren Truppen ungewohnte Kampf im dichten Dornbusch … einem Gegner gegenüber, der mit dem Gelände genau vertraut ist und sich vorzüglich zu decken weiß, und der durch seine Überlegenheit an Zahl und durch seine Unabhängigkeit von der Sorge um Staffeln und Verwundete fast stets in der Lage ist, unsere Schützenlinien zu umfassen und unter Kreuzfeuer zu nehmen – der Kampf mit einem solchen Gegner stellt an die physischen und moralischen Eigenschaften unserer Offiziere und Mannschaften ganz bedeutende Anforderungen. Aus eigener Anschauung und aus den mir gemachten Meldungen der Truppenführer kann ich das Urteil ableiten, daß das Verhalten unserer braven Truppen ein selten ausgezeichnetes war. Sie zeigten eine Festigkeit der Disziplin, die auch in der allerschwierigsten Lage nie versagte. Daß die Verluste an Offizieren, trotzdem sie die gleiche Verkleidung und Ausrüstung wie die Mannschaften trugen, verhältnismäßig groß waren, erklärt sich auch aus ihrem braven Verhalten im Gefecht, das sie, wenn auch auf Kosten der eigenen Deckung, verleitete, sich stellenweise zur besseren eigenen Orientierung über die Lage beim Feinde oder bei den eigenen Truppen in ganzer Figur aufzurichten.“
Erst zwei Wochen später waren die Schutztruppen in der Lage den Hereros zu folgen. Es gab somit keine ,,Verfolgung“, man blieb lediglich „auf den Spuren der Hereros“. Es gab auch kein aktives „Abdrängen der Hereros ins Sandfeld“, auch wenn von Trotha dies in seinen Berichten immer mal wieder gerne vorgab. Er hatte die Chance dazu nie gehabt; sein sehnlichster Wunsch war zudem „die ehrenvolle siegreiche Schlacht“. Selbst heute, noch dazu mit einer angeschlagenen Reitertruppe, wäre es schwer vorstellbar so viele, zudem in Etappen und in Gruppen getrennt marschierenden Menschen, in die Omaheke zu treiben. Das Gebiet der Wüste, die eigentlich eine Trockensavanne ist, ist weit größer als Bayern. Zunächst hatten die deutschen Abteilungen auch überhaupt „keine Feindberührung“.
Erst am 19. September erhielt man „Nachricht über den Feind: Diese ergaben daß starke Hereroabteilungen mit viel Vieh sich am Epukiro bei Otjimanangombe-Ganas sowie am Eiseb in der Gegend von Spata und nordöstlich davon angesammelt hatten. Der Gegner hatte sich also ehe er sich entschließen konnte, das Durstgebiet der Omaheke-Wüste zu betreten, an deren Rande noch einmal gesetzt.“
Am 28. September marschieren 3 Abteilungen unter Führung von General von Trotha auf Spata. „Bereits nach kurzem Gefecht floh indessen der Gegner, ohne nennenswerten Widerstand geleistet zu haben. (…) Es macht den Eindruck“ schreibt General von Trotha in seinem Bericht, „daß die Kraft des Feindes völlig zusammengebrochen ist“. Gefangen genommene Hereros sagen aus, daß „die Mehrzahl der Hererokapitäne und das gesamte Volk des Krieges müde seien. Sie wüßten jetzt nicht mehr, wohin sie gehen und was sie machen sollten, jede Leitung habe aufgehört, da die meisten Kapitäne, darunter auch Samuel, bereits weiter östlich in das Sandfeld geflüchtet seien. Menschen und Vieh litten fürchterlichen Durst.“
Am 29. September unternahmen die Schutztruppen einen Vorstoß in die Wüste, da man Meldungen über „starke feindliche Kräfte“ erhalten hatte. „Um 1.00 Uhr nachts wurde angetreten und um 7.00 Uhr früh eine das ganze umliegende Gelände weit beherrschende Anhöhe erreicht, von der aus man in weiter Ferne am Horizont gewaltige Staubwolken deshastig nach Norden und Nordosten flüchtenden Feindes bemerkte. Eine gut berittene Abteilung unter Hauptmann von Oertzen eilte, so schnell sie konnte, hinter ihm her, doch gelang es ihr nicht, ihn einzuholen. Es war klar: der Feind stellte sich nicht mehr, er war tief in das wasserlose Sandfeld geworfen und ging einem fürchterlichen Schicksal entgegen. Eine weitere Verfolgung der Hereros in das Sandfeld war unmöglich, wollte man nicht die deutschen Truppen der Gefahr aussetzen, einem ähnlichen Schicksal zu verfallen, wie es jetzt den Hereros drohte. Da die Abteilungen seit dem frühen Morgen ohne jedes Wasser waren und feindwärts weit und breit keines mehr zu finden war, befahlt General von Trotha am Nachmittage den Rückmarsch nach Osombo-Windimbe.“ Offensichtlich waren die deutschen Abteilungen lediglich auf Gruppen bzw. einen Teil der fliehenden Hereros getroffen.
