Wilhelm II.
Kaiser Wilhelm II., der älteste Sohn des Kaisers Friedrich, erblickte am 27. Januar 1859 das Licht der Welt. Wie bei allen Hohenzollernprinzen, so ging auch bei ihm die Ausbildung des Geistes und Körpers Hand in Hand. Der Vater hielt streng darauf, daß an Fleiß, Pünktlichkeit und Ausdauer seines Sohnes die höchsten Anforderungen gestellt wurden.
Deswegen erhielt Prinz Wilhelm im September 1866, wie ein halbes Jahr zuvor einen Militärgouverneur, auch einen zivilen Erzieher. Damit trat eine Persönlichkeit in sein Leben, die von bestimmenden Einfluß auf seine ganze geistige Entwicklung werden sollte.
Georg Hinzpeter.
Seine Pädagogik war ganz auf harte, nüchterne Pflichterfüllung und auf „Dienen“ eingestellt: der Charakter muß durch stetes „Entsagen“ gestählt werden, das Leben des Prinzen hat sich im Sinne „altpreußischer Einfachheit“ zu gestalten, die rauhe Erziehung der Spartaner ist das Ideal.
Lob spendete er nie – denn der kategorische Imperativ der Pflicht verlangte sein Recht an sich, was brauchte es da des anfeuernden oder anerkennenden Wortes?
Das Ziel, welches Hinzpeter sich für die Erziehung seines Zöglings gesteckt hatte, war die harmonische Ausbildung der Geisteskräfte vermittels der altklassischen Gymnasialbildung, die strenge „Gymnastik des Geistes“, die Befähigung zur Lösung geistiger Aufgaben durch ständige Übung, gewissenhaftes Streben nach Erkennen und Wissen und die Gewinnung einer historischen Weltanschauung, vor allem aber die Gewöhnung an Pflichterfüllung.
Die Erlangung dieser Fähigkeiten durfte weder durch die Anforderungen der Repräsentation, die in Berlin einen Prinzen des Königlichen Hauses naturgemäß viel in Anspruch nahmen, noch durch die Erwerbung jener anderen Fähigkeiten beeinträchtigt werden, die der Prinz sich aneignen mußte: Reiten, Schwimmen, Fechten, Tanzen, Übung in der französischen und englischen Sprache usw. Dies alles mußte nebenbei gelernt werden und durfte den großen Plan Hinzpeters nicht stören.
Ein ausgesprochenes Hemmnis war es für den Prinzen, daß sein linker Arm infolge einer bei der Geburt entstandenen, anfangs übersehenen Verletzung in der Entwicklung zurückgeblieben war und seine freie Beweglichkeit eingebüßt hatte. Er wurde auf die verschiedensten Arten behandelt, die die ärztliche Wissenschaft der Zeit bereit hatte und die das einzige Ergebnis hatten „daß ich in schmerzvollster Weise gequält wurde.“
Auch der Turnunterricht verfolgte ursrünglich die Absicht, seinen Arm auf gymnastischem Wege zu kräftigen. Er konnte ihn aber niemals mit der Passion betreiben wie andere, nichtbehinderte Knaben. Dahingegen hat er das Schwimmen, das ihm zuerst ebenfalls beträchtliche Schwierigkeiten bereitete, bald mit lebhafter Begeisterung betrieben und es darin zu großer Fertigkeit gebracht. Auch für die anderen Arten des Wassersportes, wie Segeln und Rudern, hat er viel Neigung gehabt.
Zu großer Gewandheit ist er auch im Schießen gelangt. Das Schwierigste vor allem aber war für ihn, Reiten zu lernen. Der Prinz war 8 ½ Jahre alt und noch führte ein Lakai sein Pony am Zügel, weil seine körperliche Unsicherheit ihm selbst wie anderen unüberwindliche Angst einflößte.
