Friedrich III. Als Kurfürst. 1688 – 1701.
Friedrich III., der Sohn des Großen Kurfürsten, hatte eine schmächtige, etwas verwachsene Gestalt. Von Charakter war er gutmütig und milde und wurde deshalb von seinem Volke aufrichtig geliebt. Bei Beginn seiner Regierung erhob er seinen Erzieher, den trefflichen Dankelmann, zu seinem Ratgeber und verwaltete sein Land in der sparsamen Weise seines Vaters. Da er aber von großem Ehrgeize erfüllt war, wollte er es bald dem prunkliebenden Franzosenkönige Ludwig XIV. gleichtun.
Als Dankelmann ihm über die wachsenden Ausgaben der Hofhaltung Vorhaltungen machte, fiel er in Ungnade, und ein anderer Ratgeber, der sich durch Schmeichelei Friedrichs Gunst erworben hatte, trat an seine Stelle. Nun folgte am Hofe ein prächtiges Fest auf das andere. – Als Ludwig XIV. den 3. Raubkrieg gegen Deutschland begann, zog Friedrich III. wie einst sein Vater an den Rhein, und seine Truppen nahmen den Franzosen die von ihnen besetzte Stadt Bonn wieder weg. Der Krieg wurde jedoch vom Kaiser ohne Eifer betrieben, so daß Ludwig XIV. beim Friedensschlusse Straßburg und andere geraubten Reichsstädte behalten konnte.
Friedrich wird König in Preußen.
Friedrich besaß unter allen deutschen Reichsfürsten nächst dem Kaiser das größte Landgebiet, und Brandenburg genoß seit der Zeit seines Vaters hohes Ansehen. Als nun der Kurfürst von Sachsen, dessen Macht der brandenburgischen nachstand, König von Polen wurde, erwachte in Friedrich der glühende Wunsch, ebenfalls die Königswürde zu erlangen. Als deutscher Reichsfürst konnte er es nicht, da es in Deutschland nur einen König gab, nämlich den Kaiser. Friedrich aber war zugleich unabhängiger Herzog in Preußen, das nicht zum Reiche gehörte. Dort war seine Erhebung zum Könige möglich; freilich mußte der deutsche Kaiser ihn als König anerkennen. Der Kurfürst scheute am Hofe zu Wien weder Mühe noch Kosten, um die Zustimmung zu erhalten. Endlich willigte der Kaiser ein, und Friedrich versprach dafür, ihm in dem spanischen Erbfolgekriege 8000 Mann Truppen zu senden. – Nun zog der Kurfürst mit einem großen Gefolge, zu dessen Fortschaffung mehr als 300 Wagen gebraucht wurden, nach Königsberg. Im Saale des Schlosses, wo sich die vornehmsten Männer des Landes und die Stände des Herzogtums Preußen versammelt hatten, war der Thron aufgeschlagen. Dort setzte Friedrich III. sich selbst und seiner Gemahlin am 18. Januar 1701 die Königskrone auf das Haupt. Unter einem Thronhimmel, der von preußischen Edelleuten getragen wurde, im Purpurmantel und mit der Krone auf dem Haupte, begab er sich dann nach der Kirche, wo die feierliche Salbung durch den Geistlichen stattfand. Mehrtägige öffentliche Feste folgten auf die Krönung. Der Kurfürst nannte sich von nun an „Friedrich I., König in Preußen“. Zum Andenken stiftete er den „Hohen Orden vom schwarzen Adler“, der die Inschrift trägt: „ Suum cuique“ d.h. „Jedem das Seine“. Für die Bewohner aller brandenburgisch-preußischen Lande kam nun der Name Preußen auf. – Dem Kaiser hielt der neue König sein Versprechen treulich, und unter der Führung des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau erwarben sich preußische Truppen im Kampfe gegen Frankreich hohen Ruhm.
Pflege von Kunst und Wissenschaft.
Wie sein Vorbild Ludwig XIV. förderte auch Friedrich I. Kunst und Wissenschaft. In Berlin wurde die Straße „Unter den Linden“ und ein neuer Stadtteil, das Friedrichsviertel, angelegt. Unter der Leitung des Baumeisters und Bildhauers Schlüter entstanden das gewaltige Königliche Schloß und das Zeughaus. Auf der Brücke, die am Schloße über die Spree führt, erhob sich das von Schlüter entworfene und in Erz gegossene, herrliche Denkmal des Großen Kurfürsten.
Seiner Gemahlin Sophie Charlotte erbaute der König das Schloß Charlottenburg und umgab es mit einem schönen Parke. Er begründete auch in Berlin die Akademie der Wissenschaften, in der sich die gelehrtesten Männer seines Landes zu gemeinsamer Arbeit vereinigten. In Halle wurde eine neue Universität errichtet, an der berühmte Lehrer wirkten, z. B. der fromme August Hermann Francke, der Schöpfer des großen Waisenhauses.
Sophie Charlotte.
Die Gemahlin Friedrichs I., die geistvolle Sophie Charlotte von Hannover, liebte das geräuschvolle Hofleben mit den häufigen Festlichkeiten nicht und zog sich nach ihrem stillen Schloße Charlottenburg zurück. Dort sammelte sie einen Kreis von gelehrten Männern um sich, mit denen sie sich über die schwierigsten Fragen der Wissenschaft unterhielt.
Letzte Regierungszeit.
In den letzten Jahren der Regierung Friedrichs I. wurde Ostpreußen von einer furchtbaren Pest heimgesucht. Sie raffte 200000 Menschen, den dritten Teil der Bevölkerung, hinweg. Die langen Kriege, zu denen der König seine Truppen entsandt hatte, und die verschwenderische Hofhaltung verschlangen ungeheure Geldsummen. Daher hinterließ Friedrich I. trotz der sehr hohen Steuern, die für das Volk kaum zu erschwingen waren, seinem Nachfolger eine große Schuldenlast. – Der Umfang des Staates war gewachsen. Durch Erbschaft (von Luise Henriette her) und durch Kauf waren einige Gebiete am Rheine und an der Ems zu Preußen gekommen.