Das mittlere Elbtal.
Die Entstehung.
Die Elbe tritt bei Pirna aus dem Gebirge heraus und strömt nun in einem weiten Tale dahin. Dieses ist in uralter Zeit auf folgende Weise entstanden: Es bildeten sich Risse in der Erdrinde, und ein Stück von ihr, eine langgestreckte Scholle, sank in die Tiefe. Man nennt das eine „Grabenversenkung“. Dann strömte Wasser in die Vertiefung, und es entstand ein See. Dieser hatte in der Gegend, wo jetzt Meißen liegt und wo das Tal durch einen festen Gesteinsriegel aus Granit gesperrt war, seinen Abfluß. Immer tiefer grub das Wasser die Abflußrinne, bis endlich nach langer, langer Zeit der ganze See ablaufen konnte. In dem ehemaligen Seeboden aber, der von Schlamm, an manchen Stellen auch von Sand und Geröll bedeckt war, suchte sich die Elbe ihr Bett.
Die Talwände.
Die Talwände sind von Bächen und Flüssen durchschnitten, deren Täler dann, wenn sie tief und schmal sind, „Gründe“ heißen. Der bedeutendste ist der Plauensche Grund, den die Weißeritz gebildet hat. Die Karte zeigt, welche anderen Nebenflüsse die Elbe hier, d. h. zwischen Pirna und Meißen, noch aufnimmt. Es sind von links außer der Weißeritz noch die Müglitz und die Triebisch, von rechts die Wesenitz und die Prießnitz. Als höchster Punkt des steilen Ostrandes erscheint von der Elbe aus der Borsberg bei Pillnitz, von dem aus man eine wundervolle Aussicht hat. In der Nähe von Dresden ist der Abhang weithin mit Landhäusern und Gärten bedeckt. Dahinter breitet sich auf der Hochfläche das große Waldgebiet der Dresdner Heide aus, deren wellenförmiger sandiger Boden meist mit Kiefern bewachsen ist. Unterhalb Dresdens erkennt man an dem steilen Hange noch deutlich die Anlage von Weinbergen. Das Auftreten der Reblaus nötigte dazu, den Weinbau aufzugeben. An seine Stelle ist Erdbeer- und Spargelzucht, sowie der Anbau edler Obstsorten getreten. Dieses Stück des Elbtals führt den Namen die Lößnitz. Der Westrand, der von den Ausläufern des Erzgebirges gebildet wird, fällt zwischen Pirna und Dresden sanft nach der Elbe zu ab. Er läßt hier eine weite Talebene frei, in der sich eine lange Reihe großer Fabrikorte hinzieht, darunter Mügeln in der Nähe der Müglitzmündung. Zwischen Dresden und Meißen tritt der Höhenzug dicht und steil an die Elbe heran, bis er unterhalb Meißens mit dem östlichen Zuge zusammentrifft. Auf den westlichen Höhen sind besonders unterhalb Dresdens ausgedehnte Anpflanzungen von Obstbäumen zu finden.
Die Talsole.