Sein Erzieher Hinzpeter hob, seine inzwischen unbedingt gewordene moralische Autorität mit einsetzend, den weinenden Prinzen auf sein Pferd ohne Bügel und erzwang die Übung der verschiedenen Gangarten, taub gegen alles Bitten und Weinen, erbarmungslos den unaufhörlich herunterstürzenden Reiter wieder hinaufhebend, bis endlich nach wochenlanger Quälerei das nötige Gleichgewicht erlangt war. Diese Morgenübungen in den Seitenalleen des Parkes von Sanssouci waren ein Schrecken für jedermann, ein größerer für den Zwingenden als für den Gezwungenen.
Sein Bruder Heinrich hat oft aufgeheult vor Schmerz, wenn er das Martyrium mit ansehen mußte. Aber nur ungewöhnliche Energie und Rücksichtslosigkeit konnten die ungewöhnliche, wenn auch natürliche Schwäche besiegen. Nachdem dies einmal geschehen und der Prinz durch Wecken der eigenen Kraft jedem anderen Knaben gleichgestellt war, konnte er dem Stallmeister übergeben werden zu weiterer schnell fortschreitender Ausbildung. Das Reiten, welches anfangs nur mit wirklichem Risiko und trotz tränenreichen Widerwillens mit besonderer Entschiedenheit aufgezwungen war, wurde eine mit Vorliebe und Erfolg geübte Fertigkeit.
Der Erfolg hat Hinzpeters Methode recht gegeben.
In seinem Buch „Aus meinem Leben“ schreibt Kaiser Wilhelm II.:
„…daß ich trotz der bitter harten Schule, durch die er mich geleitet hat, niemals das Gefühl der Dankbarkeit und Verehrung für alles, was er mir gegeben hat, verloren habe. Bei ihm habe ich das Wichtigste gelernt, was ein Mensch lernen kann: arbeiten und seine Pflicht tun.“
Der zehnte Geburtstag war, wie im Leben eines jeden preußischen Prinzen, auch für Wilhelm ein wichtiges Ereignis. An diesem Tage wurde er in das Heer aufgenommen und bekam seine erste Uniform im Range eines Leutnants des ersten Garderegiments zu Fuß. So sieht es die hohenzollersche Familientradition vor: Der junge Leutnant soll sich von nun an so viel militärische Übung erwerben, daß er mit achtzehn Jahren, volljährig geworden, eine Kompanie kommandieren kann. Die Aufnahme-Zeremonie im Jahre 1869 schrieb Meldung bei seinem Großvater Kaiser Wilhelm I. vor, der den Schwarzen Adlerorden anheftete. Danach musste der neugebackene Leutnant als jüngster Offizier der deutschen Armee mit der Truppe im Parademarsch vor dem Kaiser vorbeimarschieren, wobei sich der kleine Kerl anzustrengen hatte, um mit Soldaten Schritt zu halten, die neben dem neuen „Vorgesetzten“ wie Riesen aussahen.
Nachdem der Prinz im Herbst 1874 konfirmiert worden war, brachten ihn seine Eltern selbst auf das Gymnasium nahe Kassel. Er war der erste Hohenzoller, der eine öffentliche Schule besuchte. Seine Lehrer waren angewiesen, mit dem Prinzen gar keine Ausnahme zu machen. Sie nannten ihn „Prinz Wilhelm“ und „Sie“, nicht „Königliche Hoheit“.
Nachdem er 1877 die Abgangsprüfung mit Ehren bestanden hatte, bezog er die Universität Bonn, um Rechts- und Staatswissenschaften zu studieren; mit Vorliebe beschäftigte er sich daneben mit Weltgeschichte. An dem fröhlichen Leben und Treiben der Studenten nahm der Prinz in frischer Jugendlust teil. Nach zwei Jahren führte ihn kein Geringerer als Fürst Bismarck in die Staatskunst ein. Mit Leib und Seele war Prinz Wilhelm Soldat. Als Knabe sah er Vater und Großvater in den Krieg ziehen und Begeisterung erfüllte ihn, wenn er von den hohen Taten hörte, die unter ihrer Führung geschahen.
