In der Schweiz war Ulrich Zwingli, Prediger in Zürich, als Reformator aufgetreten. Er gründete wie Luther, die kirchliche Lehre nur auf die Heilige Schrift. In einigen Punkten jedoch, besonders in der Lehre vom heiligen Abendmahle, das er nur als Erinnerungsfeier an den Opfertod Christi gelten ließ, wich er von Luther ab. Landgraf Philipp von Hessen wollte zwischen Zwingli und Luther eine Einigung herbeiführen. Auf seine Veranlassung trafen sich daher beide Reformatoren zu einem Religionsgespräche in Marburg. Wegen der Abendmahlslehre konnten sie sich aber nicht verständigen. Als einige Jahre danach zwischen den „reformierten“ und den katholisch gebliebenen Kantonen der Schweiz ein Krieg ausbrach, fiel Zwingli im Kampfe (1531). – In den westlichen Teilen der Schweiz kam die Lehre Johann Calvins zur Herrschaft, der sich in der Glaubenslehre fast ganz an Zwingli anschloß. Von Genf aus, wo er zuerst eine neue Kirchenform eingeführt hatte, verbreitete sich seine Lehre in Südwestdeutschland, Frankreich, den Niederlanden und Schottland. In den Augsburger Religionsfrieden waren die Reformierten nicht mit eingeschlossen. – In Frankreich nannte man die reformierten Christen „Hugenotten“. Um die streitenden religiösen Parteien zu versöhnen, verheiratete der französische König seine Schwester mit dem vornehmsten von ihnen, dem Prinzen Heinrich von Navarra. Zu der Hochzeitsfeier waren aus ganz Frankreich zahlreiche Hugenotten in Paris zusammengeströmt. Des Königs Mutter faßte jedoch den Entschluß, in der Nacht zum 24. August, dem Tage des heiligen Bartholomäus, alle Hugenotten in Paris töten zu lassen. Der schreckliche Plan wurde ausgeführt, und 25 000 Menschen verloren ihr Leben (1572). Man nennt diese furchtbare Verfolgung die Pariser Bluthochzeit. Als Heinrich später König von Frankreich wurde, nahm er zwar den katholischen Glauben an, gab aber (1598) das Edikt von Nantes (nangt). Durch dieses Gesetz wurde den Hugenotten freie Religionsübung und gleiches Recht mit den Katholiken zugestanden. – In den Niederlanden suchte der Sohn Karls V. durch Errichtung neuer Bistümer und durch strenge Gerichte die Ausbreitung der Reformation zu verhindern. Als Herzog Alba, den er dorthin sandte, viele Anhänger der neuen Lehre hinrichten ließ, brach ein allgemeiner Aufstand aus, und unter der Führung des Prinzen Wilhelm von Oranien erstritt sich die nordöstliche Hälfte der Niederlande Freiheit des Glaubens und Unabhängigkeit. – Auch England, Dänemark, Schweden und Norwegen fielen von der katholischen Kirche ab.