Die Talsohle ist größtenteils mit fruchtbarem Schwemmlande bedeckt. Dazu hat sie infolge ihrer tiefen und gegen rauhe Winde geschützten Lage das mildeste Klima von ganz Sachsen. (Sie hat eine durchschnittliche Jahreswärme von 9 Grad C.) Hier schmilzt der Schnee zuerst, und die Bäume blühen am frühesten im Lande. Kein Wunder, daß sich schon in den ältesten Zeiten hier Menschen angesiedelt haben. Von ihnen erhält man Kunde aus ihren Grabstätten, die beim Pflügen der Felder, beim Bau von Häusern aufgefunden worden sind. Zuerst, vor etwa 4000 Jahren, waren es Menschen, die nur steinerne Werkzeuge hatten und die Metalle noch nicht kannten. Dann kamen andere, die ihre Waffen und Werkzeuge aus einer Metallmischung, Bronze genannt, herstellten und endlich solche, die dazu Eisen verwendeten. Zur Zeit Christi haben Germanen (Deutsche) hier gewohnt, dann jahrhundertelang die Wenden. Von ihnen werden wir später hören. Sie haben auch Dresden angelegt. An sie erinnern die meisten Ortsnamen des Elbgebiets. Sie waren Fischer, Viehzüchter, Ackerbauer. Auch jetzt noch eignet sich der fruchtbare Boden trefflich zum Ackerbau und Gartenbau. In ausgedehnten Gärtnereien werden Blumen, Gemüse und Früchte gezogen, die in den Markthallen und Blumenhandlungen Dresdens zum Verkauf kommen, aber auch weithin versendet werden. Unter den zahlreichen Dörfern, die hier liegen, befinden sich stromaufwärts von Dresden die beiden schmucken und wohlhabenden Villenorte Blasewitz und Loschwitz (Erinnerungen an Körner und Schiller). Sie sind durch eine gewaltige eiserne Hängebrücke miteinander verbunden. Von Loschwitz aus klettern auf die schon erwähnten Höhen hinauf eine Drahtseilbahn und eine Bergschwebebahn, jene nach dem Höhenkurort Weißer Hirsch. Weiter elbaufwärts gelangen wir nach dem lieblichen Pillnitz mit einem schönen Königlichen Lustschloß. Auch elbabwärts zieht sich eine ununterbrochene Reihe von Dörfern im Elbtale hin, darunter das industriereiche Radebeul (11500 E.), eines der größten Dörfer Sachsens.
Dresden.
Den Mittelpunkt des Ganzen aber bildet Dresden, die Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Sachsen, die sich zu beiden Seiten der Elbe weit im Tale ausbreitet (550 000 E.). Auf dem linken Ufer liegt der Hauptteil der Stadt, die Altstadt. Fünf steinerne Brücken spannen ihre weiten Bogen hinüber nach der rechts liegenden Neustadt. In der Altstadt steht das prächtige Residenzschloß, vor ihm an der Elbe die Brühlsche Terrasse, ein Überrest der ehemaligen Stadtmauer, zu der man auf einer breiten Freitreppe hinaufsteigt und von wo aus man einen köstlichen Blick auf den von Dampfern belebten Elbstrom, die Neustadt und ferne Berge hat. Hinter der Terrasse wölbt sich die gewaltige Kuppel der Frauenkirche und grüßen zahlreiche andere Türme. Vor dem Schlosse steht noch der schöne Bau der katholischen Hofkirche. Nicht weit davon befindet sich der Zwinger, ein Bau von wunderbarer Formenschönheit (im Barockstil), der Anfang eines Schlosses, das nicht zur Vollendung gekommen ist. Jetzt befinden sich darin sehenswerte Sammlungen.
Die bedeutendsten Sammlungen Dresdens sind das Grüne Gewölbe, das wertvolle Schmuck- und Kunstgegenstände enthält, und die weltberühmte Bildergalerie. Dresdens Schönheiten locken alljährlich viele Tausende von Fremden an. Aber Dresden ist nicht nur eine schöne Stadt, es ist auch eine fleißige Stadt mit bedeutender Industrie und regem Handel. In der Neustadt und in den Vororten liegen zahlreiche Fabriken, in denen Nähmaschinen, Fahrräder, photographische Apparate, Kunstdrucke, Ansichtskarten, Zigaretten, Schokolade, Steingut, Arzneimittel u. v. a. Waren erzeugt werden, die dann auf den Eisenbahnlinien, die in Dresden zusammenlaufen, oder auf dem Elbstrom in alle Welt verschickt werden. Dresden besitzt drei Hochschulen: die Polytechnische Hochschule, die Tierärztliche Hochschule und die Kunstakademie. Auf der Polytechnischen Hochschule werden Architekten (Baumeister), Ingenieure (Maschinenbauer) usw. ausgebildet. Die Kunstakademie wird von jungen Leuten besucht, die Maler oder Bildhauer werden wollen.