Im März 1876 wurde der Prinz zum Premierleutnant befördert und trat in dieser Stellung am 9. Februar 1877 seinen praktischen Dienst in der 6. Kompanie des 1. Garderegiments zu Fuß in Potsdam an. Sein Großvater, Kaiser Wilhelm I., ermahnte ihn vor den versammelten Offizieren, ein tüchtiger Soldat zu werden und entließ ihn mit den Worten:
„Nun gehe hin und tue deine Schuldigkeit, wie es dir gelehrt werden wird. Gott sei mit dir!“
Den Dienst der verschiedenen Waffengattungen lernte er gründlich kennen und es erfüllte ihn mit besonderer Freude, als ihn der berühmte Heerführer Prinz Friedrich Karl einst wegen seiner geschickten Führung des Garde-Husarenregiments lobte.
Vermählung.
Im Jahre 1881 vermählte sich Prinz Wilhelm mit der Prinzessin Auguste Viktoria, der ältesten Tochter des Herzogs Friedrich von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Die junge Fürstin gewann sich durch ihre natürliche Anmut und große Herzensgüte bald die Zuneigung der kaiserlichen Familie und die Liebe des Volkes.
Am 6. Mai 1882 wurde dem Prinzen der erste Sohn, der Kronprinz Wilhelm, geboren. Noch fünf Söhne, die Prinzen Eitel Friedrich, Adalbert, August Wilhelm, Oskar, Joachim und eine Tochter, die Prinzessin Viktoria Luise, die alle fröhlich gediehen, wurden dem jungen fürstlichen Ehepaare im Laufe der Jahre geschenkt.
Ein inniges Band der Liebe hatte Eltern und Kinder zu einem glücklichen und vorbildlichen Familienleben umschlungen.
Regierungsantritt.
Am 15. Juni 1888, im Alter von 29 Jahren, übernahm Wilhelm II. die preußische Königskrone und die deutsche Kaiserwürde. Wie sehr ihm des Volkes Wohl am Herzen lag, davon zeugte sein Erlaß „An mein Volk“, worin er gesagt hatte: „Auf den Thron Meiner Väter berufen, habe ich die Regierung im Aufblicke zu dem Könige aller Könige übernommen und Gott gelobt, nah dem Beispiele Meiner Väter Meinem Volke ein gerechter und milder Fürst zu sein, Frömmigkeit und Gottesfurcht zu pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helfer, dem Rechte ein treuer Wächter zu sein.“
Der Kaiser hatte sich die Erhaltung des Friedens in Europa zum Ziel gesetzt. Deshalb stattete er bald nach seiner Thronbesteigung den mächtigsten Herrschern Europas einen Besuch ab. Überall wurden neue Freundschaftsbande geknüpft.
Auch der Dreibund, den Deutschland, Österreich und Italien erneuerten, sollte ein Hort des Friedens sein. Fremden Nationen hatte der Kaiser manche ritterliche Aufmerksamkeit erwiesen und ihnen oft in Not hochherzig seine Hilfe dargeboten, so daß auch das Ausland ihm Achtung und Anerkennung zollte. Er wusste aber, daß wir am besten gesichert sind, wenn unser Schwert scharf ist.
Kaiser und Kanzler.
Fürst Bismarck lenkte nach wie vor mit Meisterhand die Geschicke Deutschlands. Aber schon in den ersten Jahren der Regierung Wilhelms II. zeigte es sich, daß die Ansichten des jungen Kaisers in vielen Dingen von denen des Fürsten Bismarck abwichen. Besonders in Bezug auf die Arbeiter-Schutzgesetzgebung, die der Kanzler weniger weit auszudehnen beabsichtigte, ergaben sich tiefgehende Meinungsverschiedenheiten.