Am 2. Oktober 1904, also zwei Monate nach den Kämpfen am Waterberg, verkündet der übermotivierte und bis dato erfolglose Kommandant General Lothar von Trotha im zeitgenössischen, pathetischen Vokabular den „Aufruf an das Volk der Herero“. Dieser eingeschränkte Schießbefehl wird heute als „Vernichtungsbefehl“ gedeutet, auch wird meist der zweite, einschränkende Teil des Textes weggelassen, aber schauen wir einmal selbst.
Erster Teil:
Aufruf an das Volk der Herero
Abschrift zu 17290 Osombo-Windembe, den 2.Oktober 1904
Kommando der Schutztruppe.
J.Nr. 3737
,,Ich der große General der deutschen Soldaten sende diesen Brief an das Volk der Herero. Die Hereros sind nicht mehr deutsche Untertanen. Sie haben gemordet und gestohlen, haben verwundeten Soldaten Ohren und Nasen und andere Körperteile abgeschnitten, und wollen jetzt aus Feigheit nicht mehr kämpfen. Ich sage dem Volk: Jeder der einen der Kapitäne an eine meiner Stationen als Gefangenen abliefert, erhält 1000 Mark, wer Samuel Maharero bringt, erhält 5000 Mark. Das Volk der Herero muß jedoch das Land verlassen.
Wenn das Volk dies nicht tut, so werde ich es mit dem Groot Rohr dazu zwingen. Innerhalb der Deutschen Grenze wird jeder Herero mit und ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auf sie schießen. Dies sind meine Worte an das Volk der Hereros.
Der große General des mächtigen deutschen Kaisers.“
Nun werfen wir einen Blick auf den Zweiten Teil, der in der Gegenwart, wie bereits erwähnt, weggelassen wird.
,,Dieser Erlaß ist bei den Appells der Truppen mitzuteilen mit dem Hinzufügen, daß auch der Truppe, die einen der Kapitäne fängt, die entsprechende Belohnung zuteil wird und das Schießen auf Weiber und Kinder so zu verstehen ist, daß über sie hinweggeschossen wird, um sie zum Laufen zu zwingen. Ich nehme mit Bestimmtheit an, daß dieser Erlaß dazu führen wird, keine männlichen Gefangenen mehr zu machen, aber nicht zu Grausamkeiten gegen Weiber und Kinder ausartet. Diese werden schon fortlaufen, wenn zweimal über sie hinweggeschossen wird. Die Truppe wird sich des guten Rufes des Deutschen Soldaten bewußt bleiben.
der Kommandeur
gez. v. Trotha, Generalleutnant.“
In Deutschland kam es im Reichstag zu Protesten, selbst Kaiser Wilhelm II. und Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow kritisierten die verbalen Ausfälle von Trothas. Auch der Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika Theodor von Leutwein wandte sich scharf gegen von Trothas Absichten. Dennoch sei an dieser Stelle gesagt, dass von Trothas berühmter Vernichtungsbefehl, der im späteren Verlauf als Beweis deutschen Genozids an den Hereos angeführt wurde, hinreichend in frage gestellt werden kann. Das Wort „Vernichtung“ problematisierte, welches sich zu jener Zeit auf das Zerschlagen der Fähigkeit des Feindes, Widerstand zu leisten, bezog, und nicht darauf ihn Mann für Mann umzubringen. Wesentlich ist auch, daß der Befehl zwei Monate nach der entscheidenden Schlacht bei Hamakari gegeben wurde, als der Krieg so gut wie vorbei war. Man kann diesen Befehl, als ein Versuch in psychologischer Kriegsführung deuten, dem keine Taten folgten. Denn er wurde sechs Wochen später von Reichskanzler von Bülow aufgehoben.
