Friedrich Wilhelm IV. war der älteste Sohn Friedrich Wilhelms III. und der Königin Luise. Ausgestattet mit hohen Geistesgaben, hatte er sich eine gelehrte Bildung angeeignet, so daß er „sein Brot als Professor hätte erwerben“ können. Dabei besaß er ein tiefes Verständnis für die Kunst und war ein witziger, gewandter Redner. Er wollte das Beste seines Volkes; für die unruhvolle Zeit, in die seine Regierung fiel, war er jedoch nicht tatkräftig genug. Mit seiner Gemahlin Elisabeth lebte er in kinderloser, aber glücklicher Ehe. Sie unterstützte ihn getreulich bei allen Werken der Barmherzigkeit und pflegte ihn in den Tagen der Krankheit mit aufopfernder Liebe.
Der Verfassungskampf in Preußen.
Der Wunsch nach einer Verfassung wurde, wie überall in Deutschland, so auch in Preußen allgemein gehegt. Das Volk wollte bei der Gesetzgebung und Rechtsprechung mitwirken, und keinem Bürger sollte es verwehrt sein, in Versammlungen und Zeitungen frei seine Meinung zu äußern. Friedrich Wilhelm IV. suchte den Hoffnungen des Volkes entgegenzukommen und berief 1847 einen „vereinigten Landtag“, der aus Vertretern der acht preußischen Provinzen bestand. Der Landtag konnte sich jedoch mit der Regierung über die Rechte, die ihm eingeräumt werden sollten, nicht einigen und ging auseinander.
Als nun 1848 in Frankreich eine Revolution ausbrach, wurden auch in Deutschland die Gemüter heftig bewegt, und in Berlin besprach man in Versammlungen die Wünsche des Volkes. Große Freude entstand daher, als Friedrich Wilhelm IV. versprach, eine Verfassung zu gewähren, und eine riesige Volksmenge zog vor das Königliche Schloß. Bei dem Menschengewühle versuchte das Militär die Ordnung aufrechtzuerhalten, dabei kam es zwischen Bürgern und Soldaten zu Streitigkeiten. Als auf bisher unaufgeklärte Weise zwei Schüsse fielen, glaubte die Menge, es werde auf das Volk geschossen, und geriet in wilde Erregung. Aus umgestürzten Wagen, zusammengehäuften Pflastersteinen und dergleichen wurden Barrikaden gebaut, die die Straßen versperrten und zwischen dem Volke und den Truppen brach an den folgenden Tagen ein offener Kampf aus.
Als nun 1848 in Frankreich eine Revolution ausbrach, wurden auch in Deutschland die Gemüter heftig bewegt, und in Berlin besprach man in Versammlungen die Wünsche des Volkes. Große Freude entstand daher, als Friedrich Wilhelm IV. versprach, eine Verfassung zu gewähren, und eine riesige Volksmenge zog vor das Königliche Schloß. Bei dem Menschengewühle versuchte das Militär die Ordnung aufrechtzuerhalten, dabei kam es zwischen Bürgern und Soldaten zu Streitigkeiten. Als auf bisher unaufgeklärte Weise zwei Schüsse fielen, glaubte die Menge, es werde auf das Volk geschossen, und geriet in wilde Erregung. Aus umgestürzten Wagen, zusammengehäuften Pflastersteinen und dergleichen wurden Barrikaden gebaut, die die Straßen versperrten und zwischen dem Volke und den Truppen brach an den folgenden Tagen ein offener Kampf aus.
Um dem Blutvergießen Einhalt zu tun, befahl der König auf Bitten der Bürger, daß das Militär, von dem die meisten Barrikaden erstürmt worden waren, aus Berlin abzog. Er selbst stellte sich unter den Schutz der Bürgerschaft. Aber die Anordnungen hielten wochenlang an; allerlei Gewalttaten wurden verübt, das Zeughaus wurde geplündert und großer Schaden angerichtet. Da berief der König tatkräftige Männer an die Spitze der Regierung. Das Militär rückte wieder in Berlin ein, und bald war die Ordnung hergestellt. Im Jahre 1850 gab dann Friedrich Wilhelm IV. dem preußischen Volke eine Verfassung, die noch jetzt in Kraft steht.