Wohl erkannte der Kaiser die unvergänglichen Verdienste des Fürsten um Deutschlands Einigung und um das Reich freudig an. Der junge, tatkräftige Herrscher, der „sein eigener Kanzler“ sein wollte, wünschte jedoch mancherlei Regierungsgeschäfte, die Fürst Bismarck bisher allein geführt hatte, selbst in die Hand zu nehmen. Daher wurde der alte Reichskanzler im Jahre 1890 unter Erhebung zum „Herzoge von Lauenburg“ entlassen und zog sich auf sein Gut Friedrichsruh im Sachsenwalde bei Hamburg zurück.
Später kam es zur Freude des deutschen Volkes wieder zu einer Annäherung zwischen Kaiser Wilhelm und dem Fürsten; aber seinen Sachsenwald hat der große, eiserne Kanzler, „der getreue Eckart“ des deutschen Volkes, nicht wieder verlassen.
In Friedrichsruh schloß er am 30. Juli 1898 die Augen zur ewigen Ruhe. Sein Grabmal trägt die von ihm selbst bestimmte Inschrift: „Fürst von Bismarck, ein treuer, deutscher Diener Kaiser Wilhelms I.“
Heer und Flotte.
Unermüdliche Arbeit verwendete Kaiser Wilhelm darauf, das Heer schlagfertig zu erhalten. Der wachsenden Volkszahl entsprechend, ist es vermehrt worden und hat in Friedenszeiten über eine halbe Million Soldaten gezählt. Da die Dienstzeit bei den meisten Waffengattungen auf zwei Jahre herabgesetzt wurde, mußte mit erhöhtem Eifer an der Ausbildung der Soldaten gearbeitet werden.
Sodann hatte sich Kaiser Wilhelm II. die besondere Aufgabe gestellt, eine achtunggebietende Flotte zu schaffen. Kein Hohenzoller vor ihm hat so wie unser Kaiser dem Seewesen seine ganze Teilnahme gewidmet; die Vorfahren mußten ja ihrem Lande erst eine Machtstellung schaffen, ehe der Adler den Flug über das Weltmeer wagen konnte. Um den Absatz der Handelserzeugnisse in überseeischen Ländern zu sichern und die Machtstellung des Reiches zu erhalten, ist dem deutschen Volke eine Flotte „bitter not“. Zu den Mitgliedern des Reichstages sprach er: „Aus Deutschland ist ein Weltreich geworden. Überall in fernen Teilen der Erde wohnen Tausende unserer Landsleute. Deutsche Güter, deutsches Wissen, deutsche Betriebsamkeit gehen über den Ozean.
An Sie tritt die Pflicht, mir zu helfen, dieses größere Deutsche Reich auch fest an unser heimisches zu gliedern.“ „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser“.
Solchen mahnenden Worten hat der Erfolg nicht gefehlt.
Das Flottengesetz von 1900 bestimmte eine planmäßige Vermehrung unserer Kriegsflotte. An die Spitze der gesamten Schlachtflotte hatte der Kaiser einen Bruder, den Prinzen Heinrich, gestellt. Früher konnten in Deutschland selbst nur kleine Schiffe gebaut werden, die großen wurden in England und Frankreich gekauft. Unsere großen Werften hatten uns dann völlig unabhängig vom Ausland gemacht. Sie haben die größten Handelsdampfer und die gewaltigen Kriegsschiffe gebaut.
1895 übergab Kaiser Wilhelm den für die Küstenverteidigung und den Handel wichtigen Nord-Ostsee-Kanal dem Verkehr und nannte ihn zum Andenken an seinen Großvater Kaiser-Wilhelm-Kanal.
Die Kolonien.