Verkehr.
Verweis zu Verkehr
Meißen.
Als vor 1000 Jahren der deutsche Kaiser Heinrich I. die Wenden westlich der Elbe besiegt hatte, gründete er zum Schutze der Grenze an einer wichtigen Furt der Elbe die Burg Meißen, um die sich allmählich die Stadt Meißen gebildet hat. Sie breitet sich jetzt zu beiden Seiten der Elbe aus, über die hier zwei Brücken führen. Hoch überragt wird die Stadt von der Albrechtsburg und dem schönen zweitürmigen Dome. Nicht weit davon befindet sich die Fürstenschule, ein berühmtes Gymnasium. Bekannt ist Meißen als Weinstadt. Freilich reicht der hier erbaute Wein in seiner Güte nicht an den vom Rhein oder der Mosel heran. Ihren eigentlichen Ruhm verdankt die Stadt dem Meißner Porzellan. Als der Apotheker Böttger vor 200 Jahren das Porzellan erfunden hatte, ließ der damalige Kurfürst August der Starke die Albrechtsburg zu einer Porzellanfabrik umwandeln. Jetzt liegt die Königliche Porzellanfabrik im Tale der Triebisch, die bei Meißen in die Elbe mündet. Günstig ist, daß sich in der Nähe der Stadt große Lager von Porzellanerde finden. Auch Ton ist reichlich vorhanden. Aus ihm werden die Meißener Kachelöfen hergestellt.
Seitengebirge.
Östlich von Meißen breitet sich auf der Hochfläche das Moritzburger Teich- und Waldgebiet aus. Weithin dehnen sich wildreiche Wälder, in denen große fischreiche Teiche liegen. In einem dieser Teiche steht auf einer Insel das schöne Königliche Jagdschloß Moritzburg. Im Tale der Röder, die nach Osten hin die Grenze der Elblandschaft bildet, liegt das gewerbfleißige Radeberg mit bedeutender Glasfabrikation und Brauerei. Südwestlich von Dresden zieht sich an der Weißeritz der schon erwähnte Plauensche Grund hin, eins der industriereichsten Täler Sachsens. Hier sieht man Bierbrauereien, Dampfmühlen, Eisen- und Stahlwerke, Glashütten, Porzellan- und Papierfabriken. Seitlich des Grundes rauchen mächtige Schachtessen; denn hier findet man tief in der Erde Steinkohlen. Gerade der Umstand, daß hier die Kohlen billig sind, hat ja die Industrie hervorgerufen. Das größte der hier liegenden Dörfer ist Deuben (11 000 Einw.). Am Ende des Plauenschen Grundes liegt in waldreicher Gegend das Städtchen Tharandt mit einer Schule für Forstbeamte, der berühmten Forstakademie. Die Weißeritz hat durch Überschwemmungen oft schon großen Schaden angerichtet; in trockenen Zeiten aber ist sie meist leer, und die Fabriken an ihr leiden an Wassermangel. Um beiden Übelständen abzuhelfen, baut man jetzt durch ihre Quellflüsse, die Rote und die Wilde Weißeritz, gewaltige Staudämme, Talsperren genannt, hinter denen man das überschüssige Wasser sammelt, um es dann in Zeiten des Mangels abzulassen.
Das untere Elbtal.
Die Elbe.
Unterhalb Meißens werden die Ufer der Elbe nach und nach flacher, bis der Strom vor Riesa in die große Norddeutsche Tiefebene eintritt. Die letzte sächsische Stadt an der Elbe ist Strehla. Dann verläßt die Elbe Sachsen und geht nach Preußen. Die Austrittsstelle ist Sachsens niedrigster Punkt. Er ist 87 m über dem Meeresspiegel. Da die Eintrittsstelle der Elbe an der böhmischen Grenze 119 m hoch liegt, so beträgt das Gefälle in Sachsen 32 m.
