Das Geschlecht der Hohenzollern.
Das Stammschloß des Geschlechts der Hohenzollern stand in der Nähe von Hechingen in Schwaben. Ungefähr um 1200 erlangte ein Graf von Zollern durch Heirat großen Besitz in Franken (Ansbach, Bayreuth, Kulmbach) und erhielt die Würde eines Burggrafen von Nürnberg. Ein Burggraf war ein kaiserlicher Beamter, dem in einer freien Stadt die Verteidigung der Burg und die Führung der Krieger übertragen war. Zugleich hatte er die Rechte des Kaisers wahrzunehmen und das höchste Gericht auszuüben.- Im Jahre 1227 teilten die beiden Söhne eines Grafen von Zollern ihr Erbe. Der eine erhielt die Besitzungen in Schwaben, der andere die Burggrafschaft von Nürnberg mit den fränkischen Gebieten. Die Burggrafen waren sparsame Haushalter, die ihren Besitz durch Kauf und Erbschaft klug vermehrten, so daß er an Größe manches Fürstentum übertraf. Da sie sich auch allezeit als treue Diener der deutschen Kaiser erwiesen, wurden sie von Karl IV. in den Fürstenstand erhoben. Burggraf Friedrich VI. verhalf dem Kaiser Sigismund zur Krone, lieh ihm große Geldsummen und leistete ihm als Feldhauptmann wertvolle Dienste. Er wurde als „Friedrich I.“ Kurfürst von Brandenburg und der Stammvater des preußischen Königshauses.
Friedrich I. 1415 – 1440.
Als Friedrich die Mark übernahm, umfaßte sie nur noch die Hälfte ihres alten Gebietes und befand sich in einem traurigen Zustande. Die Raubritter, unter denen die Quitzows am mächtigsten waren, wollten den Burggrafen nicht als ihren Herrn anerkennen. Sie spotteten über den „Nürnberger Tand“ und verweigerten die Huldigung, auch „wenn es ein Jahr lang Burggrafen regnete“. Friedrich aber lieh sich von dem Landgrafen von Thüringen die „faule Grete“, ein schweres Geschütz, das mächtige Steinkugeln schoß, und eroberte die Burgen der übermütigen Edlen. So erzwang er sich Gehorsam. Wenn er in des Kaisers Diensten fern von der Mark weilte, verwaltete seine Gemahlin, die „schöne Else“, für ihn das Land.
Friedrich II., der Eiserne 1440 – 1470,
unterwarf die trotzigen Städte Berlin und Kölln a. Spree. Diese wollten ihm nämlich verwehren, sie gewappnet und mit seinen Kriegern zu betreten. Um die Bürger zu dauerndem Gehorsam zu zwingen, baute er an der Spree ein festes Schloß. Von dem deutschen Ritterorden kaufte er die Neumark zurück.
Albrecht Achilles 1470 -1486,
der Bruder Friedrichs II, war ein streitbarer Herr, der in vielen Turnieren den Sieg davontrug. Er gab 1473 das Hohenzollernsche Hausgesetz. Dieses bestimmt, daß die Mark Brandenburg ungeteilt und mit der Kurwürde immer auf den ältesten Sohn übergeht; jüngere Söhne sollten mit den fränkischen Besitzungen, Töchter bei ihrer Verheiratung durch Geldsummen entschädigt werden. Durch dieses Gesetz blieb die Mark vor Erbstreitigkeiten und Zerstückelung bewahrt.
Johann Cicero 1486 – 1499
war der erste Hohenzoller, der in der Mark aufgewachsen war und sich dort heimisch fühlte. Er hatte eine gelehrte Erziehung genossen und sah es gern, wenn sich auch die märkischen Edelleute Kenntnisse und feine Sitte aneigneten.
Joachim I. Nestor 1499 – 1535.
Als Joachim I., erst 15 Jahre alt, zur Herrschaft kam, glaubten übermütige Edelleute, ungestraft ein Raubritterleben führen zu können. Sie sollen dem jungen Kurfürsten sogar den höhnenden Vers: „Joachimchen hüte dich; fangen wir dich, so hangen wir dich!“ an die Tür seines Schlafzimmers geschrieben haben. Aber Joachim hielt scharfe Ordnung und ließ eine Anzahl der wilden Gesellen trotz Fürbitten ihrer Freunde hinrichten. Damit jedermann sein Recht finden könnte, setzte er das Kammergericht in Berlin ein. Um tüchtige Richter und Beamte zu bekommen, eröffnete er zu Frankfurt a. O. eine Universität. Der Reformation stand Joachim I. feindlich gegenüber, konnte jedoch die Ausbreitung der neuen Lehre in der Mark nicht hindern, Alte Anrechte auf Pommern sicherte er durch einen Vertrag, in dem den Kurfürsten von Brandenburg Pommern zugesagt wurde, wenn die dortigen Herzöge ausstürben. – Entgegen dem Hohenzollernschen Hausgesetze teilte Joachim I. bei seinem Tode die Mark. Sein älterer Sohn Joachim II. erhielt die Kurwürde und den größten Teil des Landes, sein jüngerer Sohn Hans von Küstrin die Neumark. Diese fiel aber, als Hans kinderlos starb, wieder an die Mark zurück.