Im Jahre 1890 tauschte Kaiser Wilhelm von den Engländern die alte deutsche Insel Helgoland gegen einige Gebiete in Afrika ein. Sie war für die Marine ein wichtiger Stützpunkt in der Nordsee. Im Jahre 1897 gelang es, die Chinesen dafür zu gewinnen, daß sie die Bucht von Kiautschou mit einem dazu gehörigen Landgebiete an Deutschland auf 99 Jahre verpachteten. Durch Kauf kamen die im Stillen Ozeane liegenden Karolinen, Marianen und Palau-Inseln von Spanien an Deutschland und später wurde noch die wertvolle Samoagruppe erworben. Die von wilden Völkerschaften bewohnten Kolonien bereiteten dem Reiche nicht selten Schwierigkeiten. So brach in Südwestafrika 1904 ein blutiger Aufstand aus, zu dessen Unterdrückung ungefähr 15 000 Mann freiwillig hinauszogen.
Bei den ungeheuern Schwierigkeiten des Feldzuges in dem wilden und wasserarmen Lande haben die deutschen Krieger glänzend bewiesen, daß die alten Tugenden der Väter: Tapferkeit, Kriegszucht und williges Ertragen von Anstrengungen in Heer und Flotte noch lebendig sind.
Handel und Verkehr.
In den letzten Jahrzehnten hatten Handel und Verkehr eine ungeahnte Ausdehnung erhalten. Das Reich nahm unter den Seehandel treibenden Völkern den zweiten Platz ein und der Vermerk auf den Waren „In Deutschland angefertigt“ galt in der ganzen Welt als Empfehlung. Durch die deutschen Dampfschiffahrtsgesellschaften, deren Schiffe wegen ihrer Seetüchtigkeit und Schnelligkeit berühmt waren und durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes war der Verkehr unendlich gewachsen. Auch hier suchte Kaiser Wilhelm anzuregen und zu fördern; er hatte selbst ausgesprochen: „Wir stehen im Zeichen des Verkehrs!“
Wissenschaft und Kunst.
Wissenschaft und Kunst erfreuten sich in Deutschland hoher Blüte. Auf den Technischen Hochschulen, die durch Kaiser Wilhelm den Universitäten gleichgestellt waren, empfingen Baumeister und Ingenieure eine vorzügliche Ausbildung. An der Verbesserung der höheren Schulen, der Lehrerseminare, der Fortbildungs- und Volksschulen wurde unermüdlich gearbeitet, damit sie den veränderten Verhältnissen der damals neuen Zeit entsprachen. Künstler und Dichter haben machtvolle Förderung erfahren.
Prachtvolle Bauwerke, wie das Reichstagsgebäude, das Herrenhaus, der neue Dom, die Kaiser Wilhelms- und Kaiser Friedrichs-Gedächtniskirche schmückten die Reichshauptstadt. In der Siegesallee ließ Kaiser Wilhelm die Marmorstandbilder der Könige von Preußen, sowie der Kurfürsten und Markgrafen von Brandenburg durch hervorragende Bildhauer errichten und machte sie der Stadt Berlin zum Geschenk.
Vor dem Königsschlosse erhob sich das Nationaldenkmal für Wilhelm I. und vor dem Reichstagsgebäude das gewaltige Standbild seines eisernen Kanzlers, des Schmiedes der deutschen Einigkeit.
Gesetzgebung.
Die Lage des Arbeiterstandes wurde durch das Alters- und Invaliditätsversicherungsgesetz, sowie durch das Arbeiter- und Kinderschutzgesetz weiter verbessert, so daß die deutsche Gesetzgebung hierin für fremde Völker vorbildlich geworden war.
Im Jahre 1900 trat das neue „Bürgerliche Gesetzbuch“ in Kraft, das für das gesamte deutsche Vaterland Geltung besitzt.
Kaiser Wilhelms Fürsorge für das Reich.
Ohne Rast und Ruhe arbeitete Kaiser Wilhelm daran, die machtvolle Stellung Deutschlands unter den Staaten der Erde zu erhalten und zu stärken. Er sorgte aber auch dafür, „daß das Deutsche Reich von allen Seiten das unbedingte Vertrauen als eines ruhigen, ehrlichen und friedlichen Nachbarn genoß“.