Links und rechts der Elbe.
Links der Elbe liegt zwischen Meißen und Riesa Sachsens fruchtbarste Gegend, die Lommatzscher Pflege, so benannt nach dem Ackerbaustädtchen Lommatzsch. Der Boden besteht hier aus fettem Löß, also aus feinem Lehm, der einst als Lehmstaub vom Winde zusammengeweht worden ist, und so ist diese Gegend Sachsens wichtigstes Weizengebiet geworden. (S. XXV.) Zahlreiche kleine Bauerndörfer liegen zwischen den Feldern und Obsthainen. Rechts der Elbe dagegen, bei Zeithain, nordöstlich von Riesa, dehnen sich sandige, wenig fruchtbare Landstriche aus. Von diesen hat der Staat einen Teil angekauft und zu einem großen Truppenübungs- und Schießplatz verwendet. Ein zweiter ähnlicher Platz liegt weiter östlich bei Königsbrück. Im Rödertale liegt Großenhain, eine alte Tuchmacherstadt. Einst war es eine wichtige Handelsstadt, da es an einer der Hauptstraßen gelegen war, die quer durch Deutschland führten, der „Hohen Straße““, auf der das Hallesche Salz nach Polen gebracht wurde. Diese Bedeutung hat Großenhain verloren, aber es ist immer noch wichtig durch seine Tuchfabrikation.
Riesa.
Die bedeutendste Stadt dieses Gebietes ist Riesa, zwischen den Mündungen der Jahna und der Döllnitz gelegen (15 000 Einw.). Es ist eine bedeutende Hafen- und Handelsstadt. Der Haupthafen ist in die Mündung der Döllnitz eingebaut. Die beiden Großstädte Leipzig und Chemnitz liegen nicht an schiffbaren Flüssen; die auf der Elbe von Hamburg oder Böhmen für diese Städte bestimmten Güter müssen daher in Riesa auf die Eisenbahn umgeladen werden. Auf den hohen Hafenmauern, Kais genannt, stehen gewaltige Hebemaschinen oder Kräne, mit denen die Güter aus den Schiffen gehoben und in die bereitstehenden Eisenbahnwagen geladen werden: Wolle und Baumwolle, Kakao, Kaffee und Reis, Getreide und Obst, Sandsteine und Ziegel, Roheisen und Hölzer usw. Aber auch von der Eisenbahn auf die Schiffe wird vieles geladen. Einen solchen Verkehr nennt man Umschlageverkehr. Riesa ist ein bedeutender Umschlageplatz. Eine besondere Bedeutung hat der Getreide- und Holzhandel. Mit Dresden ist Riesa nicht nur durch die Elbe, sondern auch durch die Eisenbahn verbunden. Die Leipzig-Dresdner Linie, die erste sächsische Eisenbahnlinie (1839 eröffnet), überschreitet hier die Elbe auf einer mächtigen eisernen Brücke.
Das Elbsandsteingebirge.
Entstehung.
Vor vielen Jahrtausenden flutete hier ein Meer. Auf dessen Grunde setzten sich Sand und Tonschlamm ab, die die einmündenden Flüsse mitbrachten. Nach und nach wurden die abgesetzten Schichten mehrere hundert Meter dick. Als sich später das Land aus dem Meere hob, lag hier eine ungeheure Sandbank, die zu Stein verhärtete, wobei der Tonschlamm das Bindemittel für die Sandkörnchen bildete. Bei der Hebung bekam die Platte mancherlei Risse, senkrechte und waagerechte. Wind und Regen, Frost und Sonne arbeiteten nun an ihr und gruben die Risse tiefer und breiter. Die weichen Stellen wurden weggespült, die härteren blieben stehen.
Lage und Namen.