Deutsche Einigungsversuche.
Das deutsche Volk hatte seine Hoffnungen auf ein einiges mächtiges Reich mit einem Kaiser an der Spitze noch nicht aufgegeben und suchte sie selbst zu verwirklichen. Schon als 1840 ein Krieg mit Frankreich drohte, war das Gefühl der Zusammengehörigkeit mächtig emporgelodert, und die Lieder „Es braust ein Ruf wie Donnerhall“ und „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein“ wurden mit Begeisterung gesungen.
Im Jahre 1848 traten zahlreiche Männer in Frankfurt a. M. zusammen und forderten das ganze deutsche Volk auf, Abgeordnete zu wählen und nach Frankfurt zu einer Nationalversammlung zu senden. Der Bundestag konnte die Wahlen nicht hindern, und die einzelnen Staaten ließen sie zu. Ungefähr 600 Abgeordnete versammelten sich in der Paulskirche in Frankfurt. Der Bundestag wurde für aufgelöst erklärt und eine Reichsverfassung beraten, nach der das geeinte Deutschland regiert werden sollte. Auch eine deutsche Kriegsflotte wurde aus freiwilligen Beiträgen gegründet.
Es war nun die Frage, ob Österreich oder Preußen die Führerschaft und damit die Kaisergewalt erhalten sollte. Die Mehrzahl der Abgeordneten entschied sich für Preußen, da dieses ein rein deutsches Land sei und von jeher das Wohl Deutschlands als sein Wohl angesehen habe.
Friedrich Wilhelm IV. lehnte die Kaiserkrone jedoch ab, weil sie ihm ohne das Einverständnis der Fürsten vom Volke allein angetragen wurde. Die von der Nationalversammlung beratene Reichsverfassung wurde von den meisten deutschen Staaten nicht angenommen. Das Volk wollte die Regierungen dazu zwingen, und in Sachsen und Baden brachen deshalb große Aufstände aus, die wurden aber mit Hilfe preußischer Truppen bald unterdrückt. Die Nationalversammlung löste sich schließlich auf, ihr Versuch, eine Einigung Deutschlands herbeizuführen, war gescheitert. Die Schiffe der kaum gegründeten deutschen Kriegsflotte wurden öffentlich versteigert.
Friedrich Wilhelms IV. Einigungsversuch.
Da versuchte Friedrich Wilhelm IV. dem deutschen Volke zu seiner Einigung behilflich zu sein. Er berief deshalb eine neue, aus Volkswahlen hervorgegangene Abgeordnetenversammlung nach Erfurt und lud die deutschen Fürsten zu einer Beratung nach Berlin ein. Aber Österreich arbeitete ihm mit den süddeutschen Staaten entgegen. Es suchte den Bundestag, sowie die alten Zustände, die der Wiener Kongreß geschaffen hatte, wiederherzustellen.
Als Friedrich Wilhelm dem hessischen Volke, dessen Kurfürst die Verfassung seines Landes schmählich mißachtete, zu seinen Rechten verhelfen wollte, drohte ihm Österreich mit Krieg. Der König fühlte sich aber nicht stark genug, den Waffengang zu wagen. Im Vertrag zu Olmütz beugte er sich vor Österreich, willigte ein, daß der Bundestag wiederhergestellt wurde, und gab die Versuche, Deutschland zu einigen, endgültig auf. So endeten des Königs Bemühungen mit einer schweren Demütigung Preußens. Seit dem Vertrage von Olmütz verzichtete Friedrich Wilhelm IV. darauf, eine führende Stellung in Deutschland einzunehmen. Der alte Gegensatz zwischen Österreich und Preußen blieb; die süddeutschen Staaten schlossen sich an Österreich, die norddeutschen Kleinstaaten an Preußen an. Zum Vertreter Preußens beim Bundestage ernannte der König den Herrn von Bismarck.
Schleswig-Holstein.