Die später häufig angegebenen Opferzahlen beruhen auf dem im August 1918 erschienen britischen „Blaubuch“. Dieses Buch diente lediglich dazu, zu beweisen, dass das Deutsche Reich nicht in der Lage sei Kolonien zu unterhalten, um somit einen offiziellen Vorwand zu haben, diese sich selbst einzuverleiben, was ja nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages 1919 auch geschah. 1926 wurde das Blaubuch, endgültig als Kriegspropaganda entlarvt und sogar offiziell zurückgezogen. Eine Volkszählung der Volksgruppe der Hereros hatte es vor 1904 nie gegeben. Die für 1904 häufig angegeben 80.000 Menschen sind grobe und sehr großzügige Schätzungen von Missionaren. Diese gaben aber (auch damals) gerne ihre Gemeindezahlen viel zu hoch an, um so mehr Gelder zu erhalten.
Der deutsche Gouverneur Theodor Leutwein schätzte die Zahl der bewaffneten Hereros im März 1904 auf 3500 – 4000, seriöse Hochrechnungen kommen so auf eine Gesamtzahl von ungefähr 35.000 – 45.000 Hereros vor den Kämpfen. 1905 erließ der neue Gouverneur Friedrich von Lindequist eine Proklamation, in der allen Hereros das Leben zugesichert wurde, sofern sie nicht nachweisbar einen Mord begangen hatten. Rund 14.000 Rückkehrer „sammelte“ man so in Deutsch-Südwestafrika wieder ein, insgesamt zählte man 1905 rund 24.000 Stammesangehörige der Hereros, zusätzlich waren rund Tausend ins britische Betschuanaland (heutiges Botswana) geflohen und mehrere Tausend nach Norden zu anderen Stämmen. Auch hatten die Deutschen zunächst Zweifel, „…ob den Hereros überhaupt ernstere Verluste beigebracht worden seien…“. Alle Zahlenangaben zu den Verlusten der Hereros sind also reine Spekulationen.
Erst 1966, nach ,,staatlichen“ Vorgaben, interpretierte der DDR-Historiker Horst Drechsler den Kampf der Schutztruppen gegen den Aufstand, in seinem 1966 erschienen Buch „Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft – Der Kampf der Hereros und Namas gegen den deutschen Imperialismus„, als „geplanten Völkermord„.
Der Herero-Chief Riruako verlangte im Jahr 2002 als Entschädigung von ,,Deutschland“ 4 Milliarden US-Dollar, da „…80% seines Volkes von den Deutschen ausgerottet seien...“und „…sein Volk noch heute darunter leide…„. Nach dem Vorbild bereits erfolgreicher Sammelklagen klagte er vor einem Gericht in den USA. Namibias Präsident Sam Nujoma wollte indes von einer Entschädigungsforderung an Deutschland nichts wissen, zumal die Deutschen 60 % der Entwicklungshilfe des Landes bestreiten.
Am 9. Februar 2004 meldet das Nachrichtenmagazin „Spiegel“, dass die Hereros die Klage gegen Deutschland „diskret zurückgezogen haben“. Ursache soll ein „gescheiterter Zustellversuch“ sein. Spiegel vom 9. Februar 2004 „Herero ziehen Klage gegen Deutschland zurück“.
Die gegenwärtig öffentlich vertretenen, gemachten „Gewissheiten“ vom „Völkermord“ des Hererovolkes von 1904, die von dem Historiker Horst Drechsler 1966 vorgebracht und seitdem kritiklos wiederholt werden, gründen auf dem „Bericht über die Behandlung der Eingeborenen durch Deutschland“ (veröffentlicht 1919). Dieser Bericht, den Drechsler als seinen einzigen Beweis eines absichtlich durchgeführten Völkermordes anbringt, ist, wie bereits an vorheriger Stelle erwähnt, ein Stück englischer Kriegspropaganda, aus dem sogenannten ,,Blaubuch“, ohne jede Glaubwürdigkeit. Seine Weiterverbreitung wurde von peinlich berührten Unionsbeamten 1926 verboten.
Ein jeder möge selbst prüfen welches Narrativ hier von gewissen Kräften aufrecht erhalten werden soll, der propagierte Völkermord hat kein Fundament. Beenden wir die Thematik mit den Worten Friedrichs des Großen ,, Er soll nur das glauben, was er geprüft hat.“