Ehe die Elbe in den Dresdner Kessel eintritt, zwängt sie sich in einem engen Tale durch das Elbsandsteingebirge. Dieses liegt zu beiden Seiten der Elbe und erstreckt sich von Pirna aus nach Südosten bis nach Böhmen hinein. In Böhmen liegt auch der höchste Berg des Gebirges, der Hohe Schneeberg (720 m). Das Gebirge führt wegen seiner Schönheit, besonders wegen seiner schroffen Felsenberge, auch den Namen Sächsische Schweiz. Es wird alljährlich von vielen Reisenden besucht.
Berge und Täler.
So entstanden Tafelberge, Felstürme und Säulen. An ihnen sieht man überall Querfugen und erkennt daran deutlich, wie sich das Gestein schichtweise abgelagert hat. Hierdurch erscheint das Gebirge wie aus Quadern aufgebaut, weshalb man diesen Sandstein auch Quadersandstein nennt. Oft sind durch Auswitterung oder durch übereinanderstürzen unterwaschener Blöcke und Platten Höhlen und Felsentore entstanden. Die bedeutendsten führen die Namen Kuhstall und Prebischtor. Auch die Elbe beteiligte sich an der Zerstörung der Sandsteinplatte, indem sie ihr Bett tiefer und tiefer eingrub, bis sie endlich ihr heutiges Tal geschaffen hatte. Mehrfach allerdings wurde sie durch besonders hartes Gestein zu großen Windungen genötigt, so durch den Lilienstein, den gewaltigsten der Tafelberge, und durch die Felswände des Basteigebietes. Je tiefer die Elbe ihr Bett grub, desto weiter mußten sich auch ihre Nebenflüsse einsägen. So entstanden tiefe Täler mit schroffen, zerklüfteten Felswänden. Auch heute noch arbeiten die Naturkräfte unaufhörlich an der Zerstörung des Gebirges. Wenn im Winter das bei den Herbstregen in den Sandstein eingesickerte Wasser gefriert, sprengt der Frost die Felsen, und im Frühjahr erfolgen dann Bergstürze. Jeder Regen spült Sand von den Felsen, nimmt ihn mit ins Tal, und die Flüsse führen ihn in die Elbe. Ein einheitlicher Kamm fehlt dem Gebirge. Die Berge stehen vereinzelt. Neben den Tafelbergen, die „Steine“ genannt werden — Lilienstein, Pfaffenstein, Papststein, Königstein u. a. — gibt es auch kegelförmige Berge, die aus Basalt bestehen, der einst als zähflüssige heiße Masse durch die Ritzen der Sandsteinplatte emporquoll und dann erstarrte. Sie heißen „Berge“. Solche sind der Große Winterberg und der edelgeformte Rosenberg (in Böhmen).
Wald und Wasser.
Prächtige Wälder von Kiefern und Fichten, an den Basaltbergen auch von Buchen, bedecken das Gebirge, steigen hinunter in die Täler und hinauf auf die Plateaus der Tafelberge. In den feuchten dunklen Schluchten haben sich schwellende Moose und nickende Farnwedel angesiedelt, und die steilen Wände sind oft mit leuchtend gelber Schwefelflechte bedeckt. In einigen Tälern rauschen Wasserfälle, so der Amselfall hinter der Bastei, in anderen hat man den Fluß aufgestaut. Dann liegen tief in die Felsen eingebettet wundervolle schmale Seen da, deren glatten Spiegel selten ein Windhauch beunruhigt; leise gleitet der Kahn mit den Reisenden darüber hin (die Obere Schleuse an der Kirnitzsch, die Edmundsklamm in Böhmen). Außer der Kirnitzsch fließen durch das Elbsandsteingebirge von rechts noch die Sebnitz und Polenz zur Elbe, die sich im Lachsbach vereinigen, sowie von links die Biela (d. h. die Weiße, Schäumende) und die Gottleuba.
Die Bastei.