Seit Jahrhunderten waren die dänischen Herrscher zugleich Herzöge von Schleswig-Holstein. Es war diesen deutschen Ländern indessen gelobt worden, daß sie selbständig verwaltet werden und „auf ewig ungeteilt“ bleiben sollten. Im Jahre 1848 versuchten aber die Dänen, Schleswig ihrem Lande einzuverleiben und den Bewohnern die dänische Sprache aufzudrängen. Da griffen die Schleswig-Holsteiner mutig zu den Waffen. Preußen unterstützte sie und ließ Truppen einrücken, von denen die Dänen mehrmals besiegt wurden. Bald mischten sich jedoch fremde Staaten ein, und Preußen wurde im Vertrage zu Olmütz von Österreich gezwungen Schleswig-Holstein seinem Schicksale zu überlassen.
Friedrich Wilhelm IV. gründet eine preußische Flotte.
Während des Kampfes gegen Dänemark waren preußische Handelsschiffe von der dänischen Flotte weggenommen worden, ohne daß es Preußen hatte hindern können. Da beschloß Friedrich Wilhelm IV., eine Kriegsflotte zu gründen. Weil jedoch der Ausgang aus der Ostsee in den engen dänischen Meeresstraßen gesperrt werden konnte, Preußen aber nicht an die Nordsee heranreichte, kaufte er von Oldenburg den Jadebusen und baute dort einen Kriegshafen. Ein Vetter des Königs, Prinz Adalbert, wurde Admiral der jungen preußischen Flotte.
Fortschritte im Handel und Verkehr.
Die Veränderung im Verkehrswesen, die zu Anfang des 19. Jahrhunderts begonnen hatte, schritt weiter fort. Ein Netz von Eisenbahnen überzog bald ganz Deutschland. Zwischen den deutschen Hafenstädten und Amerika entstanden regelmäßige Dampfschiffsverbindungen, so daß der Verkehr große Ausdehnung gewann. Der elektrische Telegraph wurde eingeführt und ermöglichte die schnelle Übermittlung von Nachrichten.
Erwerbung von Hohenzollern.
Seit dem Anfange des 13. Jahrhunderts blühte noch in Süddeutschland ein Zweig des Hohenzollernhauses. Unter Friedrich Wilhelm IV. übergab der Fürst von Hohenzollern die Verwaltung seines Landes an Preußen und schloß sich enger an das königliche Haus an.
Kunst und Wissenschaft.
Friedrich Wilhelm IV. ließ in Berlin das Opernhaus, das neue Museum und die Schloßkapelle erbauen. Der Bildhauer Rauch schuf das herrliche Denkmal Friedrichs des Großen, das in der Straße „Unter den Linden“ seinen Standort erhielt. Die Stammburg des Hohenzollerngeschlechts und die stolze Marienburg, der alte Sitz des deutschen Ritterordens, wurden wiederhergestellt.
Getreu seinem Wahlspruche: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!“ ließ Friedrich Wilhelm IV. über 400 neue Gotteshäuser in Preußen errichten. Der Bau des Kölner Doms, der seit Jahrhunderten unvollendet stand, wurde wieder aufgenommen. Die Vollendung dieses Meisterwerks der gotischen Baukunst hat der König jedoch nicht mehr erlebt. In seinen letzten Lebensjahren wurde Friedrich Wilhelm IV. von einer schweren Gemütskrankheit befallen, so daß er seine Herrscherpflichten nicht mehr erfüllen konnte,1861 wurde er durch den Tod abgerufen.
Napoleon III.
In Frankreich war 1848 eine Revolution ausgebrochen, durch die die Königsfamilie vertrieben wurde. Die Franzosen erklärten das Land zur Republik und wählten einen Neffen Napoleons I. zum Präsidenten. Diesem gelang es nach einigen Jahren, sich unter dem Namen Napoleon III. zum Kaiser zu machen. Um der Ruhmsucht des französischen Volkes zu schmeicheln, mischte er sich 1853 in einen Streit zwischen Rußland und der Türkei und besiegte die Russen auf der Halbinsel Krim im Schwarzen Meere (Krimkrieg). Dem italienischen Volke, das sich zu einem einheitlichen Staate zusammenschließen wollte, half Napoleon III., indem er die Österreicher besiegte und sie nötigte, die Lombardei abzutreten. So entstand 1861 das Königreich Italien. Venetien, das bei Österreich blieb, und der vom Papste beherrschte Kirchenstaat, den Napoleon bestehen lassen wollte, gehörten noch nicht dazu. Durch diese Siege wurde Napoleon III. der mächtigste Herrscher Europas.