Auf allen Lebensgebieten wollte er seinem Volke ein Führer sein, damit es „Gott vertrauend und in sich gefestigt, nach außen entschlossen, nach innen geschlossen“, für die Fortentwicklung menschlicher Gesittung und menschlichen Wissens arbeitete.
Sammlung und Erholung suchte Kaiser Wilhelm am liebsten auf Seereisen nach Norwegen und dem Mittelmeere. Die Kaiserin Auguste Viktoria unterstützte ihren hohen Gemahl in der Fürsorge für das deutsche Volk, indem sie den Bau von Gotteshäusern, sowie alle Werke der Wohltätigkeit und Krankenpflege eifrig förderte. Da Deutschlands Zukunft auf der Tüchtigkeit des heranwachsenden Geschlechtes beruhte, bemühte sich Kaiser Wilhelm, seine Tochter zu einer echten deutschen Frau, seine Söhne zu pflichttreuen und charaktervollen Männern heranzuziehen. Um als Führer des Heeres und der Flotte dem Vaterlande zu dienen, mußten die Prinzen sich neben einer gründlichen wissenschaftlichen Bildung zugleich tüchtige militärische Kenntnisse aneignen. Ein Freudenfest für das deutsche Volk war es, als der Kronprinz sich mit der jugendfrischen Herzogin Cecilie von Mecklenburg Schwerin vermählte. Mit den herzlichsten Segenswünschen hatte die Bevölkerung das hohe Paar bei seinem Einzuge in Berlin begrüßt. Am 4. Juli 1906 wurde dem Kronprinzen der erste Sohn, dem Kaiser und der Kaiserin also der erste Enkel, geboren. Er erhielt in der heiligen Taufe den Namen Wilhelm.
Kriegsausbruch 1914 und Lebensende.
Viele neideten den Deutschen den wirtschaftlichen Aufschwung und damit verbundenen Erfolg. Es wurden finstere Pläne geschmiedet um die Deutschen in einen Krieg zu treiben und zu besiegen. Am 28. Juni 1914 wurden der österreichisch-ungarische Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gehmalin in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo erschoßen. Dieses Ereignis wurde von den Feinden Deutschlands genutzt um den lange vorbereiteten Krieg vom Zaun zu brechen. Kaiser Wilhelm II. versuchte alles in seiner Macht stehende um dieses Unglück zu verhindern. Bis zuletzt weigerte er sich den Befehl zur Mobilmachung zu geben, obwohl Rußland seine Armee auch an der deutschen Grenze mobil machte. Am 1. August blieb dem deutschen Kaiser keine andere Wahl, er befahl die Mobilmachung und erklärte im gleichen Zuge Rußland den Krieg. Militärisch ungeschlagen wurde unser Vaterland durch den Putsch, die sogenannte Novemberrevolution niedergeschlagen. Am 9. November 1918 erklärte Reichskanzler Max von Baden eigenmächtig, Wilhelm II. habe als Kaiser und König von Preußen abgedankt und liess diese Falschnachricht vom Wolffschen Telegraphenbüro verbreiten. Wilhelm II. begab sich daraufhin ins Exil nach Holland, zuerst nach Amerongen und dann nach Doorn. Dort verbrachte er seinen Lebensabend. Am 4. Juni 1941 schloß Kaiser Wilhelm II. im Beisein seiner einzigen Tochter Viktoria Luise und seinem Enkel Prinz Louis Ferdinand für immer die Augen. Die letztwillige Verfügung, die Kaiser Wilhelm eigenhändig Weihnachten 1933 aufgesetzt hatte, lautete:
„Sollte Gottes Rathschluß Mich aus dieser Welt abberufen zu einer Zeit, da in Deutschland das Kaisertum noch nicht wieder erstanden ist, so ist es mein fester Wille, da ich im Exil in Doorn zur ewigen Ruhe eingehe, auch in Doorn beigesetzt zu werden“.