Am berühmtesten unter den Aussichtspunkten ist die Bastei. 200 Meter über der Elbe schiebt sich aus den Felswänden eine Felsplatte heraus, die mit einem Geländer versehen worden ist. Betritt man diese Platte, so überschaut man das ganze Gebirge. In schwindelnder Tiefe senkrecht unter uns zieht die Elbe dahin. Dampfschiffe, Eisenbahn, Häuser — alles sieht aus wie niedliches Spielzeug. Der Weg ins Tal führt über die kühn angelegte Basteibrücke, auf der man sicher über gähnende Abgründe schreitet.
Bewohner.
Infolge seiner schweren Zugänglichkeit ist das Elbsandsteingebirge spät besiedelt worden. – In der Schwedenzeit des Dreißigjährigen Krieges flüchteten sich die Bewohner der in der Umgegend gelegenen Orte in die unzugänglichen Klüfte und Höhlen (Schwedenlöcher, Kuhstall). Die jetzigen Bewohner sind Schiffer, Waldarbeiter, Steinbrecher. Viele verdienen ihren Unterhalt durch die zahlreich hierherkommenden Fremden. Auch die Herstellung künstlicher Blumen, die in dem nahen Sebnitz ihren Hauptsitz hat, gibt vielen, besonders Frauen, Verdienst.
Im Steinbruch.
Im Elbtale und in den Seitentälern bemerkt man viele Sandsteinbrüche. Hier wird der „pirnaische Sandstein“ gewonnen, der dann auf großen Kähnen stromabwärts geht. Er findet als Baustein und zu Bildhauerarbeiten Verwendung. Die Steinbrecherei ist ein schweres, gefährliches und gesundheitsschädliches Gewerbe. Das Schwerste ist das „Hohlmachen“ einer Wand, wobei die Arbeiter oft liegend mit der Spitzhacke arbeiten müssen. Ist man weit genug unter die Steinwand hineingekommen, so sprengt man sie vollends ab. Es ist aber vorgekommen, daß eine Wand vorzeitig niedergebrochen ist und die Steinbrecher verschüttet oder erdrückt hat. Der Sandsteinstaub, den die Arbeiter einatmen müssen, ist äußerst gesundheitsschädlich. Er ruft bei ihnen Lungenkrankheiten hervor, an denen sie oft frühzeitig sterben (Steinbrecherkrankheit).
Orte.
Das Städtchen Schandau ist der Mittelpunkt des Fremdenverkehrs. Da hier auch Heilquellen entspringen, so ist es ein Badeort geworden. Im Sommer herrscht in Schandau ein reges Leben. Zahlreiche Gasthäuser gewähren den Fremden Unterkunft. Stromabwärts, dem Lilienstein gegenüber, liegt die Stadt Königstein am Fuße des Berges gleichen Namens, der die Festung Königstein trägt. Diese galt früher für uneinnehmbar und ist in Kriegszeiten mehrmals die Zuflucht der sächsischen Fürsten gewesen. Ein Brunnen, der 152 m tief in den Stein gehauen ist, versorgt die Festung mit Wasser. Die größte Stadt ist Pirna (20 000 Einw.), ganz am Rande des Sandsteingebietes gelegen, und zwar an dem Punkte, wo die von Dresden elbaufwärts führenden Straßen das Elbtal verlassen, um das unwegsame Gebirge zu umgehen, das heute noch ohne durchgehende Straße ist. Mit großer Mühe und vielen Kosten hat man nur für die Eisenbahn einen schmalen Streifen unmittelbar an der Elbe gewinnen können. Das hochgelegene Schloß Sonnenstein bei Pirna enthält Sachsens größte Irrenanstalt.
Quellenangaben und Verweise.
Aus: Landeskunde des Königreichs Sachsen von Dr. j. Zemmrich, Leipzig 1905, C. J. Göschen’sche Verlagshandlung.
Quelle: https://staatsbibliothek.ewigerbund.org/viewer/image/zemmrich_landeskunde_sachsen_1905/5/