Denn die lateinischen Buchstaben
hindern uns über die Maßen,
gut Deutsch zu reden.
Martin Luther
Das Alphabet.
Als Lesehilfe dient das Alphabet in Fraktur. Es liegt zum Herunterladen bereit.
Die Deutsche Schrift – Fraktur.
Jeder kennt sie, viele haben sie bereits genutzt um Texten ein elegantes, wertiges Aussehen zu verpassen. Der Autor selber hat in der Berufsschule für Köche diese Schrift gelernt, um Speisekarten mit dieser Handschrift zu gestalten.
Unter Fraktur bezeichnet man eine Hauptschriftgruppe, die auf Basis des römischen Alphabets zur Schriftgattung der gebrochenen Schriften zählt. Fraktur wird auch als Deutsche Schrift bezeichnet.
Was bedeutet Fraktur? Fraktur kommt aus dem lateinischen „fractura“, wie man in der Medizin den Bruch z.B. eines Knochens so bezeichnet. Demzufolge weist die Art zu schreiben auch die Herleitung dieser Schriftbezeichnung ab. Sie wird zwar in Zügen geschrieben jedoch werden Buchstaben in Ihrer Schrift nicht in einem Zug geschrieben sowie Übergänge von Buchstaben in einem Wort unterbrochen dargestellt werden.
Fraktur, auch die Schrift der Deutschen, kennt man seit mehr als 400 Jahren aus dem Buchdruck. Auch weit vorher wurde in Fraktur geschrieben. Des Schreibens waren im Mittelalter sehr wenige mächtig. Vorwiegend wurden Bücher von Mönchen in Klöstern mit Hand geschrieben. Nicht selten kopierte ein Mönch sein ganzes Leben im Kloster Bücher. Spezialisten können anhand der Handschrift erkennen, wer dieses Buch geschrieben hat.
Es gibt zahlreiche unterschiedliche Schriftarten die im englischen Sprachraum auch Blackletter, Gothic oder Old English genannt werden. Die erste Schrift mit der Bezeichnung „fractura germanica“ wurde 1507 erschaffen. Als Schöpfer derselben ist der Augsburger Kalligraf und Benediktinerpater Leonhard Wagner (1453 – 1522) bezeichnet.
Mehr als vierhundert Jahre lang war im Deutschen Reich Fraktur die Buch- und Verkehrsschrift, bis sie 1941 durch die damalige Diktatur verboten wurde.
Zur Popularität der Deutschen Schrift trugen vor allem die deutschsprachige Bibel und die Flugschriften Martin Luthers bei.
Die Wurzeln der Frakturschrift (die Erforschung alter Schriften nennt man Paläographie) führen als Ursprung der Frakturschrift in der im 14. Jahrhundert genutzten Schrift Bastarda an.
Gestaltet wurde diese Schrift aus den Stilen der Buchkalligrafie und diversen Abwandlungen der Kanzleischriften, der gotischen Kursive.
Besonders die Urform der Frakturschrift in lokalen Formen ist vorwiegend in den Urkunden der kaiserlich-Habsburgischen Hofkanzlei Friedrichs III. zu finden. Für die Lehrbücher, welche dem jungen Prinzen Maximilian von dem Wiener-Neustädter Schreiber Wolfgang Spitzweg 1465 verfasst wurden, fand eine Frakturschrift Anwendung, die im weiteren als gotische Kanzleischrift genutzt und für die Sammlung das „Ambaser Heldenbuch“, auch mittelhochdeutsche Versepen genannt, Anwendung fand. Diese Erzählung in Versform hat der kaiserliche Beamte und Zöllner am Eisack bei Bozen, in Südtirol, Hans Ried zwischen 1504 und 1516 für Maximilian I. verfasst.
Jener Schrift zugeneigt und als Bücherfreund bekannt, trug Kaiser Maximilian I. dem Augsburger Drucker Johannes Schönsperger auf, eine Drucktype dieser Schrift zu schneiden. Diese Schrift erschien 1513 im Maximilianischen „Gebetbuch“ das erste Mal. Dieses monumentale Werk ist von Albrecht Dürer und anderen führenden Künstlern der Zeit (1514/1515) mit Randzeichnungen illustriert.
Es folgten zahlreiche Abwandlungen auch großer Künstler, die die unterschiedlichsten Stile der Fraktur erarbeiteten und praktisch anwandten.
Um 1555 stieg das Frankfurter Druckwesen zu seine Blütezeit auf. Die von Christian Egenolff gegründete Typengießerei, nach seinem Tod durch den Typenschneider Jaques Sabon erfolgreich fortgeführt, entwickelte sich zum ersten unabhängigen Betrieb seiner Art in Deutschland. Bis 1810 hatte dieser Betrieb unter dem Namen Egenolff-Sabon-Berner-Lutherischer Gießerei Bestand.
Während des 17. Jahrhunderts, nicht zuletzt wegen des Dreißigjährigen Krieges, litt die Druckkunst nicht unerheblich. Die Reformation trennte stark zwischen den Gegensätzen der deutschen Fraktur und der lateinischen Antiqua. Die soziale Spaltung, in Gelehrte und einfaches Volk, wurde noch in der Gegenreformation angefacht und entwickelte sich in eine wertbesetzte Schriftspaltung. Mitte des 17. Jahrhundert prägten Kupferstecher den Charakter eines Buches und nicht mehr die Typographie. Frankfurt verlor den Status „Zentrum des Buchdruckes“ mit dem Aufkommen der ersten Zeitung (1660). Dieses neue Informations- und Bildungsmedium war selbstverständlich in Fraktur gesetzt. Dafür setzte sich Leipzig als Schwerpunkt der Buchproduktion durch.