Joachim II. Hektor 1535 – 1571
führte die Reformation in der Mark ein, ließ Schulen errichten und suchte die Bildung der Geistlichen zu heben. Durch seinen klugen Kanzler Lamprecht Distelmeyer schloß er mit dem Herzoge von Liegnitz, Brieg und Wohlau einen Erbvertrag (1537). In diesem wurde festgesetzt, daß die drei schlesischen Lande nach dem Aussterben des herzoglichen Hauses an Brandenburg fallen sollten. – In seiner Hofhaltung war Joachim II. verschwenderisch und prachtliebend.
Johann Georg 1571 – 1598
wirtschaftete sparsam und tilgte die vorgefundenen Schulden. Die Günstlinge seines Vaters, denen er die Schuld für dessen Verschwendung beimaß, strafte er hart. Niederländische Handwerker, die wegen ihres Glaubens vertrieben worden waren, nahm er in sein Land auf. In Berlin stiftete er das Gymnasium zum grauen Kloster.
Joachim Friedrich 1598 – 1608
setzte als oberste Behörde des Landes das „Geheimratskollegium“ ein. Es bestand aus acht sachkundigen, lebenslänglich angestellten Männern, die das Kriegswesen, die Einnahmen usw. zu überwachen hatten.
Johann Sigismund 1608 – 1619.
Seine Vorfahren hatten durch Klugheit und Tüchtigkeit den alten Umfang der Mark nach und nach wiederhergestellt und vergrößert. Johann Sigismund vermehrte den Besitz seines Hauses durch zwei wichtige Erwerbungen auf das Doppelte. Die Herzogtümer Preußen und Kleve fielen unter seiner Herrschaft an Brandenburg. Die Hohenzollernschen Kurfürsten faßten damit Fuß an Weichsel und Rhein.
Das Herzogtum Preußen.
Zwischen Weichsel und Memel wohnten seit alten Zeiten die heidnischen Preußen. Als alle Versuche, sie friedlich zu belehren, mißlangen, rief der Bischof von Oliva den deutschen Ritterorden gegen sie zu Hilfe. Da sandte der Hochmeister im Jahre 1230 eine Anzahl Ordensritter, um Preußen zu erobern. Sie drangen von Kulm an der Weichsel aus in das Land ein und unterwarfen es mit Unterstützung deutscher Kreuzfahrer in harten Kämpfen, die mehr als 50 Jahre dauerten. Das eroberte Gebiet sicherten sie, indem sie feste Burgen anlegten, sowie deutsche Bauern und Edelleute ansiedelten. Der Hochmeister schlug seinen Wohnsitz in der prächtigen Marienburg a. D. Nogat auf und beherrschte von dort aus ein Reich, das sich in seiner Glanzzeit (1350) von der Oder bis zur Düna erstreckte.
Später aber geriet der Orden mit dem benachbarten Königreiche Polen in Streitigkeiten. In der furchtbaren Schlacht bei Tannenberg (1410) wurde das Ritterheer so völlig geschlagen, daß damit die Kraft des Ordens gebrochen war. Er mußte den westlichen Teil Preußens mit der Marienburg an Polen abtreten; den östlichen behielt er zwar; jedoch nur als polnisches Lehen (1466) – Zur Zeit der Reformation war ein Hohenzoller Hochmeister. Er verwandelte auf Luthers Rat das Ordensland, dessen Bewohner sich der evangelischen Lehre angeschlossen hatten, in ein weltliches, erbliches Herzogtum und gründete in seiner Hauptstadt K ö n i g s b e r g eine Universität. Sein Sohn besaß nur zwei Töchter, von denen die ältere mit dem Kurfürsten Johann Sigismund verheiratet war.
So kam Preußen durch Erbschaft an Brandenburg (1618) und blieb dadurch ein deutsches Land. Es war jedoch kein Teil des deutschen Reiches. Der Kurfürst von Brandenburg war daher als Herzog von Preußen vom Kaiser unabhängig, wohl aber mußte er dem Könige von Polen den Lehnseid leisten. – Die deutschen Ordensritter trugen einen weißen Mantel mit einem schwarzen Kreuze; daher sind die Farben „schwarz-weiß“ preußische Landesfarben geworden.
Kleve.
Die Gemahlin Johann Sigismunds war die Nichte des letzten Herzogs von Kleve. Als dieser kinderlos starb, erhob Johann Sigismund Anspruch auf das Land, geriet aber dabei in Zwist mit dem Pfalzgrafen von Neuburg, der ebenfalls mit dem Herzoge von Kleve verwandt war. Um den Beistand der reformierten Holländer zu gewinnen, trat Johann Sigismund zur reformierten Kirche über; der Pfalzgraf wurde katholisch, weil er dadurch die Hilfe der Liga zu erlangen hoffte. Nach langem Streite teilten beide das Erbe durch einen Vertrag (1614): Johann Sigismund erhielt Kleve, sowie die Grafschaften Mark (Hauptstadt Hamm) und Ravensberg (Hauptstadt Bielefeld).
Georg Wilhelm 1619 – 1640.
Zu seiner Zeit wütete der Dreißigjährige Krieg. Die brandenburgischen Lande wurden von Schweden und Kaiserlichen entsetzlich verwüstet. Der Kurfürst, dem es leider an Tatkraft fehlte, hielt sich meist in dem fernen Königsberg auf.