Leipzig war im 18. Jahrhundert das Zentrum deutscher Typopgrafie. Hier wurde auf wissenschaftliche Weise die Fraktur systematisiert und deren Schriftverhältisse mathematisch berechenbar definiert. Ausschlaggebend hierzu waren die Familie des überaus gebildeten Johannes Gottlob Immanuel Breitkopf (1719 – 1794), bekannt als Buchhändler und -Drucker, Gießer und Verleger. Seine Mitstreiter und Rivalen Pierre Simon Fournier, Johann Friedrich Unger (1750 – 1804), Joachim Heinrich Campe (1746 – 1818) waren maßgeblich an der Reform der Fraktur beteiligt. Klassische deutsche Literaten in der Antiqua gedruckt zu sehen, wandelte in Deutschland Standards wieder hin zu klassizistisch anmutenden, schnörkellosen Fraktur-Neuschnitten wie die Campe-Fraktur 1790, die Breitkopf-Fraktur 1793, die Unger-Fraktur 1793/94 und die zierliche »Jean-Paul-Fraktur« aus der Offizin Breitkopf 1798.
Kurz nach dem Jahrhundertwechsel zeigte sich, daß die Bemühungen von Unger & Co. des letzten Jahrhundert die Schrift zu reformieren, lesbarer weil schnörkellos und in Anlehnung an Antiqua zu kreieren, von wenig Bestand war. Während der Napoleonischen Kriege wurde die als „französisch“ angesehene Antiqua zum „feindlichen“ Symbol deklassiert. Die klassischen Fraktur Typen aus dem frühen 19. Jahrhundert erlebten Ihre Renaissance. Zum Beispiel die legendäre aus der Weimarer Gießerei von Justus Erich Walbaum mit ihren verschnörkelten Versalien, exakten Brechungen und sogar gespaltenen Schäften erfuhren, nicht nur aus patriotischen Gründen, wieder einer enormen Popularität.
Auch wenn Jakob Grimm 1854 in seinem Vorwort zum „Deutschen Wörterbuch“ sich mit Vehemenz für die Nutzung der Antiqua einsetzte, so verweigerte sich der Gründervater des Deutschen Reiches, Fürst Otto von Bismarck (1815 – 1898), 1886 die Lektüre einer, wie üblich in Antiqua gesetzten wissenschaftlichen Abhandlung, mit der Begründung, daß er es ablehne, Texte in deutscher Schrift mit lateinischen Lettern gedruckt, zu lesen. Zumal Fraktur seit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 offizielle Amtsschrift ist.
Nach dem Putsch des Deutschen Reiches durch die Arbeiterschaft, Soldatenräte und sozialistischer Parteien wurden weitere Fraktur Schriften entwickelt. Durch die Verknüpfung mit Deutschtum und Ideologisierung der Fraktura gewann Antiqua immer mehr an Verbreitung.
Anfang 1941 verbannten die Nationalsozialisten die gebrochenen Schriften durch Erlaß aus dem öffentlichen Leben. In den Schulen durfte nur noch die lateinische Schrift gelehrt werden. Dieses Verbot wurde nach dem sog. 2. Weltkrieg nicht aufgehoben. Eine ausführliche Betrachtung von Heinrich Heeger zum Verbot der deutschen Schrift bietet der BfdS unter der Best.-Nr. 55 an. Eine Verbindung zu den Zeiten von 1933 – 1945 kann, aufgrund des Verbotes dieser Schrift mit dieser Information, das Verwenden von Fraktur nicht hergestellt werden.
Heute schreiben und drucken wir Deutschen fast nur noch in lateinischer Schrift. Das war nicht immer so. Jahrhunderte hindurch ist Deutschland zweischriftig gewesen (vergl. Stichwort Zweischriftigkeit), denn neben der lateinischen hatte sich die deutsche Schrift für unsere Sprache entwickelt. Die Jugend, die in den Jahrhunderten vor 1941 aufwuchs, lernte problemlos beide Schriften..
Aktuell ziert Fraktur Schriftstücke, Urkunden und Gutscheine denen eine gewisse Wertigkeit, ein edles oder auch ehrendes Ansehen vermittelt werden soll. Gerne wird diese Form der Schrift auch für Kalligraphie-Kurse genutzt und zum Ausdrücken von Verbundenheit mit dem Ursprung der Schrift.
Jede Hochkultur hat Ihre eigene Schrift.
Aus diesem Grund, zur Wahrung der deutschen Identität, ist es so wichtig, die Texte der größten, kulturschaffenden Deutschen in der Schrift lesen zu können, für welche sie geschaffen wurden.
Denn mit dem Lesen dieser Werke in der Deutschen Schrift, der Fraktur, wird das Wesen der Kunst und die Schönheit der Texte genauso originär wiedergegeben, wie die Gesetze, die in der Amtsschrift gedruckt sind. Auch die immer noch gültige Verfassung des Reiches von 1871 ist in Fraktur, der Deutschen Schrift geschrieben. Ebenso die weltweit gelobte und heute noch moderne Sozialgesetzgebung des Deutschen Reiches ist original in Fraktur geschrieben.
Es lässt sich feststellen: Der Deutschen ureigenste Schrift und Kultur soll den Deutschen ausgetrieben werden. Kaum einer unter, schätzungsweise, 40 Lenzen, ist in der Lage in Fraktur geschriebene Texte, geschweige denn Bücher oder gar Gesetze zu lesen.
Wie steht es dann mit dem Verstehen?
Das wieder sicherzustellen, daß Deutsche ihre Schrift und ihre Kultur wiedererkennen und spüren, das müßen, wollen und werden wir ändern!
Deutsche Schrift gehört nicht nur in den Geschichts- oder Kunstunterricht, Deutsche Schrift gehört in den Deutschunterricht.